Glass-Lewis-Richtlinien für die Hauptversammlungssaison 2024

Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat Ende November seine Policy Guidelines Germany für die HV-Saison 2024 veröffentlicht. Parallel aktualisiert wurden die Policy Guidelines Continental Europe. Die im Vergleich zu den letzten Jahren insgesamt zurückhaltenden Änderungen beziehen sich hauptsächlich auf den Bereich der Vorstandsvergütung.

Neues Vergütungssystem und bestehende Vorstandsverträge

Ein neues oder geändertes Vergütungssystem sollte nach Vorstellung von Glass Lewis gleichzeitig für alle aktiven Vorstandsverträge Wirkung entfalten und nicht nur etappenweise mit dem Auslaufen bestehender Verträge. Für den Fall, dass dies anders gehandhabt wird, will Glass Lewis zwar nicht allein deswegen eine Empfehlung gegen die Billigung des Vergütungssystems aussprechen, erwartet aber eine Offenlegung der Hintergründe der nur schrittweisen Einführung (S. 24).

Vergütungsbericht zu ausgezahlter und verdienter Vergütung

Im Vergütungsbericht erwartet Glass Lewis für den Berichtszeitraum eine individualisierte Offenlegung sowohl der ausgezahlten als auch der verdienten Vergütung. Eine Beschränkung auf ausgezahlte Vergütungsbestandteile komme nur dann in Frage, wenn die Gesellschaft hierfür eine überzeugende Begründung („compelling explanation“) liefere. Andernfalls, so Glass Lewis, werde eine Empfehlung gegen die Billigung des Vergütungsberichts erwogen (S. 26 f.).

Offenlegung zu klimabezogenen Risiken und Folgen von Cyberangriffen

Aus den Kontinentaleuropa-Richtlinien von Bedeutung ist ferner die Ausweitung der im letzten Jahr neu eingeführten Passage zu Board-Level-Verantwortlichkeiten für klimabezogene Risiken. Danach erwartet Glass Lewis nun von einem erweiterten Kreis von Gesellschaften treibhausgasbezogene Offenlegungen und klar definierte Board-Verantwortlichkeiten für diesen Bereich (S. 9). Von Gesellschaften, die erheblichen Schaden aus einem Cyberangriff erlitten haben, erwartet Glass Lewis künftig regelmäßige Updates zum Fortschritt im Umgang mit dem Angriff (S. 27 f.).

Weitere Änderungen

Neben redaktionellen Anpassungen schärft Glass Lewis in den deutschen Richtlinien ferner die Definition des „Affiliated Supervisory Board Member“ (S. 8) und fasst die Erwartung zum Schicksal langfristiger Vergütungsbestandteile bei vorzeitigem Ende des Vorstandsvertrags restriktiver (S. 24 f.).

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
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