Runder Tisch gegen Internetabzocke

von Prof. Dr. Thomas Hoeren, veröffentlicht am 08.06.2011

Die Internetabzock-Matadoren treiben es immer bunter: So versuchen sie jetzt, mit Verweis auf dubiose Einzelurteile von Amtsgerichten (und gegen die Masse der ablehnenden Urteile) ihre 96 Euro mit ihrer eigenen Inkassogesellschaft und enormem Druck auf die Betroffenen einzutreiben. Hier gilt es erst einmal wieder deutlich gesagt: Bitte nicht einschüchtern lassen! Nicht zahlen! Und ggf. mit Anwalt und/oder Verbraucherzentrale deutlich geharnischte Ablehnungsschreiben aufsetzen.

 

Auch mir reißt langsam der Geduldsfaden. Nachdem die Politik mit ihren eigenartigen Buttongesetzen nicht weiterkommt, versuchen wir vom ITM in der zweiten Hälfte 2011 einen runden Tisch zu organisieren, bei dem Staatsanwaltschaft, Polizei, Verbraucherschützer ... überlegen, was man gezielt tun kann, um das Geschäftsmodell zu unterbinden.

 

Hier wäre ich jetzt schon von Bloglesern für Ideen dankbar. Spannend war zB der Vorschlag hier im Blog darüber, auch die beteiligten Kreditinstitute in die Diskussion einzubeziehen. Mir ist aber nicht klar, ob und welche Banken von den Abzock-Unternehmen präferiert werden. Auch gilt es abzuwarten, was das LG Frankfurt in dem laufenden Betrugsverfahren entscheiden wird. Geht es hier evtl. sogar um organisierte Kriminalität? Welche Möglichkeiten hat man, die beteiligten Anwälte der Unternehmen an ihre Standespflichten zu "erinnern"? Und: wieso läßt der Staat Inkassounternehmen als Tochtergesellschaften solcher Unternehmer zu?

 

Hier wäre ich für Vorschläge dankbar. Und ich freue mich mal wieder auf zotige Ausfälle der Abzocker unter Pseudonym hier unten. Ihr TH

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194 Kommentare

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Lieber Herr Richter, liebe Kommentatoren,

besten Dank für die vielfältigen Rückmeldungen. Ich kann nicht auf alle Aspekt eingehen. Insbesondere will ich zum Thema P2P und Gewinnspiele nichts sagen, um das Thema meinerseits nicht ausufern zu lassen (das soll andere nicht daran hindern, hier weiter zu diskutieren). Ich danke vor allem Herrn Richter für die vielfältigen Anregungen rund um Internetabofallen. Ich lese daraus, daß Sie Herr Richter, auch eine deutlich konsequentere und härtere Anwendung der bestehenden Gesetze als weiterführend betrachten. Dem kann ich nur beipflichten. M.E. muß man daneben auch noch die Themen Zahlungsströme und Gewerberecht verfolgen. Das setzt eine Einbeziehung der wichtigsten Kreditinstitute und der BAFin in den sog Runden Tisch voraus, die ich auch derzeit vorbereitet wird.

 

Äußerst schwach reagiert m.E. die Gewerbeaufsicht. Ich habe zB kürzlich bei der Stadt Rodgau nachgehakt. Die Pressesprecherin der Stadt teilte mir mit: "Uns liegen in unserem Bereich einige ordentliche, nicht zu kritisierende Gewerbeanmeldungen vor, die sich mit Internetmarketing befassen. Diese nicht zu kritisierenden Anmeldungen sind der Sachverhalt, auf den wir uns als Kommune berufen müssen und der uns zum Handeln veranlassen würde. Im Moment (und das Verfahren ist vor Gericht wohl noch anhängig - wie ich lediglich aus Berichten im Internet schließen kann) gibt es keinen Anhaltspunkt für eine gewerberechtliche Handhabe. Aus diesem Grund gibt es auch keine politische Diskussion des Themas." Diese Antwort ist sehr erstaunlich.

 

Einen schönen Wochenstart IHr TH

 

ThomasHoeren schrieb:
Äußerst schwach reagiert m.E. die Gewerbeaufsicht. Ich habe zB kürzlich bei der Stadt Rodgau nachgehakt. Die Pressesprecherin der Stadt teilte mir mit: "(...) Diese nicht zu kritisierenden Anmeldungen sind der Sachverhalt, auf den wir uns als Kommune berufen müssen und der uns zum Handeln veranlassen würde. (...) Aus diesem Grund gibt es auch keine politische Diskussion des Themas." Diese Antwort ist sehr erstaunlich.

Nein, erstaunlich ist sie eben gerade nicht.

"Von aufmerksamer Aktivität in einigen Regionen, bis hin zu regelrechtem kollusiven Zusammenwirken durch Unterlassen in anderen."

Es ist die Skrupellosigkeit, die manche Gemeindeverantwortliche eben an den Tag legen, wenn sie im Wettbewerb der kommunalen Wirtschaftsstandorte einen Platz an der Sonne haben wollen.

Nicht, dass ich das Ergebnis einer sorgfältigen gewerberechtlichen Prüfung für jeden Fall hellsehen könnte. Aber man muss schon naiv sein, zu glauben, jemand, der sowas äußert, prüft verzweifelt den ganzen Tag und findet nix. Es ist ihm doch schlicht egal, wieviel Leute bundesweit abgezogen werden, wenns nur nicht seinen Kumpel Schorsch von nebenan trifft, mit dem er abends immer einen heben geht. Die Kaltschnäuzigkeit vom der besonderen Klasse, die beispielsweise ein nicht völlig unbekannter Michael B. an den Tag legt, die macht doch nicht zwingend einen Bogen um ein Rathaus. Das Problem ist eben auch hier: Aus Fehlverhalten folgt keine Konsequenz, keine Sanktion. Im Gegenteil, der Bürgermeister, der den größten Abzockladen und die damit verbundenen Gewerbesteuern in die Gemeinde holt, der wird doch schlicht und einfach: wiedergewählt. Wie bei Spamming: Verboten, lohnt sich aber. Solchen Brüdern muss man von Gesetzes wegen an die Privatschatulle, vorher bewegt sich nix.

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Mehrere Abofallen wurden in den letzten Jahren auf der nun stillgelegten Filmseite kino.to beworben, z.B.:

 

antivirus-security.net (Global Online Holding, Inc.)

mega-downloads.net (Blue Byte FZE)

firstload.de (Verimount FZE)

opendownload.de (Content Services Ltd.)

sofwaresammler.de (Content Services Ltd.)

top-of-software.de (Antassia GmbH)

 

"Laut Informationen des Nachrichtenmagazins Focus will die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen auch gegen ehemalige Werbepartner des Portals Kino.to vorgehen."

 

Quelle:

http://www.golem.de/1107/84660.html

 

Insbesondere bei den ersten 3 genannten Abofallen bin ich gespannt, wie das ausgeht, da diese angeblich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten heraus betrieben wurden. In diesen Fällen musste ja die Umsatzsteuer für die elektronischen Dienstleistungen (=Katalogleistungen) von der jeweiligen Betreiberfirma in Deutschland abgeführt werden.

 

 

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Hallo in die Runde,

also zunächst mal: Rechtsanwalt Richter ist großartig. Der muss echt ein pralles Zeitfenster haben.

So viele Buchstaben und Sätze, toll!

Frage an Prof. Hoeren: rufen Sie echt bei den Gewerbeämtern an? Oder sind das Spaßeinträge in Ihrem Namen?

Grüße aus Grevenbroich,

Lustig, Peter.

