Compliance in der Krise = Krise der Compliance?
Gespeichert von Dr. Ulrike Unger am
Die Wirtschaftskrise fördert Korruption. Jeder vierte Mitarbeiter deutscher Unternehmen hält es angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftskrise für gerechtfertigt, das Geschäft mit Hilfe von Schmiergeldern zu sichern oder anzukurbeln. Nahezu jeder Fünfte ist zudem bereit, hierfür Geschenke oder Vergnügungsangebote einzusetzen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft. Befragt wurden mehr als 2.200 Beschäftigte in 22 europäischen Ländern. Dabei gehen 55 % der Befragten von einer Zunahme der Korruption aus, in Deutschland erwarten dies sogar 59 % der Befragten. Als wichtigste Ursache für die steigende Korruption wird die schlechte Wirtschaftslage und die Sorge der Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz genannt. Um noch ein paar Zahlen zu nennen: Nur 15 % sind laut der Umfrage davon überzeugt, dass das Unternehmensmanagement immer integer handle. Und lediglich 5 % der Befragten sind fest überzeugt, dass ihr Arbeitgeber frei von gravierenden Korruptionsfällen ist.
Teilweise tauchen nun Fragen auf wie zum Beispiel: Steht Compliance den Unternehmen lediglich im Weg? Ist Compliance nur ein Thema für „gute Zeiten"? Soll in der Krise zum angeblichen Wohl der Unternehmen alles oder doch zumindest „etwas mehr an Korruption" erlaubt sein?
Von Ernst & Young wird gefordert, die Anti-Korruptionsmaßnahmen gerade in der aktuellen Krise zu verstärken. Die Studie zeigt jedenfalls, dass der Nutzen von Compliance zu großen Teilen noch nicht in das Bewusstsein der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter gelangt ist und dass Compliance-Systeme an die Risiken der Krise auszurichten und anzupassen sind.