Marco Weiss verliert Verteidiger wegen seines umstrittenen Buchs
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Gegen den jetzt 19-jährigen Marco Weiss wird in Antalya/Türkei wegen der behaupteten Vergewaltigung einer 13-jährigen Britin verhandelt. 247 Tage befand er sich in türkischer Untersuchungshaft. In Deutschland wie in der Türkei hatte das Verfahren für große öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt und nach Mahnungen der Bundesregierung sogar zu politischen Verstimmungen zwischen den beiden Ländern geführt.
Gestern sah man noch einmal das in der türkischen Untersuchungshaft aufgenommene Foto des kahlrasierten jungen Mannes auf der Titelseite der Bild-Zeitung, die mit dem Vorabdruck des heute erschienenen Buchs über seine Leidenszeit in der Türkei begonnen hat. In dem Buch berichtet er auch über die Nacht mit der Britin.
Einer seiner beiden deutschen Verteidiger, Rechtsanwalt Matthias Waldraff aus Hannover, hat deshalb sein Mandat niedergelegt: Er habe stets versucht, Schaden von seinem Mandanten abzuwenden; das sei nun nicht mehr möglich. Auch der Anwalt in Istanbul erwägt, sein Mandat niederzulegen. Wenn Marco über seine Zeit in der Untersuchungshaft berechtigt, sei das unbedenklich. Sobald er aber Kritik an dem Schwurgericht in Antalya übe, könne das Auswirkungen auf das für April erwartete Urteil haben.
Marcos Anwälte haben immer gegen die schädlichen Folgen der Boulevard-Berichterstattung gekämpft. Für fahrlässig hielten sie die Aktion der Bild-Zeitung 18.000 Petitionen ihrer Leser ins Gericht nach Antalya bringen zu lassen. Rechtsanwalt Waldraff: Ein solcher Versuch der Beeinflussung des Gerichts ist in der Türkei strafbar. Die Gefahr ist groß, dass man der Verteidigung unterstellt, so etwas zu lancieren.
Derweil will der Anwalt der jungen Britin mit einem neuen Beweisantrag das Buch darauf prüfen lassen, ob es neue Erkenntnisse zum Tatablauf bringe.