Tod eines Praktikanten
Gespeichert von Prof. Dr. Christian Rolfs am
Der Fall hat in der vergangenen Woche für einigen Wirbel gesorgt: Ein Praktikant der Londoner Niederlassung der Bank of America Merrill Lynch war tot unter der Dusche aufgefunden worden. Der 21-jährige aus Südbaden wollte Investmentbanker werden, er hatte bereits als Hospitant bei der Deutschen Bank, bei Morgan Stanley und KPMG gearbeitet. Allem Anschein nach starb er an akuten Erschöpfungszuständen nach tagelanger Überarbeitung. Zwischen 100 und 110 Arbeitsstunden in der Woche sollen bei diesen Praktika in London "normal" sein; der Verstorbene galt als kommender "Superstar" (und hat dafür vermutlich noch etwas mehr als "normal" gearbeitet).
Zum festen Arbeitsritual gehört offenbar auch der "magic turnaraound" nach durchgearbeiteten Nächten: Ein Taxi bringt die jungen Leute nach Hause und wartet vor der Tür, bis sie frisch geduscht und neu gekleidet zurückkommen. Drei Nächte hintereinander ohne Schlaf waren dann aber doch zu viel.
Bedenklich aus Sicht des deutschen Arbeitsrechts: Schutzvorschriften für Praktikanten existieren nicht. Solange sie tatsächlich nur ein "Praktikum" ableisten und keine Arbeitnehmer sind, findet das Arbeitsrecht einschließlich des ArbZG keine Anwendung. Bei den kolportierten Arbeitszeiten und einem Entgelt von 2.700 GBP (ca. 3250 Euro) monatlich hätte man - bei Anwendung deutschen Rechts - allerdings erhebliche Zweifel anmelden dürfen, ob der junge Mann tatsächlich "nur" Praktikant und nicht schon Arbeitnehmer war.
Die Londoner Metropolitan Police untersucht den Vorfall.