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Aber, aber Herr Lustig,

danke für die Schmeichelei. Sehn Sie, selbst für manch Forentroll hab ich noch die eine oder andere Minute. Aber wenn's gegen Leute geht, denen etwas Fundamentales in ihrer Kindheit nicht mitbekommen haben und deren Charakter sich dergestalt auf so seltsame Art verformt hat, dass sie Gefallen daran finden, ihren Mitmenschen zur schieren Plage zu werden, dann laufe ich mitunter zur Höchstform auf und zwar auch dann, wenn ich dafür keinen Cent Vergütung sehe. Ich hab einfach Spaß dran, das für mich Richtige zu tun. Auch künftig, versprochen.

Gruß aus Berlin

Richter, nur dem Namen nach.

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bzgl. einiger lustig gemeinter Kommentare: es gilt nach wie vor das alte Forensprichwort "don't feed the troll", womit alles gesagt sein sollte.

Zur Zeit fällt auf, dass gewisse abzockende Kreise - sie selbst sehen sich selbstverständlich nicht in dieser Tradition - Oberwasser bekommen haben und sich unisono genötigt fühlten, dieses auch öffentlich Kund zu tun:

1. http://shortr.de/MB_richtig_frech

und als ob er bestätigen wollte, dem gleichen Zirkel zugehörig zu sein:

2. http://shortr.de/FD_setzt_noch_einen_drauf

Sagen wir es mal so, es gehört schon eine Portion "Dreistigkeit", oder sollte ich besser sagen "selektives Wahrnehmungsvermögen" dazu, sich solchermassen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zynisch wird es geradezu bei MB, wenn von einigen wenigen Netzindianern spricht, die das von ihm betriebene Geschäftsmodell kritisieren. Aber richtig lustig, bzw. fast schon unfreiwillig komisch ist die Darstellung der eigenen Wahrnehmung aus Sicht des Abzockers selbst:

3. http://shortr.de/FDs_Episode_als_Abzocker

 

 

 

 

 

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...kann nicht mal der Rechtsvertreter von Leonard Cohen den Herrn F.D. abmahnen? Immerhin veröffentlicht der auf seiner Seite - sicherlich, ohne die Nutzungsrechte zu besitzen - das Lied Halleluja (vgl. Link 3. http://shortr.de/FDs_Episode_als_Abzocker im Kommentar von Andreas Sterntal). Cohen ist ja auch gleichzeitig Textdichter, Komponist etc., er müsste doch daran ein Interesse haben, diesem schändlichen Tun einer schändlichen Person Einhalt zu gebieten. Es findet sich sicherlich eine Kanzlei, die das übernimmt - Rasch, auf nach Waldorf fareds, aber Nümann

Bei Herrn F.D. wäre sogar die Beweislage geklärt, er schreibt immerhin unter seinem eigenen Namen (auch wenn er ausdrücklich betont, man möge seine Ergüsse besser nicht lesen, sondern lieber spazieren gehen), Anschrift ist auch bekannt, und die Beweislage ist erdrückend. Man muss nicht mal ein § 101-er-Verfahren in Köln durchführen. Der Übeltäter präsentiert sich ja quasi auf dem silbernen Tablett.

Ach nee, die sind ja leider dabei, Väter und Mütter pubertierender Schwerstkrimineller mit Abmahnungen und Angeboten zu überziehen, die diese leider nicht ablehnen können...

Aber eigentlich geht es hier ja um ganz andere Abzocker. Ich vergaß und bitte um Verzeihung.

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Aus aktuellem Anlaß: "Abmahnwahn: Logger gegen Logger"

 

http://www.gulli.com/news/16503-abmahnwahn-logger-gegen-logger-03-07-2011

 

Da werden munter Abmahnungen verschickt, bei denen die Absender wissen, daß die Daten fehlerhaft erhoben wurden! Sorry, aber für mich als "Nicht-Jurist" ist das lupenreiner Betrug! § 263 StGB, Absatz 1:

"(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

 

"Sich in Absicht einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen" -> *BINGO* Oder was soll das sonst darstellen?

 

Unterstützend, siehe: http://docs.justia.com/cases/federal/district-courts/massachusetts/ma dce/1:2010cv12043/132951/55/8.pdf

 

Wenn man gleichzeitig bedenkt, daß (laut OLG Köln) allein am "UrhG-Auskunft-ungeprüft-Durchwink"-Gericht LG Köln im Jahr ca. 12.000 Auskunftverfahren mit jeweils ca. 200 bis 300 IP-Adressen "verhandelt" werden und zum größten Teil auf falsch erhobenen Daten basieren dann ist m.M.n. das Wort "Skandal" eine liebliche Unterteibung des Sachverhaltes! Nebenbei: Wer gleubt eigentlich, daß die "Rechteinhaber" die Kosten auch tatsächlich bezahlen, wie es eigentlich sein müsste? IM LEBEN NICHT!

 

Wie kann es sein, daß es in Deutschland möglich ist, derart Grundrechte einzuschränken? Wieso wird beispielsweise § 101 Abs. 10 UrhG völlig ignoriert (im Hinblick auf Art. 19, GG)? Was soll daran noch "Richtervorbehalt" sein?

Wie kann es sein, daß in den USA vergleichbare Fälle (diese "John Doe"-Verfahren) einzeln geprüft werden und hier nicht? Übrigens werden mittlerweile in den USA diese Fälle in Serie abgeschmettert. Grund: Die haben sich 'mal die Mühe gemacht und das Prozedere dieser "anti-piracy"-Steuersparbriefkästen durchleuchtet (siehe unter anderem oben verlinkten Artikel und achte bitte auch die dortigen Kommentare)!

 

@Sehr geehrter Herr Thomas Hoeren,

enttäuschend daß sie auf meine Frage (siehe Beitrag #48) nicht geantwortet hatten aber das kann ich selbstverständlich auch nicht verlangen. Das ist mir klar und so anmaßend wäre ich auch nicht.

Das, was ich als "normaler Bürger" von Ihnen als Richter aber m.M.n. verlangen darf ist, daß sie wenigstens meinem Hinweis nachgehen und dann auch ggf. entsprechende Maßnahmen ergreifen (wie z.B. Info an die Staatsanwaltschaft). Ich würde es selbst tun bzw. habe es selbst bereits versucht, aber die Staatsanwaltschaft reagiert mit Nichtreaktion! Immerhin stellen sie das Thema öffentlich zur Diskussion und ermöglichen es allen, entsprechend zu kommentieren.

 

Ich habe sie jetzt also zum also zweiten Mal auf diesem Wege auf den Verdacht (!) des gewerbsmäßigen Betruges erheblichen Ausmaßes im Bezug auf diese sog. "filesharing-Fälle" aufmerksam gemacht!

1. zum Thema "Kosten",

2. zum Thema "Datenerhebung"!

Ich empfinde dies als meine Bürgerpflicht! Besonders wenn ich -wie oben bereits erwähnt- sehe, daß tagtäglich willkürlich und rechtsmißbräuchlich Grundrechte eingeschränkt werden!

Und damit verbleibe ich in der Hoffnung, daß sie ihren Richtereid auch ernst nehmen und der Wahrheit und der Gerechtigkeit dienen werden, wie es § 38 DRiG zu lesen ist:

"„Ich schwöre, das Richteramt getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und getreu dem Gesetz auszuüben, nach bestem Wissen und Gewissen ohne Ansehen der Person zu urteilen und nur der Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen, so wahr mir Gott helfe.“

Gemäß Absatz 2 kann der Eid auch ohne die Worte „so wahr mir Gott helfe“ geleistet werden."

