Gleichstellung per Computerprogramm?

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 20.03.2009

Anlässlich des Equal Pay Day 2009 hat die Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ein "Dossier Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland" vorgestellt. Hierin sind erstmals umfassend und grundlegend Daten zum Thema Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern zusammengestellt. Die Studie macht eine Lohnlücke von 23 Prozent aus. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich auf dem siebtletzten Platz. Fortschritte könne man - so Frau von der Leyen - nur erzielen, wenn alle an einem Strang ziehen: Politik, Unternehmen und Sozialpartner. Die Ministerin will vor allem für mehr Transparenz bei der Entlohnung von Frauen und Männern sorgen. Um hier eine Hilfestellung zu leisten, bietet das Ministerium Unternehmen das Computerprogramm "Logib-D" (zu den technischen Details vgl. die Information des Ministeriums) an, das in der Schweiz bereits seit einigen Jahr im Einsatz ist. Dieses Programm ermöglicht den interessierten Unternehmen einen Selbsttest, ob es deutliche Entgeltunterschiede zwischen Frauen und Männern gibt und was die Gründe dafür sind. Entsprechend können daraufhin dann Maßnahmen ergriffen werden. In einer Pilotphase soll das an deutsche Verhältnisse angepasste Programm zunächst in fünf Unternehmen verschiedener Branchen und Größen eingesetzt werden. Ab dem Sommer soll das Programm dann für alle Unternehmen kostenlos zum Download bereitgestellt werden. Auch eine Beratung der teilnehmenden Betriebe hat das Ministerium in Aussicht gestellt. Das ist nach meinen Dafürhalten ein richtiger Schritt, denn Transparenz fördert die Diskussion und das Ergreifen von entsprechender Maßnahmen. Die Aktivitäten der Ministerin sind allerdings von Seiten der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, der Fraktion der Grünen und der Gewerkschaft ver.di auch kritisch beurteilt worden. Die Grünen-Politikerin Krista Sager meinte: "Ein Computerprogramm ist kein Ersatz für politische Steuerung."

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