Safe Internet Day: "Verfallsdatum" bzw. Löschung der eigenen Daten im Internet?

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 08.02.2011

Verbraucherschutzministerin fordert im Rahmen des Safe Internet Days 2011 laut einer neuen Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen besseren Verbraucherschutz im Internet. Der Schutz der persönlichen Daten im Internet sei eine der Kernaufgaben von Politik und Wirtschaft.

Laut einer Studie des Verbandes BITKOM haben 27 Millionen der Bundesbürger ein persönliches Online-Profil, das entspricht 53% der deutschen Internetnutzer, heisst es in der Pressemitteilung.

Jedoch halten 55% der deutschen Internetnutzer ihre im Internet veröffentlichten Daten für unsicher.

Laut dem Magazin Focus und einer entsprechenden dpa-Meldung gab Prof. Krempf , Präsidiumsmitglied des BITKOM-Verbandes, an, dass 13% der Internetnutzer keine persönlichen Daten ins Internet stellen würden, da sie um die Sicherheit dieser Daten besorgt seinen. Dies könnte u.a. durch ein "Verfallsdatum" für Daten im Internet erreicht weden. 

Aigner erklärte, die Bundesregierung werde der Weitergabe personenbezogener Daten Grenzen setzen:

"Ich möchte nicht, dass Unternehmen Geschäfte mit den Daten von Nutzern machen, indem sie Persönlichkeitsprofile veröffentlichen, Bewegungsprofile oder Suchmaschinen-Anfragen zur Profilbildung nutzen. Dies darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Betroffenen zulässig sein .   Wer persönliche Daten ins Netz stellt, sollte grundsätzlich auch das Recht behalten, diese wieder zu löschen ."

Wie stehen sie zu einer Lösung, dass Internetdaten einem Verfallsdatum unterliegen sollen bzw.  wo es doch allgemein heißt, dass das Internet nicht vergesse? 

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5 Kommentare

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Alles Heuchelei. Unsere Regierung will unsere Flugdaten 13 Jahre lang speichern:

http://blogs.taz.de/ctrl/2010/01/24/was_wollen_wir_speichern_13_jahre_lang/

Das ist eine viel grössere Gefahr.

Was das Thema facebook & co betrifft - die Leute wissen genau, dass sie ihr Innerstes für Jedermann darstellen. Ich finde es wirklich erschreckend, dass man sehen kann mit wem andere Leute Kontakt haben und welche Beschäftigungen sie haben, obwohl das eigentlich niemand was angeht.

 

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Ich finde das an sich eine verdammt gute Idee, die allerdings nur schwer umzusetzen ist. Viele machen sich ja lächerlich über den "Digitalen Radiergummi" - eine Idee von "Internetausdruckern" könnte man meinen. Aber so dumm ist das gar nicht. Wenn alle Daten und Dokumente ein voreingestelltes Verfallsdatum haben sollten, so kann sich Software daran orientieren. Bereits seit den Anfängen des Internets enthalten sog. HEADER ein Absendedatum. Es trifft zwar zu, dass keine Software soch im Prinzip daran halten MUSS, aber wenn man es als gute Praxis einfordert und auch Software fördert, die dies tut, so könnte z.B. große Anbieter wie Google, Facebook, Microsoft, Apple, Twitter,... dies respektieren und damit schon einen Großteil des Webs zu einem anderen Ort machen.

 

Natürlich verhindert das nicht den Mißbrauch durch Firmen, die Daten abgrasen und so lange speichern, wie sie wollen. Ich mag auch nicht die Personensuchmaschinen wie Yasni oder 123People und deren Geschäftskonzepte. Aber ich bin eher ein Verfechter des: Lasst uns versuchen Lösungen zu finden anstatt vor dem Internet zu kapitulieren. Letzteres finde ich weder kreativ noch besonders progressiv. Wir müssen die Herausforderungen annehmen. Mag sein, dass vieles was vorgeschlagen wird nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber dann bitte bessere Lösungen. Ein "Das regel das Internet von ganz alleine" halte ich nicht für gangbar - und scheint mir eher einer Denkfaulheit zu entspringen. So eine Art "Das Internet hat immer Recht".