 

Ich gehe aber davon aus und Danke Ihnen deshalb schon 'mal vorab für ihre Unterstützung (meine tatsächliche email-Adresse habe ich im "Pflichtfeld" eingetragen, falls Sie weiterführende Fragen haben bzw. Informationen benötigen)

 

@Thomas Richter (zu Beitrag #50),

 

ich weiß offen gesagt nicht weshalb sie auf eine Frage von mir antworten die ich explizit an den Herrn Hoeren gestellt hatte? Außerdem verkennen sie m.E. die Thematik und haben nicht wirklich den Durchblick im Sinne von Überblick.  Ich sprach nämlich nicht von irgendwelchen Einzelfällen a la "Dialer"-Abofallen- und ähnlich, sondern über eine systematische sowie globale Form der Abzocke, Korruption und "Klüngel", die auch noch die Gesetzgebung respektive Rechtsprechung mitgestalten!

Damit sie wissen, in welche Richtung ich denke verweise ich gerne auf folgenden Artikel sowie folgenden Kommetar zum Artikel:

1. heise-online: "Sind Raubkopierjäger Steuerverbrecher?" vom 01.07.2011, Autor: Peter Mühlbauer

http://www.heise.de/tp/artikel/35/35034/1.html

2. Kommentar zum Artikel mit dem Thema "Eine Freitag-Nacht-Verschwörungstheorie für Interessierte"

http://www.heise.de/tp/foren/S-Eine-Freitag-Nacht-Verschwoerungstheorie-fuer-Interessierte/forum-204442/msg-20449304/read/

 

In diesem Sinne, Baxter

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Die Staatsanwaltschaft hat anscheinend keine Zeit, gegen Abofallensteller zu ermitteln:

"So sollten nach etlichen Medienberichten, die Werbepartner von kino.to ebenfalls rechtlich verfolgt werden. „Im Moment unmöglich“, sagt Wolfgang Klein. „Wir haben die Werbepartner zunächst zurückgestellt“."

Quelle

 

Es gab anscheinend eine "Schlepper"-Verbindung zwischen kino.to und Download-Abofallenstellern. Eine Win-Win-Situation zwischen Betrügern auf Kosten einiger der gemeinsamen "Kunden" und der Inhaber der Urheberrechte.

 

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"Die Staatsanwaltschaft hat anscheinend keine Zeit, gegen Abofallensteller zu ermitteln"

Das wäre schade, denn es gibt mehr als nur Indizien, dass ein bestimmter Abofallensteller aus dem sog. Wiener Karussell auch maßgeblich an kino.to beteiligt war, aber vielleicht wird diese Verbindung im Laufe der Ermittlungen ja aufgedeckt. Die win-win-Situation war noch eine ganz andere, nämlich über kino.to ließen sich auch Geldströme aus dem Abofallengeschäft reinwaschen.

Ansonsten bin ich ein wenig darüber irritiert, dass einige Abzocker Oberwasser bekommen haben, was sie auf Ihren Webseiten/Blogs durchaus Kund und zu Wissen tun: http://shortr.de/Burat_wird_beleidigend

 

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Weil jetzt des öfteren die Aussage kam, dass die Staatsanwaltschaft und Aufsichtsbehörden aus welchen Gründen auch immer nicht die Zeit finden, etwas zu tun, würde ich noch mal auf meinen ursprünglichen Vorschlag zurückkommen. Ich bin nur ein juristischer Laie, aber wie es scheint, sind einige juristischen Schwerter doch stumpf gegenüber Abofallensteller und beteiligten Inkasso-Unternehmen geworden. Wäre es dann nicht überlegenswert, zum einen die Öffentlichkeit verstärkt auf dieses Problem aufmerksam zu machen? Und zum anderen auch konkrete Inkasso-Unternehmen inklusive anhängige Anwaltskanzleien anzuschreiben und sie aufzufordern ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen?

 

Ein Abofallensteller kann alleine kein Geld machen. Es ist zwar für ihn toll, wenn Leute auf ihre Fallen reinfallen, um aber die vermeindliche Geldforderung einzutreiben, benötigen sie Inkasso-Unternehmen. Und diese wiederum kooperieren mit Anwaltskanzleien zusammen. Ich glaube sogar fast, dass viele Anwaltskanzleien oft gar nicht wissen, das diese Inkasso-Unternehmen zum Teil halbseidene Geschäfte betreiben. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn Verbraucherverbände und mündige Kunden dort den Hebel ansetzen und den Kanzleien zeigen, was für windige Geschäftspartner sie da haben? Auch sie leben vom guten Image und können es sich nicht leisten, Kooperationen zu Inkassos oder Abofallenstellern zu betreiben, die in Verruf gekommen sind. Was denkt ihr darüber?

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Aber verehrter Herr Raj,

glauben Sie wirklich, die werten Anwaltskanzleien wissen das nicht? Die ganzen Abzock-Konzepte werden von gewissen Anwälten, Steuerberatern und deren "Consultingfirmen" ERDACHT, GEPLANT und GESTEUERT.

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Hallo Stefan Richter, okay, ich würde es gerne an einem konkreten Beispiel festmachen. Das schwäbische Inkasso Unternehmen Culpa wurde u.a. in der Auflistung der Staatsanwaltschaft Krefeld wegen Betrugverdachtes genannt. Das Inkassobüro verdient aber nicht zu 100% aus illegalen Sachen ihr Geld, sondern das betrifft wahrscheinlich nur einen Bruchteil ihrer Geldeinnahmen, alles andere wird rechtmässig laufen. Das Unternehmen hat auf ihrer Homepage Kooperationen mit insgesamt fünf Anwaltskanzleien aufgelistet, die u.a. einen guten Ruf in Stuttgart haben.

Jetzt meine Preisfrage, warum gibt es Kooperationen mit diesen fünf Kanzleien? Wissen diese Kanzleien tatsächlich über diese vermeindlichen Betrugsfälle Bescheid? Ich kann das nicht einschätzen, es würde mich aber verwundern, weil man da schon intensiver im Internet suchen muss, um diese Dinge zu finden.

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@ Raj,

1. Ihre Annahme, dass ein Abofallensteller ohne nachrangiges Inkasso nicht leben könne ist leider grundsätzlich falsch. Beispiel gefällig? Die derzeit noch aktiven Abofallen "Kochrezepte", "Mitfahrzentrale", "Gedichte download", "Mitwohnzentrale", "Gifs download" arbeiten zur Zeit alle ohne nachrangiges Inkasso. Glauben Sie mir, es bleibt auch so noch genug hängen.

 

2. Ihre weitere Annahme, dass Abofallensteller mit "gewöhnlichen" Inkassodiensten kooperieren, ist leider ebenso grundsätzlich falsch. Es hat in der Vergangenheit immer mal die Versuche gegeben, solche Dienste zu nutzen. Sobald der "gewöhnliche" Inkassodienstleister aber gewahr wurde, dass er nicht zustande gekommene Forderungen für die Abofallenmafia eintreiben sollte, wurde der Dienstleistungsvertrag sofort gekündigt. Gleiches geschehen mit einer RAin, die anfänglich nicht gewusst hatte, für wen sie da was eintreiben soll. Solche Dienstleister sind alle auf ihre gute Reputation sehr bedacht und wissen, dass das Inkasso für die Abofallenmafia ihren Ruf nachhaltig schädigen würde.

 

3. Ist zu beobachten, dass das Inkasso für die Abofallensteller i.d.R. ausschließlich durch eigens eingerichtete Inkassodienstleister durchgeführt wird. Beispiel: http://shortr.de/Mit_dem_hier_will_kein_RA_was_zu_tun_haben

weiter oben habe ich einen link aufgezeigt, der exakt diese Strukturen aufzeigt:

http://www.abzocknews.de/2011/04/05/dig-deutsche-internetinkasso-gmbh-ne...

