Unser neues Bauhaus

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 07.03.2011

Unter dem Titel "Unser neues Bauhaus" erschien am Samstag in der FAZ ein sehr interessanter Artikel über Ästhetik und Funktionen von Computerprogrammen. David Gelernter postuliert darin, welche Vorteile es für uns bieten würde, die Grundsätze des Bauhaus auf Architektur und Bedienung von Software anzuwenden.   Gelernter vertritt die Auffassung, dass Technik notwendig Kunst und Design benötigt. Mit einem Blick auf klassische Architektur zeigt er zunächst, dass deren Ästhetik auch empfunden wird, wenn man die Funktionsweise nicht versteht. Gleiches gilt für die Klassiker des Bauhaus-Stils.

Dass Software und Computer heute anders funktionierende, wird nach seiner Auffassung an drei Gründen. Zum einen werden Software und Computer nicht unter stilistischen Aspekten kritisiert. Als zweiten Grund nennt er, dass die Anbieter keine einfachen Strukturen erkennen lassen wollen. Dritter Grund ist für ihn, dass Technologien und Technikjournalisten die Einfachheit klassischer Ästhetik nicht mögen. "Vielleicht lassen wir uns zu sehr von den Gaben der Technologiegötter blenden (die offensichtlich in einem Tal in Kalifornien leben), als dass wir einen Schritt zurückträten und nachdächten."

Ein Problem sieht Gelernter in den zu kleinen Monitoren der Computer von heute. "Die meisten sind kleiner als der durchschnittliche Schreib- oder Arbeitstisch. Doch die Größe eines durchschnittlichen Schreibtischs ist Ausdruck der durchschnittlichen Größe und der Arbeitsgewohnheiten der Menschen."

Tägliche Arbeit mit Computer und Internet nervt immer wieder dadurch, dass Abläufe nicht den Anforderungen der Nutzer entsprechen. Dabei liegt es mir fern, von Software die Abbildung der Abläufe in der Papierwelt 1:1 zu verlangen. Aber einfache Bedienung, klare Benutzerführung und Verzicht auf jedes überflüssige Gimmik würden den Alltag doch vereinfachen. Die Kritik von Gelernter macht dabei selbst vor Apple nicht Halt, dessen iTunes er mit "Rokokopalästen mit ihren versteckten Aufgängen, verborgenen Grotten und unterirdischen Seen" vergleicht.

Software nach den Grundsätzen des Bauhaus zu erstellen und zu kritisieren, ist sicher ein interessanter Ansatz. Benutzerfreundlichkeit und klares Design in den Vordergrund zu stellen, würde uns allen helfen. Im vergangenen Jahr zeigte sich auf dem EDV-Gerichtstag, dass beispielsweise barrierefreie Webseiten auch für nicht behinderte Nutzer besser zu nutzen sind. Besonders deutlich wird die Anforderung bei der IT-Sicherheit, wo kryptische Meldungen und undurchsichtige Informationen den Nutzer eher verwirren als zu sicherem Verhalten anhalten.

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