Fall Mannichl: Immer mehr Zweifel am Tathergang
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Einen Monat nach dem Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl wachsen nach einem Bericht der SZ die Zweifel an den Vorkommnissen am Abend des 13.12.2008. Unmittelbar nach der Tat rief die Polizei die Fahndung nach einem rechtsradikalen Täter aus. Doch erfahrene Ermittler äußern inzwischen: "Irgendetwas passt da nicht zusammen." Die Zweifel der Fahnder richten sich gleichauf mehrere Punkte: den Tathergang, den vermeintlichen Täter, die Phantombilder und die Spuren auf dem Messer.
1. Tathergang
Nach Aussage von Mannichl - Opfer und zugleich einzige Zeuge der Tat - wurde er mit den Worten niedergestochen: "Schöne Grüße vom nationalen Widerstand. Du trampelst nicht mehr auf den Gräbern unserer Kameraden herum." Später stellte sich heraus, dass das Küchenmesser aus dem Haushalt des Opfers stammte und angeblich vor dem Haus lag. Unklar ist: Woher sollte der Täter wissen, dass vor dem Haus ein Messer liegt? Warum sollte er für den Mordanschlag ein Küchenmesser benutzen? Warum lässt der Täter das Messer am Tatort zurück und geht das Risiko ein, seine DNA zu hinterlassen?
Nach Informationen der SZ gibt es keinerlei Wisch- oder Schleifsspuren an dem Messer, die aber erkennbar sein müssten, wenn der Täter das Messer mit einem Handschuh angefasst haben sollte. Auch ein Handschuh hinterlässt Spuren.
2. Vermeintlicher Täter
Rätsel gibt der Polizei auch die Beschreibung des Täters auf. Mannichl selbst konnte nur eine sehr ungenaue Personenbeschreibung abgegeben. Eine Zeugin aus der Nachbarschaft sprach von auffälligen Tätowierungen in Form einer Schlange hinter dem Ohr des Täters oder eines Kreuzes im Gesicht. Mittlerweile gehen die Fahnder davon aus, dass es einen solchen Mann nicht gibt. "Wenn einer mit einer so einer Tätowierung einen Anschlag begeht, dann ist das so, als wenn ein Bankräuber mit dem Personalausweis auf der Brust in die Bank marschiert," sagt ein Fahnder. "Solche Leute kennt man." Sie würden innerhalb von Tagen ermittelt.
3. Wurde in alle Richtungen ermittelt?
Zwischenzeitlich stellt sich verstärkt die Frage, ob wirklich nur ein rechtsradikaler Hintergrund für die Tat in Frage kommt. Die Polizei Passau hat nach Informationen der SZ nicht wie sonst in unklaren Tatsituationen schnell das private Umfeld des Opfers aufgeklärt. Normales Procedere sei es, von innen nach außen zu ermitteln, sagt einer der Ermittler. Ein Drittel der Arbeit sei es, die privaten Verhältnisse zu recherchieren.