4. Hat der RA Richter es kurz und prägnant auf den Punkt gebracht: "Die ganzen Abzock-Konzepte werden von gewissen Anwälten, Steuerberatern und deren "Consultingfirmen" ERDACHT, GEPLANT und GESTEUERT."

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@Andreas Sterntal

Danke für die Ausführungen. Hab auch da wieder was dazugelernt. Der erste Punkt war mir tatsächlich neu, bisher glaubte ich, dass für das Geldeintreiben nur die Inkasso-Unternehmen zuständig seien. Beim zweiten Punkt bin ich dagegen umso erstaunter. Auf der einen Seite sagen Sie, dass seriöse Inkassos und RA solche Abofallenforderungen ablehnen einzutreiben. Das will ich durchaus so annehmen, ich staune dann nur, warum fünf eigentlich seriös wirkende Anwaltskanzleien aus dem Stuttgarter Raum Werbung mit dem erwähnten Inkasso-Unternehmen machen, welches u.a. Geld von einem Abofallensteller eintreiben will. Stecken die tatsächlich alle unter einer Decke? Mag da nicht wirklich dran glauben.

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@ Raj,

nur um die Zahlen, die mit Abofallen erwirtschaftet werden zu unterfüttern (Quellen: übereinstimmende Angaben von Aussteigern):

1. Rechnungslauf: Eingangsquote 10 - 15 %

2. Mahnungen: weitere Steigerung um 5 - 10 %

3. Versand per Post: weitere Steigerung um 5 - 10 %

4. Inkasso durch Dienstleister: Totale Eingangsquote bis 50 %

5. Inkasso durch Anwalt: Totale Eingangsquote bis 70 %

Damit so eine Abofalle richtig ins Laufen kommt, wurden diese Projekte teilweise an "Investoren" verkauft, die a) die Infrastruktur für die laufende Bearbeitung und b) die Anlaufkosten für die Google-Werbung bezahlt haben. Da wurden dann schon mal 50 bis 100.000 EURO pro Monat bezahlt. Bei Registrierungskosten von ca. 1 - 2 EURO/Stück überlasse ich es Ihnen bzw. Ihrem Taschenrechner sich die Profitabilität auszurechnen.

Können Sie den Abofallensteller und die Inkassounternehmen benennen, so dass ich die Rückverlinkungen zu den Anwaltskanzleien nachvollziehen kann?

 

 

 

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@Andreas Sterntal

Interessante Informationen über die Wirkungsweise solcher Abofallensteller, die man sonst selten findet. Danke.

Wie schon mal erwähnt, über mehrere Ecken kenne ich das schwäbische Inkasso Unternehmen Culpa. Die findet man gelegentlich in einigen alten Forenbeiträgen, auch bzgl. Eintreiben von unberechtigten Kosten bei Kreditanfragen.

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Ach so, um noch ein wenig ausführlicher zu werden, nichts was in dieser Branche geschieht, kommt von ungefähr. Will sagen, dass die Abofallenbranche sehr breit und kleinteilig aufgestellt ist, also im Prinzip wie ein Konzern funktioniert. Ein Abofallensteller hat sich in einem Fernsehbericht als "Buchhalter" bezeichnet. Nach dem das allgemeine Gelächter abgeebbt war, kam es mir, dass diese Aussage durchaus der Wahrheit entspricht.

Man darf sich das Abofallengeschäft durchaus als einen Konzern vorstellen, in dem die Konzernabeilungen Steuerung, Controlling,  Suchmaschinenwerbung, Webseitenerstellung von eigenen Tochterfirmen oder -abteilungen wahrgenommen werden, so dass dieser Abofallensteller auf der operativen Ebene in der Tat nur noch "buchhalterische" Aufgaben wahrnimmt. So gesehen hat er nicht mal gelogen.

Seit ca. 2009 war zu beobachten, dass praktisch nur noch ein Konzern - nennen wir es mal "Syndikat" - mit insgesamt 4 Abofallenstellern übrig geblieben ist. Alle anderen Abofallensteller sind zwar nach wie vor vorhanden, werben aber nicht mehr aktiv für ihre Fallen, was darauf hindeutet, dass sie per DDOS-Attacken belegt wurden, so dass ihre Suchmaschinenwerbung keine Registrierungen mehr erbrachte, sondern nur noch Kosten verursachte. (Vgl. die quasi meist kopierte Abofalle war das Mitfahrportal bzw. auch das Download-Portal; alle Kopien sind nach sehr kurzer Zeit verschwunden, bzw. stehen seitdem ohne Suchmaschinenwerbung im Netz) Diese "kriminelle" Struktur der DDOS-Attacken ist mit Sicherheit gesteuert worden, allerdings nicht von der Ebene der Abofallensteller, sondern von einer übergeordneten Stelle, damit einem Abofallensteller kriminelles Tun nicht nachgewiesen werden kann. Was den Abofallenstellern dafür in Rechnung gestellt wird, dass sie quasi monopolartig abzocken dürfen ist unbekannt, dürfte aber aufgrund der Größe bzw. Menge an Leuten, die allesamt still zu halten sind, nicht unbeträchtlich sein.

Wie tief so ein Konzern gestaffelt ist, mag verdeutlichen, dass selbst so unverfängliche Abteilungen wie "Öffentlichkeitsarbeit" vorhanden ist, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als die Kritiker zu beobachten, zu unterwandern und selbige in ihrer Reputation zu schädigen. Ich mag jetzt keine Namen nennen, aber ein gewisser Herr M.B. unterhält neuerdings einen Blog, auf dem er seine (Un-)taten und Prozesse aus seiner Sicht darstellt und welcher RA würde es sonst fertig bringen, ihm als Kommentator dafür auch noch zu applaudieren?

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Womit wir wiederum erhebliche Parallelen zu den bislang bekannten Strukturen der Gewinnspielmafia hätten. Bis auf die Öffentlichkeitsarbeit, die nach meiner Kenntnis praktisch nicht in vergleichbarer Weise stattfindet, sind die entsprechend aufgebaut.

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@ RA Stefan Richter,

klar, die Konzernstrukturen ergeben sich aus Zwangsläufigkeiten, so wie halt auch bei echten Konzernen.

Der Untersteht besteht aber darin, dass es immer darum geht, die Personen, die nach aussen dastehen, so wenig angreifbar wie möglich zu machen. Das Schlimmste, was so einem "Konzern" bzw. dem "Konzernherren" passieren könnte, ist, dass einer seiner Vasallen umfällt und ausplaudert. So u.a. geschehen bei kino.to. Dort haben Mitarbeiter bereits Geständnisse abgegeben bevor sie überhaupt in die Zelle des Untersuchungsgefängnisses eingewiesen wurden.

Wenn man sich die Diktion der Abofallenbetreiber betrachtet, und sich dann noch vorstellt, dass soziale Kontakte nach aussen oder aus früheren Zeiten nahezu unmöglich geworden sind, kann man durchaus auch von Sektenstrukturen oder Diktaturstrukturen sprechen. Eine Diskussion mit denen ist genauso sinnlos, wie es eine Diskussion mit einem Stasimitarbeiter zur Blütezeit der DDR gewesen wäre. Im Endeffekt sind die in ihren eigenen Strukturen gefangen, aus denen sie auch nicht mehr ausbrechen können bzw. dürfen. Da sagt dann der Konzernherr: "Wann Schluss ist, bestimme ich, und nicht Du."

Dem Thema Öffentlichkeitsarbeit könnte ich ganze Kapitel widmen. Wenn Sie sich wirklich dafür interessieren, müssten wir in persönlichen Kontakt treten.

 

LG Andreas Sterntal

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Zufällig im world wide web gefunden: http://pdfcast.org/pdf/bunte-tuete-15-07-2011

 

Eine äußerst interessante link-Sammlung mit dem Titel: "Dokumente im Abmahnwahn", also von sämtlichen Protagonisten des Abmahnwahns.

