Der Adblocker: Eine Antwort auf den Offenen Brief der FAZ
Gespeichert von Prof. Dr. Thomas Hoeren am
Sehr geehrter Herr Müller von Blumencron, Chefredakteur für Digitale Produkte,
seit einiger Zeit erhalte ich Ihren Brief beim Online-Besuch der FAZ:
"Liebe Leserin, lieber Leser,
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Sehr geehrter Herr Müller von Blumencron,
Sie möchten also verstehen, warum ich den Adblocker benutze. Das erläutere ich Ihnen gerne, zumal ich als langjähriger FAZ-Abonnent und FAZ-Autor Ihre Zeitung sehr schätze.
Zunächst einmal möchte ich Ihre Aussage in Frage stellen, dass die FAZ nur klassische Anzeigen im Web schaltet. Mein Lieblingstool Ghostery zeigt, dass Sie nicht weniger als sieben Trackingtools einsetzen, die umfassend mein Nutzerverhalten mitprotokollieren und in Werbedaten umformen. Und upps, mit Ghostery habe ich diese Trackingtools alle ausgeschaltet.
Nun aber zum Adblock selbst: Das Laden der Werbung auf meinen Rechner kostet mich Rechenzeit, Arbeitsspeicher und Traffic; warum sollte ich das wollen? Die Rechtsordnung gibt mir die Chance, mich frei zu entscheiden, ob und wieviel Werbung ich im Web sehen wll - warum sollte ich diese Option ncht nutzen? UNd wieso soll ich mich dann als "Schmarotzer" behandeln lassen müssen?
Ihre Strategie erinnert an die Zeiten der Fernsehfee, der Box zum Umgehen von Fernsehwerbung, die der BGH ausdrücklich erlaubt hat (BGH, Urteil vom 24. 6. 2004 - I ZR 26/02, Rdnr. 28):
"Die von der Klägerin gesendete Werbung erreicht, wenn der Werbeblocker der Beklagten zum Einsatz kommt, nur diejenigen Fernsehzuschauer nicht, die sich bewußt dafür entschieden haben, keine Werbung sehen zu wollen."
Diese bewußte Entscheidung gilt es zu respektieren! Nichts für ungut - herzlichen GRuss TH