Neuer Grenzwert für`s bekiffte Fahren: 3,5 ng/ml...na dann "Alles Gute!"

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 28.03.2024
Rechtsgebiete: Verkehrsrecht7|8188 Aufrufe

Straffreiheit für Kiffer*innen. Klar. Und bald fahren die auch schön morgens mit roten Augen zur Arbeit. Wunderbare neue Zeiten. Ich meine das ohne jede Ironie. Manchmal müssen wir frei nach Brandt etwas "mehr Freiheit wagen". Für mich selbst wird sich sicher nichts ändern, für viele Gelegenheitskonsumenten dagegen brechen Zeiten ohne Repression an. Das StVG muss sich dem natürlich anpassen. Die Grenzwertkommission schlägt 3,5 ng/ml (statt der bislang geltenden 1,0 ng/ml-Grenze) vor.

 

Die wissenschaftlichen Experten geben danach folgende Empfehlungen ab:

Im Rahmen des § 24a StVG wird ein gesetzlicher Wirkungsgrenzwert von 3,5 ng/ml THC Blutserum vorgeschlagen. Bei Erreichen dieses THC-Grenzwertes ist nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft eine verkehrssicherheitsrelevante Wirkung beim Führen eines Kraftfahrzeuges nicht fernliegend, aber deutlich unterhalb der Schwelle, ab der ein allgemeines Unfallrisiko beginnt.
Um der besonderen Gefährdung durch Mischkonsum von Cannabis und Alkohol gerecht zu werden, wird empfohlen, für Cannabiskonsumenten ein absolutes Alkoholverbot am Steuer entsprechend der Regelung des § 24c StVG vorzusehen.
Es seien Speicheltests mit hoher Empfindlichkeit als Vorscreening – zum Nachweis des aktuellen Konsums erforderlich. Es wird empfohlen, die Details zur Umsetzung dieses Ansatzes auch unter Berücksichtigung der Erfahrungen im Ausland zu klären.
Bei dem vorgeschlagenen Grenzwert von 3,5 ng/ml THC im Blutserum handelt es sich nach Ansicht der Experten um einen konservativen Ansatz, der vom Risiko vergleichbar sei mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,2 Promille. THC im Blutserum ist bei regelmäßigem Konsum noch mehrere Tage nach dem letzten Konsum nachweisbar. Daher soll mit dem Vorschlag eines Grenzwertes von 3,5 ng/ml THC erreicht werden, dass – anders als bei dem analytischen Grenzwert von 1 ng/ml THC – nur diejenigen sanktioniert werden, bei denen der Cannabiskonsum in einem gewissen zeitlichen Bezug zum Führen eines Kraftfahrzeugs erfolgte und eine verkehrssicherheitsrelevante Wirkung beim Führen eines Kraftfahrzeugs möglich ist.

 

Hier geht es zu der entsprechenden Pressemitteilung des BMDV. Ganz sicher wird es so kommen. Was ist aber in der Übergangszeit mit anhängigen/neuen Verfahren? Vielleicht sollte man zumindest von Regelfahrverboten nach § 25 Abs. 1 S. 2 StVG absehen, wenn die 3,5 mg/l nicht erreicht ist....sicher eine ganz neue Diskussion in den nächsten Monaten in einschlägigen OWi-Verfahren.

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7 Kommentare

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So ein dummes Gelaber zeigt, dass sie sich keineswegs mit der Thematik auseinandersetzt haben! Demjenigen, der 3,5ng mit roten Augen verbindet, sollte das Feierabendbier (wahrscheinlich sogar mehrere) verboten werden, um das Denkvermögen (falls vorher vorhanden gewesen) wieder herzustellen!

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Kurze Frage an den meinungsstarken Kommentator: 

Wo genau im obigen Text wird der Grenzwert in welcher Höhe auch immer mit roten Augen in Verbindung gebracht? Lesen bildet und wird jedenfalls vor unsachlicher Kritik am Denkvermögen und vermutetem Rauschmittelkonsum anderer dringend empfohlen!

Bin mal so frei, für den Kollegen zu antworten:

"[...]Straffreiheit für Kiffer*innen. Klar. Und bald fahren die auch schön morgens mit roten Augen zur Arbeit. Wunderbare neue Zeiten. Ich meine das ohne jede Ironie.[...]".

Das impliziert klar, dass der Schreiber des Artikels denkt, man sei bei 3,5 ng/ml Blutserum "eulebreit", was nicht den Tatsachen entspricht. Zumal noch der Hinweis mit im Text steht, dies sei nicht ironisch gemeint. Wieso auch sollte eine Expertenkommission einen falschen, zu hohen, Wert empfehlen? Der Wert ist selbst nach Aussage dieser Kommission eher konservativ angesetzt. Also cool bleiben - die roten Augen kommen höchstens vom Heuschnupfen ;)

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PS (17.04.2024): Um evtl. Irritationen zu beschwichtigen. Ein gewisser Kommentator, der hier in der Beck Community unter verschiedenen Namen  auftritt und regelmäßig kommentiert,  hat vor einiger Zeit einen klar volksverhetzenden Fäkal-Kommentar unter einen meiner Beiträge platziert. Ich habe ihn daraufhin von den Diskussionen unter meinen Beiträgen ausgeschlossen und werde dies weiterhin tun, indem ich seine Beiträge sperre.

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In der Tat sind die Wirkungen von Cannabis bzw. Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit deutlich unterschiedlich, insbesondere was gefährliches Fahrverhalten angeht. Bislang diente der sehr strenge Grenzwert auch als Ersatzbestrafungsandrohung für den kaum mehr sonst zu kontrollierenden verbreiteten Konsum dieser (bisher illegalen) Droge. Deshalb ist eine Anhebung des Grenzwerts auf einen realistischen Wert auch nachvollziehbar.

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