Entweder | Oder - Fragen an Frauke Rostalski

von Gastbeitrag, veröffentlicht am 24.07.2024
Rechtsgebiete: Verlag|2101 Aufrufe
Entweder | Oder - Fragen an Frauke Rostalski

Frauke Rostalski ist Professorin für Strafrecht, promovierte Philosophin und Mitglied im Deutschen Ethikrat. In ihrem aktuellen Buch beschäftigt sie sich mit der vulnerablen Gesellschaft. Weitere Projekte drehen sich um Künstliche Intelligenz wie die Entwicklung einer Strafzumessungsdatenbank. Wir sprachen mit der vielseitigen Juristin.

Frau Rostalski, in Ihrem Buch sprechen Sie davon, dass wir uns langsam in eine Gesellschaft von ›Vulnerablen‹ verwandeln. Wie meinen Sie das?

Eine vulnerable Gesellschaft zeichnet sich durch eine zunehmende Verletzlichkeit aus. Die Wahrnehmung und Bewertung von Risiken ändert sich mit der Folge, dass staatliche Regulierung zum Schutz der Gesellschaftsmitglieder immer weiter ausgedehnt wird – um den Preis individueller Freiheitsverluste. Die Vulnerabilität ist gekennzeichnet durch eine voranschreitende Sorge, durch Worte verletzt zu werden. Das hat zur Folge, dass Themen, Argumente oder sogar Sprecher aus Debatten ausgeschlossen werden.

Ist es denn nicht begrüßenswert, dass Schutzbedürftigen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird?

Es ist eine der grundlegenden Aufgaben des Staates, Schutz zu gewährleisten. Und in vielen Bereichen der jüngeren Rechtsentwicklung bin ich persönlich der Ansicht, dass die Ausweitung von Schutz einen Fortschritt bedeutet. Gleichwohl erscheint es mir wichtig, dass sich die Gesellschaft der Veränderungen bewusst wird und in einen Diskurs darüber eintritt, wie viel Freiheit sie der Verletzlichkeit opfern möchte.

Kommen wir noch zur Idee der Strafzumessungsdatenbank. Ist es nicht bedenklich, einer Maschine die Findung der Strafe zu überlassen?

Das wäre mehr als bedenklich, ist aber nicht das, was Strafzumessungsdatenbanken tun. Darin finden sich Informationen für Richterinnen und Richter darüber, wie in vergleichbaren Fällen andere Gerichte entschieden haben. Für den einzelnen Rechtsanwender kann sich so der Vorgang der komparativen Strafzumessung erleichtern, weil man sich orientieren oder abgrenzen kann, zumindest mit seinem eigenen Fall nicht im luftleeren Raum schwebt.

Kommen wir zu unserem Interviewteil »Entweder – Oder« …

Krimi oder Kant?

Unbedingt Kant.

Rhein oder Lahn?

Ohne Vergangenheit keine Gegenwart – also beides!

Cocktail oder Wein?

Tee.

Lesen oder Schreiben?

Schreiben.

Hund oder Katze?

Katze.

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Zur Monografie: "Die vulnerable Gesellschaft, 2. Auflage. 2024"

 

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