Scheinbar sind die Themen "Abofallen" und "UrhG-"filesharing"-Abmahnungen  gar nicht 'mal sooo weit auseinander, wie viele sicherlich vordergründig meinen könnten.

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Nur weil Großkonzerne bzw. Verbände dahinter stecken, macht es die Sache schließlich nicht besser... Die hatten einfach nur genug Geld um entsprechende Gehirnwäsche mittels Propaganda ("Raubkopierer sind Verbrecher") durchzuführen. Oder Sprüche wie: "Das geistige Eigentum ist das Öl des 21. Jhd."! Sorry, aber geht's noch? Was für ein Quatsch und Politiker labern das auch noch nach... Da gibts bestimmt ein backstage-Ticket für die Kinder oder eine Einladung zur After-Show-Party für die Herren für...anders kann ich mir das nämlich langsam nicht mehr erklären.

Als wenn wir uns mit Singen, Tanzen, **** und Schauspielern z.B. aus der Finanzkrise rausgezogen hätten. Lächerlich!

Und aktuell wird es ja immer schlimmer, wenn man sich deren Forderungen einmal ansieht!

 

Wenn das so weiter geht, dann haben die bald evtl. sogar das erreicht, was die von Anfang an (auch tatsächlich) wollten:

Den Direktzugriff auf die Daten beim Provider!

Weshalb auch sonst der weltweite Bohei rund um das Thema "p2p"? Kein normaler Konzern würde doch derartige Ausgaben (für "Piraterie-Bekämpfung") normalerweise auch nur ansatzweise durch den Aufsichtsrat bekommen. Niemals! Außerdem legen die seit nahezu 40 Jahren unverändert die gleiche Platte auf, siehe z.B. hier: http://cliphead.wordpress.com/2010/04/12/sind-leer-cassetten-der-tod-
der-schallplatte/

Da wird aus einer "BRAVO"-Zeitung aus dem Jahre 1977 unter anderem folgendes zitiert:

"In der Bundesrepublik verursachen die Leer-Cassetten für die
Schallplatten-Industrie einen Umsatzverlust von mehr als einer
Milliarde Mark.Darunter leiden natürlich auch Komponisten, Texter,
Verleger und die Künstler".

Also: Immer weiter Jammern und immer weiter die Staatsanwaltschaften/zuständigen Landgerichte mit Auskunftgesuchen vollmüllen, bis die keinen Bock mehr haben. In der Praxis bedeutet das dann eine Schnittstelle zur Datenbank des Providers, die Auskunfteien sind sowieso schon im Boot (siehe z.B. Arvato vom Medienriesen Bertelsmann).  "Hochzeiten" zwischen Verkehrs- und Bestandsdaten vollautomatisiert im Akkord! Fertig wäre die automatisierte Profilerstellung der Internetuser. Und das dann auch noch völlig legal...wenn es denn dann so passieren würde. Ein Werbe- und Marketingpotential in €-Bereichen, bei denen ein paar kopierte mp3-files von Jugendlichen nicht auffallen. Außerdem könnte bzw. würde das auch gewisse Kontrollmöglichkeiten schaffen und wer das Internet kontrolliert ist zukünftig sozusagen der Boss!

So einfach ist das, weswegen auch unbedingt ALLES gegen etwaige Zensur durch wen auch immer unternommen werden muss! Kein "Quick Freeze", kein "Three Strikes" und erst recht keine "VDS" (im Grunde alles das Gleiche!)!

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Aber zurück zum eigentlichen Thema. Als Beispiel für die "Verwandschaft" zwischen "filesharing"-Abmahnungen und Abo-Fallen einfach 'mal folgendes Beispiel:

 

1. Abofalle:

http://www.anwalt.de/rechtstipps/uc-rechtsanwaelte-nun-auch-taetig-im-au...

2. "filesharing"-Abmahnung:

http://www.gulli.com/news/14684-filesharing-panne-staatsanwaltschaft-koe...

 

Eine weitere Parallele die direkt ins Auge sticht, sind die zahlreichen Firmen die überall verstreut auftauchen und wieder abtauchen, sich umfirmieren, den Standort wechseln u.s.w. ...

Meiner Meinung nach darf man die Themen also noch nicht einmal so sehr voneinander trennen. "Man kennt sich halt", sozusagen... Und wie gesagt: Nur weil beim Thema "filesharing"-Abmahnungen eine Riesen-Lobby dahintersteht heißt das noch lange nicht, daß das alles sauber abläuft.

Das Offensichtlichste ist dabei meiner Meinung nach das Thema "Kosten":

Genauer: Die Kosten im Innenverhältnis!

Also die Kosten, die dem Abgemahnten nach RVG in Rechnung gestellt werden (Faktor 1,3 für zusammenkopierte Textbausteine ist sowieso eine absolute Frechheit!) vs. Kosten die tatsächlich (!) angefallen sind ("Turn Piracy Into Profit" ist nämlich ein sog. "no cost"-Geschäftsmodell! ). Wo bleibt eigentlich die Differenz (€)? Wo ist die Finanzbehörde? Wann werden endlich 'mal Kartons aus den Abmahn-Kanzleien geschleppt? Denn was passiert? NICHTS! Stattdessen erdreisten die sich auch noch und klagen hier und da irgendwelche vermeintlichen "Ansprüche" vor Gericht ein, die aber gar nicht in der Praxis entstanden sind! DAS muss man sich 'mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen...Warum klappt das so gut? Da kann man natürlich nur spekulieren.... siehe oben! Leute, wacht doch bitte auf!

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@ behaarte Uhse,

in einem muss ich Dich sogar korrigieren: die Abofallenmasche entstand aus der Filesharing-Scene! Dazu müssen wir aber sehr lange zurück in die Vergangenheit schauen, als z.B. in München gegen Ende der Achtziger die Einzelhändler aufhörten ihre Waren im Schaufenster auszupreisen.

Was war geschehen: aus einer gewissen Keimzelle in ihrer Vorreiterrolle heraus, ich will sie aus Neutralitäts- und Pietätsgründen nur mit GvG bezeichnen, hatten es sich junge Anwälte zum Sport gemacht, mit der Kamera bewaffnet im Auto durch München zu fahren, um die Schaufenster der Einzelhändler zu fotografieren, um diese Bilder dann später auf sogenannte Wettbewerbsverstöße wie mangelhafte Preisauszeichnung - eigentlich ganz witzig, aber das erklärt sich später - auszuwerten und den Münchener Einzelhändlern wie eine Geißel im Nacken zu sitzen. Als dann auch der letzte Einzelhändler keine Preise mehr im Schaufenster zeigte, gingen die Anwälte auf die Wurfzeitungen, Einwurfwerbungen usw. los. Das Spielchen ernährte eine ganze Weile Teile der Münchener Anwaltschaft und natürlich GvG.

Schnitt, wir schreiben ungefähr das Jahr 1993 als ich einen Bekannten hatte, der mir völlig entrüstet eine Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung zeigte und von GvG stammte.

Was war geschehen: Die Münchener Einzelhändler hatten inzwischen gelernt, ihre Angebote so ordentlich auszupreisen, dass GvG usw. nicht mehr davon leben konnten, abzumahnen. Also musste GvG umdenken und dazulernen. GvG hatte sich inzwischen dem Urheberrecht verschrieben und damit GvG auch ordentlich Verstöße produzieren konnte, die dann abmahnfähig waren, wurde ein unschuldiges ca. 14-jähriges Mädel namens Tanja Nolte-Berndel erschaffen, die in den einschlägigen Zeitschriften inserierte und ebenso unschuldig um Spiele-Software bat. Natürlich war die Hilfsbereitschaft bei so einem unschuldigen Begehren eines noch unschuldigeren Geschöpfes riesengroß.

