Fahren mit 1,54 Promille - Bagatelle, lässliche "Sünde" oder mehr?
Gespeichert von Prof. Dr. Henning Ernst Müller am
Aus aktuellem Anlass wird über Trunkenheitsfahrten diskutiert. Für mich ist die Frage des Rücktritts einer Bischöfin daran weniger interessant. Spannender finde ich, dass in dieser Diskussion (einschl. Stellungnahmen diverser Politiker und Würdenträger) auch der aktuelle Stand der Normbefolgungsbereitschaft im Straßenverkehr gespiegelt wird. Zwar trifft es zu, dass immer noch viele Trunkenheitsfahrten unternommen werden und dass ein großes Dunkelfeld zu vermuten ist, aber viele Indizien in den letzten Jahren deuten darauf hin, dass Alkoholfahrten viel seltener geworden sind. Es handelt sich auch längst nicht mehr, wie noch in den 60er und 70er Jahren um ein typisches "Kavaliersdelikt", mit dem die Mehrheit der Deutschen augenzwinkernd einverstanden ist. Nach meiner Wahrnehmung (von wissenschaftlichen Studien gestützt) gibt es tatsächlich mittlerweile eine gewisse "Ächtung" der Trunkenheitsfahrt im Privatbereich. Im konkreten Fall ist zu berücksichtigen, dass 1,54 Promille schon ein recht hoher BAK-Wert ist, bei dem nicht an Alkohol gewöhnte Menschen meist nicht mehr den Weg zu ihrem Auto finden.