Linguee + AI = DeepL oder Hausmeister der Aufzeichnungen
von , veröffentlicht am 21.07.2022Wer meine Beiträge liest, weiß, dass ich kein Fan von DeepL bin, ja kein Fan der maschinellen Übersetzung überhaupt. Ab und an versuche ich sogar, auch Leser:innen der beck-community von den fantastisch dummen »DeepL-Übersetzungen« zu überzeugen. Heute präsentiere ich eine Werbung von DeepL und plädiere dafür, DeepL einen Gefallen zu tun: Zweifeln Sie bitte nicht an der Ernsthaftigkeit dieser Werbung.
DeepL wirbt damit, dass »Linguee + AI = DeepL«. Wenn sich eine Formel als fehlerhaft erweist, ist es ratsam, im ersten Schritt den Fehler am Anfang der Formel zu suchen. Hier verhält es sich scheinbar nicht anders. Scheinbar muss man davon ausgehen, dass der zum Rausspücken der »DeepL-Übersetzungen« eingesetzten künstlichen Intelligenz nicht wirklich von Linguee geholfen wird. Vielleicht ist die KI in der Tat künstlich und intelligent. Wer weiß? Vielleicht sind die »DeepL-Übersetzungen« nur deswegen so schlecht, weil Linguee so schlecht ist. Wer daran zweifelt, dass Linguee schlecht ist, wird nicht einfach durch einen Blogbeitrag davon überzeugt. Aber man muss irgendwo anfangen. Und ich fange an, indem ich Sie auf den ersten Vorschlag von Linguee zur deutschsprachigen Übersetzung des englischsprachigen Begriffs »custodian of records« hinweise: »Hausmeister der Aufzeichnungen«.
»Hausmeister der Aufzeichnungen«. Let that sink in for a minute.
Vielleicht wenden Sie ein: Aber der Vorschlag stamme doch aus »External sources (not reviewed)«. Und Sie haben Recht. Aber das Rechthaben nutzt Ihnen nichts. Denn im Hinblick auf diesen bestimmten englischsprachigen Begriff stammen sämtliche Vorschläge von Linguee aus »External sources (not reviewed)«. Das erst Beste, was Linguee vorschlagen könnte, ist »Hausmeister der Aufzeichnungen«.
Da ich das Wollwollen selbst, für Ehrlichkeit in der Werbung und Übersetzer bin, möchte ich DeepL helfen. Hier mal meine Übersetzung der Werbungsformel von DeepL:
Schlechte zweisprachige Korpora + KI = DeepL.
Und ich empfehle, diese Formel vorzulesen: Schlechte zweisprachige Korpora plus KI gleich DeepL, Punkt. ——Über diesen Punkt kommt man nicht so leicht hinweg.
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5 Kommentare
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Der Beitrag erschließt sich mir nicht zur Gänze. "Rausspücken" finde ich immerhin eine schöne Erfindung, wenn auch ungewöhnlich.
Gast kommentiert am Permanenter Link
Ich musste es nachlesen. https://en.wikipedia.org/wiki/Custodian_of_Records . Und verstehe es immernoch nicht. Jemand, der dafür verantwortlich ist, dass pornographische Filme nur mit Erwachsenen gedreht werden und das dokumentieren muss? Dann wäre es geradezu unfair, eine Maschine an dieser Übersetzung eines Fachbegriffs einer winzigen fachlichen Sparte zu messen.
Deep-L & Co sind wunderbar, um einen ersten Überblick zu bekommen. Dass der nicht perfekt ist und es umso schwerer es wird, je fachspezifischer alles ist, muss jedem klar sein. Und dass es ein ausgeildeter/studierter/erfahrener menschlicher Übersetzer besser macht: keine Frage. Aber den kann ich halt nicht für jeden Text fragen, den muss ich fragen, wenn der Text besonders wichtig ist.
Und auch der kann immernoch rauspücken und Wollwollen schreiben. Auc Menschen machen halt Fehler. Warum sollten die von ihnen gebauten Maschinen keine machen?
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Ich muss gestehen, an die Verwendung des Begriffs habe ich nicht gedacht. Er ist nämlich nicht nur in diesem besonderen Bereich, sondern auch etwa im Streitverfahren gebräuchlich. Sehen Sie bspw. hier.
But I take your point.
Ihren weiteren Ausführungen stimme ich zu 100% zu.
Gast kommentiert am Permanenter Link
Man muss es schon in einen Zusammenhang stellen. Mit dem von Ihnen nachgeschobenen Beispiel kommt DeepL ganz gut klar.
Gast kommentiert am Permanenter Link
Wie würden Sie denn diese beiden verschiedenen custodians übersetzen?