Schnitt, wir schreiben die angehenden 2000er, die Keimzelle GvG hatte sich inzwischen vergrößert und einen Kompagnon aufgenommen, welcher sich einen Namen dadurch gemacht hat, dass er an der Rechtsprechnung für die Forenhaftung maßgeblich beteiligt war. Das exakte Wissen um die rechtlichen Belange des inzwischen in der Allgemeinheit angekommenen Internets mag diese Kompagnon dazu veranlasst haben, sich nicht nur in der Dialer-Szene zu vernetzen, sondern darüber hinaus auch Filmmaterial über das Internet zu vertreiben. Das lief gut bis ca. Ende 2004, als ein wildgewordener Staatsanwalt der Meinung war, diesem Treiben Einhalt zu gebieten und den Kompagnon zwecks intensiver und peinlicher Befragung zu sich ins Untersuchungsgefängnis einzuladen.

Schnitt, wir schreiben inzwischen 2005 als nämlicher Kompagnon inzwischen um 90.000 Euro ärmer, aber um Erfahrung und eine Bewährungsstrafe reicher sich mit Herrn M.B. verabredete, er möge doch bitte unerwünschte Werbung produzieren, um die Werbetreibenden abmahnen zu können - das betrifft übrigens das Verfahren, das derzeit in Osnabrück anhängig ist.

Ganz kleiner Schnitt von nur wenigen Monaten. Der Kompagnon hatte inzwischen die Keimzelle GvG verlassen und sich mit eigener Kanzlei - wohl mehr die Couch in seiner Wohnung - selbstständig gemacht. Dieser Schritt war sicherlich einerseits der Anfang von GvG's Untergang, andererseits aber auch der Anfang eines der erfolgreichsten Raubzüge in der deutschen Wirtschaftsgeschichte, denn mit den Erfahrungen aus dem U-Haft-Alltag im Kreuz, beschlosse der Kompagnon die Kontakte aus der Dialer-Scene zu reaktivieren. Die Dialer-Scene war zwar inzwischen dank DSL und Routern so gut wie tot, aber da gab es doch so ein nettes kleines Geschäftsmodell, das seit 2002 aus der Filesharing-Scene absolut erfolgreich entwickelt worden war, nämlich die Abofallen. Sinnigerweise hießen auch die ersten Abofallen p2p-download und so ähnlich und so weiter und es gab bereits einige große Abofallenbetreiber, die das Big Business erkannt hatten.

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2005: launch der ersten Abofallen der Gebr. Sch. Aufbau der Konzernstrukturen in Güstrow und Hagen.

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2006: launch der ersten Abofallen von M.B.

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2007: launch der ersten Abofallen von F.D.

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2008: launch der ersten Abofallen von E..... L........

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2009: Großer Bahnhof vor dem LG München. Die Sparkasse will sich von einer Kundin trennen, die als Anwältin das Mahninkasso für Abofallen betreibt. Der o.g. Kompagnon hält dagegen. M.B. sagt als Zeuge aus. Hilft alles nix, die Richter können sich nicht der Auffassung anschließen, dass ein Bankkonto zur unbedingten Ausstattung einer Anwältin gehört, weshalb es einer Sparkasse verwehrt werden sollte, sich dagegen zu verwehren.

Ein wenig später ist auch die letzte Abofalle außerhalb des Syndikats nicht mehr aktiv, so dass das Syndikat das Monopol der Abofallen beherrscht.

Schnitt, wir schreiben das Jahr 2010: Die Keimzelle GvG ist nicht mehr.

Ich hoffe, der kleine Abriss über die Abofallengeschichte hat zur Aufklärung beigetragen und hier noch eine kurze linkliste bzgl. Quellenangaben

http://shortr.de/die_Keimzelle_GvG

http://shortr.de/Allgemeines_zu_Abofallen

http://shortr.de/man_wagt_ja_kaum_den_Namen_auszusprechen

 

 

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@Andreas Sterntal:

Wunderbar, stimmt genau. Unter anderem aber auch eine sehr schöne "Steilvorlage"...

Was hälst du als Kenner (endlich mal jemand!) z.B. von diesen konsollidierten Infos:

 

http://pdfcast.org/pdf/promedia-rasch-bvmi-bearshare

 

Und zwar geht es im Grunde um folgende Frage:

Warum taucht bei (filesharing-)Abmahnungen rund um den Klüngel "BVMI e.V. / Clemens Rasch / ProMedia" so auffallend oft "bearshare" in deren PR-Filmchen auf?

Ebenfalls anhand einer kleinen "Zeitreise" erläutert. Start: 2001 mit dem Ende von (Ur-) Napster.

 

Immerhin haben die seinerzeit  (2007) sogar Kriminalbeamte "geschult", siehe: https://www.bdk.de/lv/nordrhein-westfalen/fachthemen/neuorganisation-der-kpb/bdk-sieht-positive-auswirkungen-der-neuorganisation-der-kreispolizeibeh-im-hochsauerlandkreis/bdk-sieht-positive-auswirkungen-der-neuorganisation-der-kreispolizeibeh-im-hochsauerlandkreis

 

"Einen Einblick in die Komplexität derartiger Ermittlungsverfahren ermöglichte Jörg von der Fecht (proMedia - Gesellschaft zum Schutz geistigen Eigentums mbH, Hamburg) in einem Fachvortrag zum Thema "Urheberrechtsverletzungen". Im Mittelpunkt des Themas stand die illegale Verbreitung von Musikstücken über Tauschbörsen im Internet."

 

Schlimm, oder!? Aber Naja, wie dem auch sei ... Danke und Gruß!

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@ behaarte Uhse,

so doll kenne ich mich nun wieder auch nicht aus mit allen möglichen kriminellen Geschäftsmodellen. Fest steht, dass alle Böcke vorher Gärtner waren, aber irgendwie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind. M.B. betrieb z.B. ein Dienstleistungsunternehmen für anwaltsnahe Dienste bis hin zum Hausservice. F.D. war Werbeunternehmer - halt wenig erfolgreich - und die Gebr. Schm... sind gleich von der Schulbank weg ins kriminelle Geschehen eingetaucht. Und wie gesagt, fast schon lustig - nein eher zynisch - finde ich, dass Anwälte, die früher aufgrund mangelhafter Preisauszeichnung Einzelhändler abgemahnt haben, nun selbst mit mangelhafter Preisauszeichnung das Big Business betreiben, denn eins ist klar, wir sehen in Person der Abofallenbetreiber immer nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter verborgen ist eine ganze Infrastruktur von Webdienstleistern, Suchmaschinen-Spezialisten, DDoS-Attackierern und natürlich Anwälten.

Eine kleine Ahnung ergibt sich dadurch, dass in einem Video aus 2008, dass die Anwältin K.G. zeigt, wie sie aus einem Auto vor ihrer Haustür aussteigt, der Fahrer identisch ist mit dem Anwalt T.P., der M.B. vor dem Gericht in Osnabrück vertritt und der die produzierten Abmahnungen als einen Dumme-Jungen-Streich bezeichnet hat. Immerhin war M.B. zum Tatzeitpunkt ganze 30 Jahre jung.

Ich halte es sogar gut für möglich, dass die Abofallenbetreiber gar keinen Zugriff auf diese Infrastruktur haben, damit sie im Fall der Fälle das System nicht gefährden können.

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LOL richtig klasse das, aber auch bezeichnend dafür, dass die Branche dabei ist, sich selbst mental als seriös zu coachen, also jegliche Scheu und Scham abgelegt hat.

