"Sunny" von Bülow nach nahezu 28 Jahren im Koma gestorben

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 08.12.2008

Den amerikanischen Spielfilm "Die Affäre der Sunny von B." basierend auf dem Sachbuch des berühmten Harvard-Professors und profilierten Strafverteidigers Alan N. Dershowitz  strahlt das Fernsehen immer wieder mal aus. Zumal den Studierenden gibt der Film einen guten Einblick wie damals bei erdrückend erscheinender Beweislage eine fast aussichtslose Verteidigung in zweiter Instanz erfolgreich hatte.

Der Fall

Die Erbin eines Millionenvermögens heiratet 1957 unter großer Anteilnahme der Klatschpresse den verarmten österreichischen Prinzen Alfred von Auersberg. Die Ehe geht in die Brüche und die von Depressionen geplagte Prinzessin von Auersberg geht mit ihren Kindern zurück nach New York. 1966 heiratet sie den Lebemann Claus von Bülow . Ein Jahr später kommt eine Tochter auf die Welt. Der elegante Lebensstil des Ehepaars täuscht: die Mutter flüchtet in Alkohol und Tabletten, der Vater beginnt eine Affäre mit einer Schauspielerin. Die Ehe besteht nur noch auf dem Papier, aber sie ermöglicht dem Ehemann einen aufwändigen Lebensstil. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1979 fällt Martha von Bülow, genannt Sunny, ins Koma, erwacht daraus jedoch einige Zeit später. Als sie am 22. Dezember des folgenden Jahres bewusstlos wird, ist das Koma irreversibel. Am vergangenen Samstag  verstarb sie nach nahezu 28 Jahren im Koma in einem privaten Pflegeheim in New York (Fotostrecke bei SPIEGEL online).

Der Prozess

Medikamente, die eine Haushälterin entdeckt hatte, legte bei den Kindern aus erster Ehe den Verdacht, dass der Stiefvater versucht habe, ihre Mutter durch eine Insulininjektion umzubringen. Die These: Damit der Stiefvater weder seine Geliebte noch das Vermögen seiner Frau verliert, musste diese eines "natürlichen Todes" sterben. Erstinstanzlich wird Claus von Bülow  am 16. März 1982 wegen Mordversuchs zu 30 Jahren verurteilt. Trotz des eindeutig erscheinenden Urteils legt er Berufung ein, engagiert Alan N. Dershowitz  und wird am 27. April 1984 vom Supreme Court von Rhode Island freigesprochen.

Meine Empfehlung an Studierende/Referendare

 Viel besser als der Film gibt das Buch interessante Innenansichten bei einer Verteidigung in einem schier aussichtslos erscheinenden amerikanischen Indizienprozess. Das Buch ist zwar bereits 1990 in deutscher Übersetzung erschienen, an den Problemen hat sich aber nichts geändert.

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