 

Sicher zeigt uns das Internet Grenzen der Rechtsprechung und Sinnhaftigkeit von Gesetzen auf. Aber deswegen z.B den Großkonzernen unsere Privatsphäre übergeben, damit die damit so viel Cash machen können wie sie können, während wir die ganzen Folgen als Privatpersonen alleine schultern müssen? Nein, danke!

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Herr Pfennig, Sie diskreditieren ihre Position, wenn ihnen als Argument nichts besseres einfällt, als alle Skeptiker als "denkfaul" und anti-progressiv darzustellen. Der Hinweis auf die Header ist auch nicht ganz einfach zu fassen: Sprechen Sie von Mail-Headern? IP-Headern? HTTP-Headern?

Außerdem zeigt der Kommentar auch noch etwas anderes: Wie wenig Mühe sich die "Verfallsdatum"-Befürworter eigentlich mit der Formulierung der konkreten Aufgabestellung aufhalten. Denn: Was bedeutet denn "Verfall"? Ein freundlicher Hinweis an Anzeigeprogramme, Daten bitte nicht mehr darzustellen? Vor welcher Art Mißbrauch schützt das doch gleich?

Die Forderung ist sogar so unkonkret, dass man gar nicht weiß, an wen sie sich richtet. Die Gesetzgebung? Brauchen wir Paragraphen, die Verfallsdaten (sagen wir mal es gibt auf technischer Ebene solche Annotationen) durchsetzen? Was heißt "durchsetzen" in dem Zusammenhang?

Richtet sich die Forderung an Techniker, Spezifikationsdesigner? Soll zB das JPEG-Format um das Metadatum "Verfallsdatum" ergänzt werden? Die PDF-Spezifikation, die Word-Datei-Spezifikation (wenn es sie gäbe), GIFs, PNGs, etc.pp.? Klar, kann man einbauen, wäre ein einfaches Metadatum. Vielleicht hätte dann in 5-10 Jahren der typische Desktop in den Einstellungen auch den Punkt "Verfallsdatum von Daten durchsetzen" mit Auswahlmöglichkeit "ja"/"nein"...

Die Sicherheit, die hier von Politikern eingefordert wird (von wem auch immer), die wird es niemals geben. Es gibt einfach keine Möglichkeit, mir Daten zu schicken, die von sich aus verfallen. Technisch unmöglich. Politiker haben hier vielleicht ein bißchen lange den BITKOM-Fuzzies zugehört. Aber das sind auch alles Krawattenträger, die zwar über "Innovation" reden können, aber nicht verstehen, was ihre Ingenieure so treiben.

Ach, und nochmal @Thilo Pfennig: Den BITKOM-Fuzzies geht es darum, dass noch mehr Cash gemacht werden kann. Die beklagen sich über das mangelnde Vertrauen der Nutzer und wollen von der Politik nicht etwa mehr Sicherheit, sondern mehr Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Weil die dann hoffentlich unbesorgter sein möge und das Business dann besser läuft. Finden Politiker spätestens dann wirklich prima, solche Ideen, wenn ihnen die BITKOM-Heinis ihre Luftschlösser mal wieder in Könnte-es-bald-geben-Arbeitsplätzen taxieren.

Vielleicht kleben die Politiker wirklich an der Hoffnung, es gäbe für dieses Problem eine technische Lösung. Irgendwann werden sie einsehen müssen, dass das hier nicht so ist. Sie werden einen ordentlichen Rechtsrahmen schaffen müssen, der die Durchsetzung ja jetzt schon vorhandener Ansprüche (Kunsturheberrecht, Urheberrecht, Datenschutzrecht) erleichtert und den Behördenunterbau, der das dann umsetzt. Also mehr als die zwanzig Leute beim Landesdatenschutzbeauftragten, die da jetzt zusammen das Feigenblatt oben halten müssen.