Es gibt zwar die chinesische Kriegsweisheit: "Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm", aber das steckt mit Sicherheit nicht dahinter. Mir scheint, dass die Hirnwäsche, man täte ja nichts Böses oder gar Unrechtes, inzwischen tatsächlich bei denen angkommen ist.

Interessant auch, dass parallel der sogenannte Frankfurter Kreisel um M.B. sein Coming-Out hatte. Dort bringt selbiger es fertig zu schreiben: "ich habe nie eine Abofalle betrieben." Ich nehme mal an, dass das Coaching auch parallel verlaufen ist. Wie gesagt, Diskussionen mit denen sind so erfolgversprechend und erquickend, wie mit einem Stasi-Offizier zur Blütezeit der DDR.

 

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Andreas Sterntal schrieb:

LOL richtig klasse das, aber auch bezeichnend dafür, dass die Branche dabei ist, sich selbst mental als seriös zu coachen, also jegliche Scheu und Scham abgelegt hat.

Es gibt zwar die chinesische Kriegsweisheit: "Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm", aber das steckt mit Sicherheit nicht dahinter. Mir scheint, dass die Hirnwäsche, man täte ja nichts Böses oder gar Unrechtes, inzwischen tatsächlich bei denen angkommen ist.

Mag sein, dass jetzt die Branche so tut, als wäre man seriöser geworden. Ich würde das trotzdem als Fortschritt ansehen. Denn plumpe Maschen sind damit nicht mehr möglich. Sowohl der Dachverband wie auch die einzelnen Inkasso-Unternehmen stehen immer mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Man kann es sich immer weniger leisten, Forderungen die von aussen kommen, einfach so wegzuwischen. Und wenn es zu ein bisschen mehr Transparanz bei den beteiligten führen sollte, why not?

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Zur Thematik "Runder Tisch" und Gegenmaßnahmen nocheinmal.

 

Wie bereits schon einmal erwähnt, gebe ich den Banken eine absolute Schlüsselrolle. Bestätigt sehe ich mich durch eine neue Studie von Prof. Stefan Savage an der Universität San Diego. Dernach werden SÄMTLICHE Geschäfte von Spammern weltweit gerade einmal von DREI Banken abgewickelt.

http://www.pcwelt.de/news/Testkauf-beim-Spammer-Banken-profitieren-durch...

Es mag sich hier nicht um Abofallenbetreiber handeln, doch zeigt es m. E. deutlich die Rolle der Banken in diesem Geschäft.

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Ja aber nochmal: Die Tatsache, dass selbst solch zertifizierten Räubernester wie dieses berüchtigte in dieser netten Kleinstadt im Westfälischen noch immer nicht ausgeräuchert sind, obwohl sie nun Millionen dubiose Lastschriften als Erste Inkassostelle durchwinkten - und zwar in positiver Kenntnis des zweifelhaften Charakters ihrer diversen Geschäftspartner - zeigt doch, dass es vor allem einmal an politischem Willen fehlt, die Aufsichtsbehörden entsprechend mit Kompetenzen und/oder politischer Rückendeckung auszustatten. Wo in drei Teufels Namen bleibt denn die BAFin?

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"Wo in drei Teufels Namen bleibt denn die BAFin?Wo in drei Teufels Namen bleibt denn die BAFin?"

 

Sehr geehrter Hr. RA Richter,

kann es nicht sein, dass Inkassodienstleister gar nicht der Aufsicht der BAFin unterstehen?

Meines Wissens unterstehen die der Aufsicht, der für sie zuständigen Amtsgerichte.

Mal ein wenig diabolisch gefragt: was kann man denn gegen Anwälte unternehmen, die das Masseninkasso von unberechtigten Forderungen betreiben, da hat es ja auch ein paar "schwarze Schafe" gegeben.

 

 

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Mit dem Räubernest meinte ich eine berüchtigte Bank, die als Inkassostelle der Gewinnspielmafia fungiert.

Die Anwälte könnte man in bestimmten Fällen, bei denen den Forderungen eine unerlaubte Handlung vorausgegangen ist, als Mitstörer in Haftung nehmen. Das anwaltliche Aufsichtsrecht scheint mir gegenüber solchen Leuten letztlich nicht nur zahnlos; die Kollegen in den Kammern haben ja auch keine Ermittlungsbefugnisse und müssen daher genauso stille Post spielen, wie unsere bedauernswerten Datenschutzbeauftragten. Alles komplett lächerlich.

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@ RA Richter, helfen Sie mir mal bei der Suche nach dem Kreditinstitut. Da gibt es die feine, aber durchaus wirksame Methode den Compliance-Beauftragten der BAFin zu informieren. Die stellen dann so nette durchaus peinliche Befragungen an, was letztlich dazu geführt haben mag, dass die W...C...-Bank die Zusammenarbeit mit den Abofallenstellern eingestellt hat. Bei internationalen Instituten ist das erheblich schwieriger, denn auch mir ist bekannt, dass die Spam-Schleudern über nur 3 bis 5 Banken funktionieren.

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Unglaublich, aber wie schon so häufig vorher, wird nach langem Ableugnen die Flucht nach vorne begangen und man präsentiert sich als seriöse Unternehmungen, die nie auch nur irgend etwas Gesetzeswidriges begangen hätten.

Wohlgemerkt, wir befinden uns auf der Gratwanderung dessen, was wettbewerbsrechtlich normalerweise von selbst, sprich dem Wettbewerb geregelt würde. Weil aber eben dieser Wettbewerb nicht vorhanden ist - wer betreibt ansonsten Portale, auf denen beispielsweise Kochrezepte kostenpflichtig angeboten werden -  hauen diese Herren in exakt die Lücke hinein.

Ich möchte noch auf eines aufmerksam machen: waren es ursprünglich eine ganze Fülle von Abzockern, die auf diese Weise zugange waren, so sind seit ca. 2009 nur noch die Buben übrig, die eindeutig der Mafia um einen Münchener Anwalt zuzuordnen sind. Ich nehme mal an, dass hier der "Wettbewerb" mit DDoS-Attacken zum Schweigen gebracht wurde, oder wo sind sonst die anderen Herren der abzockenden Branche verblieben?

 

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Ich weiß gar nicht, was Herr Sterntal hat. Ich finde die Idee mit dem gemeinsamen runden Tisch gut. Der Austausch von Standpunkten hat noch nie geschadet.

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Sorry, sehe mich gezwungen darauf hinzuweisen, dass es eine Fake-Blog-Familie unter meinem Namen gibt, auf den der o.a. link verweist, was mal wieder deutlich macht, dass von gewisser Seite aufmerksam mitgelesen wird. 

Diese auch weiteren Personen gewidmeten Fake-Blogs bilden eine Welt für sich, in der nur untereinander verwiesen und verlinkt wird. Das lässt sich wunderbar über die Profile der angeblichen Blog-Betreiber nachvollziehen, wer da auf wen verweist. Hintergründe und Motive solcher Fake-Blogs lassen sich ebenso einfach und simpel nachvollziehen, wenn man sich mal den folgenden unter Anonym verfassten Kommentar vor Augen hält:

"Was ist denn nun schon wieder so verwerflich, wenn in einem offenen Brief an Professor Hoeren um einen Terminvorschlag „Runder Tisch gegen Internetabzocke“ gebeten wird.
Hat man Sorge, dass die Geschäftsidee Verbraucher zu verunsichern, Verbraucher für unmündig zu erklären … Firmen und Privatpersonen zu verleumden und zu bedrohen (indem man diese rotzfrech mit Internetabzocke in Verbindung bringt) den Bach runter geht?"

So, und nun husch, husch zurück ins Trollkörbchen.

