USA: Keine Haftung der Plattformen für die Inhalte (Sec. 230 Communications Decency Act)

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 18.05.2023

Die deutlich formulierte Entscheidung des US Supreme Court war erwartet worden, obwohl es im Kern gar nicht um Sec. 230 ging. Kernsatz: “Die Behauptungen der Kläger reichen nicht aus, um nachzuweisen, dass diese Angeklagten ISIS bei der Durchführung des betreffenden Angriffs unterstützt haben.”

Es ging vielmehr in der Entscheidung No. 21–1496 um den Justice Against Sponsors of Terrorism Act (JASTA), der eine sekundäre zivilrechtliche Haftung für Personen eingeführt hat, die Beihilfe leisten, indem sie wissentlich wesentliche Unterstützung leisten, oder wer mit der Person konspiriert, die einen solchen Akt des internationalen Terrorismus begangen hat Terrorismus begangen hat". 18 U.S.C. §2333(d). Die Verbindung zu Section 230 ergbt sich viemehr aus der zusätzlichen Order No. 21–1333 des Obersten Gerichts: "We therefore decline to address the application of §230 to a complaint that appears to state little, if any, plausible claim for relief." 

Ob die Plattformen nach anderen Vorschriften haftbar sein können, ist mit der Entscheidung nicht ausgeschlossen.

Hier ein aus deutscher Sicht interessanter Auszug aus der Entscheidung:

"Yet, our legal system generally does not impose liability for mere omissions, inactions, or nonfeasance; although inaction can be culpable in the face of some independent duty to act, the law does not impose a generalized duty to rescue. ... Halberstam recognized that giving verbal encouragement (such as yelling “‘Kill him!’”) could be substantial assistance, id., at 481, but that passively watching an assault after hearing an assailant threaten the victim likely would not be, id., at 483. Those same lines have long been drawn for aiding-and-abetting liability under the common law...The mere creation of those platforms, however, is not culpable. To be sure, it might be that bad actors like ISIS are able to use platforms like defendants’ for illegal—and sometimes terrible—ends. But the same could be said of cell phones, email, or the internet generally. "

Ein deutsches Gericht würde wahrscheinlich zumindest die ersten Teile des Auszugs anders formulieren, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass das Ergebnis anders ausfallen würde. Aber was meinen Sie?

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Die Aussagen aus dem Auszug lassen sich u.a. damit erklären, dass es in den USA traditionell kein allgemeines Strafrecht für die Bestrafung unterlassener Hiilfeleistung gibt. Lesenswert dazu: dazu: https://journals.iupui.edu/index.php/inlawrev/article/download/3406/3336 

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