Werden Sie zum Marketingprofi in eigener Sache - Selbstmarketing für Anwältinnen und Anwälte

von Gastbeitrag, veröffentlicht am 18.08.2023
|1747 Aufrufe

Wenn Sie mehr Sport machen wollen und auf der Suche nach einem Personal Trainer sind, wessen Online-Präsenz überzeugt Sie dann eher? Die selbstdarstellerischen, muskelbepackten Instagram-Bilder des einen, oder die Tipps und Anleitungsvideos für Normalsterbliche des anderen Trainers? »Das ist ein sehr eindrückliches Beispiel für den Unterschied zwischen einer Personenmarke und einer Expertenmarke«, findet Karin Schmollgruber, die in ihrem neuen Buch erklärt, wie Anwältinnen und Anwälte mit Selbstmarketing mehr Mandate gewinnen. Dabei spielen neben den sozialen auch klassische Medien weiterhin eine wichtige Rolle.

Eine Expertenmarke aufbauen
»Wenn Sie als Anwältin oder Anwalt erfolgreich Selbstmarketing betreiben möchten, benötigen Sie eine Expertenmarke, die stimmig zu Ihnen und Ihrer Zielgruppe passt und die Sie kontinuierlich auf den richtigen Kanälen sichtbar machen«, rät Schmollgruber. Für die Entwicklung einer solchen Expertenmarke hat die Autorin einen Fragenkatalog erstellt, den es zu beantworten gilt. Dazu zählen Fragen wie: Welche Werte und Eigenschaften prägen mich? Was schätzen Klientinnen und Klienten an mir? Woher kommen meine Mandate? Und: Für welche Themen interessiere ich mich brennend? Die Antworten sind der Ausgangspunkt für Botschaften und Themen, die Sie in Ihren Marketingmaßnahmen einsetzen. »Vergessen Sie aber nie, Ihre Expertenmarke up-to-date zu halten«, warnt Schmollgruber. Auch als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt sollten Sie immer am Puls der Zeit bleiben. Verfolgen Sie, wie sich gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Veränderungen auf Ihre Zielgruppe auswirken - nicht nur aus rechtlicher Sicht. Wenn es Ihnen gelingt, mit Ihrer Expertenmarke relevant zu bleiben, wächst Ihr Wert mit den Jahren. Für alle anderen gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Das Wichtigste: Sichtbarkeit
Die beste Expertenmarke nützt nichts, wenn man sie nicht in die Welt hinausträgt. »Gerade die Rechtsberatung ist ein Expertenbusiness, in dem Unsichtbarkeit ein Risiko darstellt. Ihre Expertenmarke ist neben Ihrer Expertise Ihre stabilste Währung«, weiß die Autorin. Sichtbarkeit bedeutet weniger Konkurrenzdruck sowie Orientierung und Sicherheit für potenzielle Mandantinnen und Mandanten. Sie macht es zudem einfacher Honorare durchzusetzen, denn es ist dann nicht mehr das einzige Entscheidungskriterium, das Sie von anderen gleich kompetenten Anbietern unterscheidet. Doch wie komme ich zu mehr Sichtbarkeit? »Jede Aktivität sollte auf Ihrer Expertenmarke aufbauen. Und selbst wenn Sie in einer Kanzlei arbeiten, die eine Marketingabteilung hat, erwarten Sie nicht, dass diese sich um Ihre Expertenpositionierung kümmern wird - nehmen Sie es selbst in die Hand«, rät Autorin Schmollgruber.

Nicht zu unterschätzen: klassische Medienarbeit
Es gibt verschiedenste Kanäle, die Sie nutzen können, um Ihre Expertenmarke sichtbar zu machen. Social Media ist wichtig, aber auch die klassischen Medien sollten nicht vernachlässigt werden. »Presse erzeugt Presse«, weiß Schmollgruber, »vor allem, wenn Sie dafür sorgen, dass Ihr Beitrag auch digital abrufbar ist.« Wie ieder von uns recherchieren auch Redaktionen auf der Suche nach Expertinnen und Experten zunächst online. Doch wie schaffe ich es, dass die Medien überhaupt auf mich aufmerksam werden? »Für Ihr Selbstmarketing brauchen Sie keine detailliert ausformulierte Presseaussendung, sondern lediglich einen Media-Pitch«, ist Schmollgruber überzeugt. Gemeint ist eine kurze Mail an eine Redakteurin oder einen Redakteur, in der Sie ein Thema vorschlagen, Hintergrundinfos anbieten oder sich als Quelle für Interviews ins Spiel bringen. Schmollgruber rät: »Für Ihren Aufhänger können Sie sich zum Beispiel folgende Fragen stellen: Gibt es einen aktuellen Anlass, wie eine neue Gesetzgebung, einen Präzedenzfall, Studien, oder bietet sich eine Nachbetrachtung an? Gibt es einen Skandal aus der Unternehmens- oder Prominentenwelt, den Sie rechtlich beleuchten können? Betrachten Sie aktuelle Themen immer aus dem rechtlichen Blickwinkel und erläutern Sie, warum sie gerade aktuell und relevant sind.«

Klein aber fein: die Kontaktliste
Wenn Sie Ihren Pitch fertig haben, müssen Sie ihn noch an die richtigen Menschen verschicken. Die Expertin rät zu Klasse statt Masse. »Fünf bis zehn Kontakte sind eine ausgezeichnete Basis für Ihre DIY-Medienkampagne. Aber diese müssen dann genau passen. Beschäftigen Sie sich mit den für Ihre Themen relevanten Medien und finden Sie heraus, wer dort der für Sie geeignete Ansprechpartner ist. Kontaktdaten finden sich oft im Impressum«, weiß Schmollgruber. »Und wenn alle Stricke reißen, hilft oft der Griff zum Telefon. Das Personal an der Rezeption der Verlagshäuser ist üblicherweise freundlich und gibt gerne Auskunft.«

Einfach mal machen
Einen Media-Pitch aufsetzen, einen Linkedln-Beitrag schreiben oder einen Instagram-Kanal eröffnen - bei so vielen Möglichkeiten zum Selbstmarketing fragt man sich schnell, wo man eigentlich anfangen und vor allem die Zeit dafür hernehmen soll. »Lassen Sie sich nicht abschrecken, und verwerten Sie Ihre bestehenden Aktivitäten geschickt für Beiträge auf verschiedenen Kanälen«, ermutigt Schmollgruber. »In erster Linie sind Sie ein Rechtsexperte und kein Marketingguru. Deshalb gilt beim Selbstmarketing: Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an. Experimentieren Sie! Fortschritt ist definitiv wichtiger als Perfektion.«

Der Beitrag erschien zuerst in beck-aktuell - DAS MAGAZIN. Jetzt kostenlos abonnnieren.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Titel:
»Selbstmarketing für Anwältinnen und Anwälte« von Karin Schmollgruber

Mehr zum Thema Anwaltsmarketing finden Sie auf beck-shop.de:
Anwaltsmarketing: So vermarkten sich Anwältinnen und Anwälte erfolgreich selbst

 

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

Kommentare als Feed abonnieren

Kommentar hinzufügen