Amazon in der Kritik
Gespeichert von Prof. Dr. Markus Stoffels am
Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut Spiegel nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte "Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung" absolvieren. Dies dient vor allem zur Einarbeitung. Die Betroffenen arbeiten dann meist sechs Wochen, bekommen aber nur vier bezahlt. Die restlichen zwei Wochen erhalten sie weiterhin die Leistungen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Diese Praxis ist zwar legal. Allerdings wiederholt Amazon bei vielen der Aushilfen das Prozedere jedes Jahr, obwohl sie im Jahr zuvor bereits eingestellt waren und eine Einarbeitungszeit damit unnötig ist. Für Amazon ist das offenbar ein lukratives Geschäft. Arbeitnehmervertreter schätzen, dass von den mehr als 9.000 befristeten Aushilfen bei Amazon etwa die Hälfte zum festen Stamm gehören und jedes Jahr wieder befristet eingestellt werden. Dies allerdings erst, nachdem die von der Agentur für Arbeit bezahlte Praktikumsphase abgeschlossen ist. In einem Interview mit Spiegel Online verteidigt Armin Cossmann, Leiter der deutschen Logistikzentren, die Vorgehensweise des Online-Versandhändlers. Sie biete Menschen ohne Arbeit eine Perspektive. Selbstkritisch heißt es dann immerhin: „Wo sich herausstellt, dass eine Trainingsmaßnahme tatsächlich mehrfach durchgeführt wurde, werden wir das selbstverständlich korrigieren und den Arbeitsvertrag rückwirkend ändern. Das wäre dann ein Fehler, der passiert ist.“