 

 

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Das ist doch genau der Pidder, der es einst selbst mit Abo-Seiten versuchte, nachdem sein Pornoseiten-Projekt, vorbei am deutschen Jugendschutz, gescheitert war.

http://www.bildercache.de/anzeige.html?dateiname=20110723-172723-998.jpg

Als auch das nichts einbrachte, er kläglich mit seinen "Satire"-Seiten "affzockt" und "AntiAbzockZentrale" gescheitert war, bastelte er sich als "Andreas Sterntal" seinen "Roman" zusammen.

Nun hat er sich auch noch eine Klatsche vom Amtsgericht Dresden eingefangen.

http://rotglut-info.blogspot.com/2011/06/sachen-gibt-es-die-gibt-es-gar-nicht.html

Genau solche "Aufklärer" gehören an einen runden Tisch, die selbst Dreck am Stecken haben und das Internet missbrauchen, um andere Menschen zu verunglimpfen und alle, die nicht seiner Meinung sind, als "Sockenpuppen" und "Trolle" zu beschimpfen. (Ironie wieder aus)

@Careless

So weit ist das vom Thema gar nicht weg. Wenn aufgeklärt werden soll, muss man schon wissen, welche Leute sich hinter den Kritikern der Abo-Fallen verbergen.

Einen runden Tisch unter Teilnahme von Vertretern der Verbraucherschutzzentralen, Betreiber der betreffenden kritisierten Plattformen und Rechtsexperten wäre durchaus sinnvoll. Leute wie "Andreas Sterntal" gehören aber nicht an so einen Tisch - dann wäre es eine Farce!

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Liebe Christa, da hast Du mich falsch verstanden :-). Was Herr Sterntal da schreibt, verstehe ich gar nicht. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass wir nun alle gespannt sind, ob Herr Hören der Einladung folgt. Wie Du sagst, ein runder Tisch in der Konstellation wäre sinnvoll.

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Woher will man wissen, dass eine Parkuhr nicht reden kann, wenn man noch nie eine gesehen hat.
Man macht es sich sehr einfach, wenn man nur die Leute an einen runden Tisch lädt, von denen man glaubt, sie hätten die gleiche Meinung. Eine Diskussion ist immer erst dann produktiv, wenn man sich anderen Positionen öffnet. Ob man sie dann auch teilt am Ende des Tages, ist eine andere Frage. Ich vermute, dass Herr Hören als Dozent ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Ich studiere zwar Chemie, habe aber auch da gelernt: die wertvollsten Ergebnisse erreicht man in der Diskussion.

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Hallo,

habe auf verbraucherschutz.tv ein interessantes interview mit prof. hoeren gelesen. 

 

BLOGGER HABEN AM RUNDEN TISCH NICHTS VERLOREN!

dort sagt er sinngemäß, dass blogger am runden tisch gegen internetabzocke nichts verloren haben, da sie ohnehin nichts bewegen können. da habe ich dann drüber nachgedacht, aber ich glaube ich verstehe jetzt, warum, und kann mich prof. hoeren nur anschliessen - und möchte  versuchen, die gründe etwas anzureichern:

1. blogger können nichts bewegen. sie können lediglich hinterher, also wenn das kind bereits im brunnen ist, darüber berichten.

2. bloggen kann jeder. egal ob einer tagsüber bei vw in wolfsburg an der stanze steht oder drucker repariert - die gemeinsamkeit der blogger ist die entrüstung, nicht die sachliche qualifikation.  ideologisch getriebene sinnstiftung ist immer gefährlich: der  genannte blogger, der tagsüber im akkord reifen montiert, die einsame hausfrau, der frustrierte student, sie alle eint die entrüstung und der gemeinsame feind. da geht mitunter die trennschärfe verloren. und auf einmal ist man wer: tagsüber dem druck des alltags ausgesetzt erfolgt abends die bestätigung durch die blogger-gemeinde, wenn man mal wieder als erstes einen neuen handelsregistereintrag einer verhassten firma entdeckt hat. plötzlich ist man wer, die eigene expertise ist nach jahren der demütigung in betrieb und umfeld endlich einmal gefragt, das selbstwertgefühl steigt. da kann man es schon verstehen, wenn der eine oder andere über das ziel hinausschiesst. und so therapeutisch wertvoll die bloggerei für einige sein mag: ernstzunehmen sind solche leute aber nicht. 

3. blogger quatschen gerne. aber ein so wichtiges thema wie das hier diskutierte muss konzentriert vorbereitet werden. da kann es nicht sein, dass einzelne blogger gesprächsstände nach draussen tragen, nur um ihrem weblog (bzw. den adsense-einnahmen daraus) einen kurzfristigen schub zu geben.  

4. vieles was blogger tun ist illegal: angefangen von anonym gehosteten blogs, die eher der verleumdung als der aufklärung rechnung tragen über illegale rechtsberatung - solche leute am tisch sitzen zu haben macht den runden tisch massiv angreifbar!

 

Also: wieder einmal eine unbequeme, aber richtige position von herrn professor horen! danke dafür!

 

 

 

 

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Na Moment mal, man das so oderso rauslesen - Ihre Art, die Dinge zu vereinfachen entspricht sicherlich nicht dem mehr als komplizierten Engegament der Blogger in der ersten Reihe. Die bloggen nämlich nicht aus Langeweile, Dummheit oder des Plapperns willen, sondern weil sie in rechtsfreiem Raum eine rechtsfreie Positon einnehmen und damit entgegen ihrem wer weiß wie gearteten Engagement einen Aktionismus zeigen, der Geld, Zeit und Nerven kostet, während die "Profis" in Staatsanwaltschaften, Unis und Polizeibehörden um 17 Uhr den Griffel fallen lassen und Abzocker Abzocker sein lassen.

Aus meiner Sicht: Sie haben das Interview leider nicht verstanden, Sie verstehen auch Blogging nicht. Das Interview wurde von mir nicht geführt, um träge Instanzen in ihrer Bedeutungsschwangerschaft zu preisen, sondern um zu sagen: Wir Blogger kennen unseren Platz im System.  Schade jetzt, dass offenbar das System den Platz der Blogger nicht Wert zu schätrzen vermag.

Blogging ist aktuell das einzige der Gesellschaft zur Verfügung stehende Mittel im Kampf gegen Internetabzocke, denn die Waffenkammer des Systems scheint gut gefüllt aber fest verschlossen. Ansonsten bitte ich, Personen der Branche, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen und seit Jahren den Kopf dafür hinhalten, mit teilweise extremen Restriktionen, nicht als "solche Leute" zu bezeichnen.

So viel Professionalität im Umgang darf ich verlangen, oder?

 

Beste Grüße  USch

admin von http://www.verbraucherschutz.tv

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Ich denke auch private Verbraucherschützer sind da fehl am Platze. Ohne den ehrenwerten Grundgedanken angreifen zu wollen: aber deren Tun ist meistens eher langeweile-getrieben als sachlich fundiert. Ähnlich ist das beispielsweise bei Umweltschützern und Tierschützern. Auch dort nimmt der ideologische Teil des Hobbys schnell überhand und gleitet ab in illegale Aktionen.

Das sollte man verhindern und diese Leute - so nachvollziehbar deren Ansatz "Aktivismus durch Betroffenheit" ist - aussen vor lassen.

Wir wollen ja nicht vergessen: Betroffenheit in diesem Bereich entsteht durch Sorglosigkeit und einen Hang, geschriebenes zu ignorieren. Keine gute Basis für diese Runde. Das wäre ja wie wenn sich ein Schwein den Metzger selbst aussucht.

Die Verbraucherzentralen sehe ich allerdings schon mit am Tisch. Die könnte man gleich mal fragen, warum sie in seriellem Abmahnverfahren ganze hunderte von Kleinunternehmern und Ladenbesitzern ruinieren.

 

 

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