Die Berliner Zeitung sponsert Quatsch
Gespeichert von Peter Winslow am
In einem auf den 1. Oktober 2020 datierten Beitrag – der »Sponsored« ist – wird in der Berliner Zeitung entgegen der Industrienorm DIN 17100 und der herrschenden Meinung professioneller Übersetzer und Übersetzerinnen behauptet, dass Übersetzer und Übersetzerinnen keine Qualifikationen benötigen, um Erfolg zu haben. Dieser Beitrag ist mindestens aus drei Gründen Quatsch.
In ihm wird
(1) die Illusion verbreitet, dass man nur eine zweite oder dritte Sprache beherrschen muss, um Übersetzer oder Übersetzerin zu werden;
(2) »Qualifikation« mindestens einmal mit »Zertifizierung« verwechselt; und
(3) die Unwahrheit verbreitet: »Die nachgewiesene, beglaubigte Online-Übersetzung ist ein liberaler Beruf, der nicht reguliert ist«.
Allein die reine Anzahl von Streitverfahren, die in Deutschland aufgrund schlechter Englischkenntnisse – und mangelnder Übersetzungserfahrung – geführt werden (dieses Jahr habe ich bereits bei zwei mitgewirkt; letztes Jahr war auch nicht besser), widerlegt die Illusion. »Qualifikation« ist nicht gleich »Zertifizierung«: zum Beispiel sind Zulassungen und öffentliche Bestellungen auch Qualifikationen, aber keine Zertifizierungen. Und beglaubigte Übersetzungen sind sehr wohl reguliert; in Deutschland existieren Landesgesetze, welche die Beglaubigung/Bescheinigung von Übersetzungen regeln.
Die Berliner Zeitung sollte sich schämen. Sie hat Geld gegen Quatsch und Lüge angenommen.