Strategeme

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 19.10.2009

Listiges Verhalten gilt in Deutschland oder überhaupt im europäischen Kulturkreis als unfair und ist damit eher negativ besetzt. Harro von Senger bezeichnet die von ihm ür deutsche Manager beschriebenen 36 chinesischen Kriegslisten daher mit dem neutraleren Begriff "Strategeme". Chinesen haben keine negative Einstellung zu diesen Listen und zu listigem Verhalten allgemein. Im Gegenteil ist für sie listiges, trickreiches Vorgehen völlig normal und sie analysieren jedes Verhalten von Verhandlungspartnern oder anderen Menschen immer vor dem Hintergrund der 36 Strategeme.

Einige der 36 Kriegslisten sind in Deutschland durchaus auch bekannt. So lautet beispielsweise Strategem Nr. 29: "Einen (dürren) Baum mit (künstlichen) Blumen schmücken". Auch wir kennen das entsprechende Vorgehen Unterzeichners manchmal bei Verkaufsverhandlungen als "Die Braut schön machen". Der aus meiner Sicht wesentliche Unterschied steht in dem systematischen Umgang mit diesen Strategemen. So werden verschiedene Typen Kriegslisten nach ihrem Zweck unterschieden. Es gibt Strategeme zur Verschleierung von Vorgängen, zur Vorspiegelung von Tatsachen, zur Enthüllung von verborgenen Tatsachen, zur Flucht zur Ausnutzung von Gelegenheiten. Harro von Sengerbeschreibt in seinem Buch "36 Strategeme für Manager" jeweils den Inhalt de Strategems, seinen Anwendungsbereich, mögliche Vorkehrungen dagegen so wie das mit dem Einsatz verbundene Risiko und gibt anschließend plastische Beispiele. Die Beschäftigung mit den Strategemen bietet daher doppelten Nutzen. Zum einen erhält man Handlungsalternativen beziehungsweise Ideenfür schwierige Situationen. Zum anderen ist man in der Lage, das Verhalten von Vertragspartnern oder anderen Menschen allgemein unter einem zusätzlichen Blickwinkel zu betrachten.

Möglichkeiten zur Vertiefung bietet der Kongress „ADR State of The Art“ der am 26. und 27. Oktober 2009 in Bielefeld, auf den hier im Blog bereits hingewiesen wurde. Harro von Senger wird dort einen Vortrag zum Thema "Kunst der List:
Strategemische Verhandlungsführung aus chinesischer Sicht". 

Sinnvoll eingesetzt, dient das Wissen um diese Listen keineswegs dem Mißtrauen gegenüber anderen, sondern vielmehr dem selbstsichereren und sensibleren Auftreten in Verhandlungen.

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"Listiges Verhalten gilt in Deutschland oder überhaupt im europäischen Kulturkreis als unfair und ist damit eher negativ besetzt" - und wird von Gerichten dann mit so unfreundlichen Worten wie "Verjährungsfalle" u.ä. betitelt. ;-)

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