Ein neues, noch näher aufzuklärendes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte: Ein mutmaßlicher Stasi-Mitarbeiter erschoss Benno Ohnesorg
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Diese Meldung ist eine Sensation, wie auch die heutigen Medienberichte belegen (so z.B. ZDF Heute): Der Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg aus nächster Nähe erschoss, war Mitglied der SED und mutmaßlicher inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), ja vermutlich sogar eine "Spitzenquelle" für das MfS, wie Helmut Müller-Engberts meint (Quelle: FAZ vom 22.5.2009 S.1 [2]), der mit Cornelia Jabs durch Zufall die entsprechenden Unterlagen im Aktenbestand der MfS fand.
Der Schuss setzte der Studentenbewegung ein Fanal. Welches Signal wäre das für die studentische und außerparlamentarische Bewegung im Juni 1967 gewesen, wenn dieser Hintergrund bekannt gewesen wäre. Tatsache ist, dass der Schuss auf Ohnesorg für die weitere politische Entwicklung in der Bundesrepublik weitreichende Folgen hatte.
Dreimal stand der Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht und dreimal wurde er freigesprochen, weil seine Darstellung nicht widerlegt werden konnte, er habe sich in der aufgeheizten Stimmung des Tages von Demonstranten derartig gedrängt gesehen und sei von 12 Männern tätlich angegriffen worden, so dass er habe schießen müssen. Die zahlreichen Ungereimtheiten der Verfahren gegen Kurras beschreibt Uwe Soukup in seinem Buch "Wie starb Benno Ohnesorg?".
Der Aktenfund erhellt den Täter, nicht aber seine Tat, die jetzt noch mehr als bisher Rätsel aufwirft. Mit Blick auf die jetzt aufgetauchten 17 Aktenbände muss nun alles darangesetzt werden, die Tat aufzuklären; denn es geht um ein wichtiges Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Vielleicht äußert sich Karl-Heinz Kurras jetzt nochmals dazu, was ihn zu dem Schuss auf Benno Ohnesorg motivierte. Auch die Staatsanwaltschaft Berlin wird sich hoffentlich nochmals mit diesem Fall befassen.