Fluch und Segen von Transfergesellschaften

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 20.05.2013

Die Transfergesellschaft ist mittlerweile ein etabliertes arbeitsmarktpolitisches Instrument. Ihr Hauptzweck besteht darin, überzählig gewordene und konkret von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter weiterzubilden und ihnen neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Doch ihr arbeitsmarktpolitischer Nutzen ist umstritten. Zuletzt hat das Ringen um die (letztlich gescheiterte) Einrichtung einer Transfergesellschaft bei der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker ein Schlaglicht auf dieses Instrument geworfen. Sehr kritisch äußert sich Hilmar Schneider, Direktor Arbeitsmarktpolitik beim Forschungsinstitut Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn. „Im Grunde sind Transfergesellschaften Geldverschwendung. Es gibt keinen Beleg dafür, dass ihre Betreiber den Betroffenen schneller aus der Arbeitslosigkeit helfen, als es bei der normalen Betreuung der Arbeitsagenturen der Fall ist“, meint Schneider. Die Vorteile sieht Schneider an anderer Stelle: Gelinge es dem Management des Sanierungsfalls, sich mit den Arbeitnehmern auf die Gründung einer Transfergesellschaft zu verständigen, spare das Unternehmen Kosten für die Abfindungen der Mitarbeiter und Kündigungsprozesse. Denn die Betroffenen unterschrieben einen Aufhebungsvertrag und wechselten mit einem neuen Vertrag in die Transfergesellschaft. Ihr Vorteil läge vor allem im Zeitgewinn. Dem Image als Verschiebeparkplatz für überzählige Mitarbeiter ist jetzt der Dortmunder Arbeitsmarktforscher Gernot Mühge in einem Gespräch mit dpa entgegengetreten. „Transfergesellschaften sind deutlich besser als ihr Ruf“. „Die Beschäftigten-Transfers sind ein ganz zentrales Instrument in der Arbeitsmarktpolitik und entfalten einen unsäglich großen Nutzen. Das wissen wir aus internationalen Vergleichen“, sagte Mühge. Transfergesellschaften mit einem dichten Angebot für Beratung und Qualifizierung erhöhten die Motivation der Teilnehmer in der Jobsuche und auch die Zuversicht, eine Stelle zu finden. Die Berichterstattung zur anvisierten und dann gescheiterten Transfergesellschaft bei Schlecker im vergangenen Jahr sei einseitig gewesen, bemängelte Mühge. „In der Regel nimmt der negative Fall in der Berichterstattung viel mehr Raum ein.“ Studien belegten deutlich, dass Transfergesellschaften eine sehr dichte arbeitsmarktpolitische Dienstleistung böten. „Mit hoher Beratungsintensität und zum Teil hoher Qualifizierungsintensität.“

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