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Hans-Werner schrieb:

Die Sicherheit, die hier von Politikern eingefordert wird (von wem auch immer), die wird es niemals geben. Es gibt einfach keine Möglichkeit, mir Daten zu schicken, die von sich aus verfallen. Technisch unmöglich.

 

Ich meine durchaus verschiedene Header, vor allem natürlich traditionell den HTML-Meta-Header mit Expires-Wert "http://www.html-metatags.de/136-expires/". Ein IP-Header kann es ja wohl kaum sein. Ich weiss schon wovon ich rede.

 

Aus meiner Sicht muss ein "Verfall" bedeuten, dass der Server aktiv wird, bzw. auch die Client-Software. Wie ich schon sagte: Natürlich wird es Software geben, die das ignoriert. Aber dennoch könnte man dadurch Daten vermutlich vollständig aus dem Internet entfernen, sofern diese niemand vorher herausgescannt hat und so abgespeichert, dass sie nicht mehr löschbar ist.

 

Das heutige Problem ist ja, dass alles mögliche unendlich gespeichert wird. Aus meiner Sicht ist jede Einschränkung daher ein Erfolg.

 

Ich sehe da in erster Linie die Softwarehersteller gefragt. Erst in zweiter Hinsicht könnte man überlegen dies gesetzlich zu regeln. Aber wenn es dazu z.B. EU-weit einige Vorgaben gäbe, wäre das schon ein Schritt nach vorn.

 

Die Behauptung, dass es technisch unmöglich ist, dass etwas verfällt ist einfach falsch. Fast jede Software enthält Mechanismen des automatischen Löschens Seien es Mailclients oder auch das Löschen von Logdateien. Auch gibt es bisher schon Vorschriften des Datenschutzes, die vorgeben bestimmte Daten nach einer gewissen Zeit per Hand zu löschen. Technisch ist das seit ca. 40 Jahren schon möglich. Das ist kein High-Tech

 

Ich wende mich auch dagegen, dass man hier eine proprietäre Lösung schafft. Wichtig wäre es bestehende Standards zu erweitern und Softwareanbieter dazu aufzufordern entsprechende Features zu installieren.

Wenn eine Mail einen Header enthielte, der deutlich macht, dass sie nach 3 Monaten gelöscht werden sollte, so kann sowohl der Mailclient als auch der Mailserver dies berücksichtigen. Natürlich kann der Empfänger das ignorieren.

Ja, auch rote Ampeln können überfahren werden.

 

Es geht nicht darum Lösungen vorzuschlagen, die jetzt schon perfekt sind. Es geht darum diese Richtung einzuschlagen. Und da wäre es falsch bereits jetzt Gesetze zu machen, die das vorschreiben. In den letzten Jahren gab es zu oft Gesetze, die mit heisser Nadel gestrickt werden. Wichtiger wäre, dass Software bestimmte Fähigkeiten aufweist und das z.B. auch in öffentlichen Ämtern solche Applikationen eingesetzt werden.

 

Eine Lösung von heute auf morgen wird es weder geben, noch eine Lösung, die alle Probleme auf einen Schlag lösen wird.

 

 

 

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Tatsache ist,

1. der "digitale Radiergummi" lässt sich aushebeln: http://www.heise.de/security/meldung/Bilder-anschauen-trotz-Internet-Radiergummi-1180381.html

2. man müsste schon allen Tastaturen weltweit die "Druck"-Taste wegnehmen, um Screenshots zu verhindern und das Prinzip "what's on the internet, stays on the internet" auszuhebeln. Sobald ein Bild im Internet ist, kann es kopiert werden!

Und wo das Ganze landen kann, kann man hier weiterlesen: http://www.heise.de/tr/artikel/Wo-die-wilden-Kerle-wueten-1152339.html bzw. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,565806,00.html

Aber von solchen Ecken des Internets - oder von Hex-Editoren - hat die "Verbraucher"ministerin (deren "Drohung", ihren facebook-Account zu kündigen, als "wirksame" Maßnahme gegen die Datensammelwut, nur als lächerlich oder hilflos bezeichnet werden kann) offensichtlich keine Ahnung.

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