Neue Studie zu Hirndoping – Sportstudenten dopen am meisten, Jurastudenten nur im Mittelfeld!
von , veröffentlicht am 06.04.2013Über Hirndoping (auch Neuro-Enhancement genannt) habe ich bereits berichtet (s. hier). Zu diesem Thema haben Mainzer Wissenschaftler um den Sportwissenschaftler Pavel Dietz jüngst eine interessante Studie veröffentlicht. Sie haben 2.569 Studenten der Universität Mainz anonymisiert befragt, ob sie innerhalb der letzten 12 Monate stimulierende Substanzen zur Steigerung ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit zu sich genommen haben.
Hirndoping wurde dabei wie folgt definiert: „Substances for brain doping are pharmaceuticals or illegal drugs that you cannot buy in a drugstoreand that were not prescribed to you to treat a disease. The only reason why you use this substance is to improve cognitive performance, such as attention, alertness, and mood. Examples are stimulant drugs (amphetamines), caffeine tablets, cocaine, methylphenidate, and mephedrone.“
Das Ergebnis: 20% der Studierenden haben in den letzten 12 Monaten Hirndoping betrieben (23,7% Männer, 17% Frauen). Erstsemester waren mit 24,3% häufiger betroffen als ältere Semester (16,7%). Interessant ist auch die Verteilung nach den Fachrichtungen, die wie folgt aussieht:
25,4% Sportwissenschaften
21,7% Kulturwissenschaften
19,6% Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
17,1% Medizin und sonstige Naturwissenschaften
12,1% Sprach- und Erziehungswissenschaften.
Eine Erklärung dafür, dass gerade Sportwissenschaftler diese Statistik anführen, haben die Autoren auch: Sie nehmen an, dass die im Sportbereich gebräuchlichen Nahrungsergänzungsmittel als „gateway drug“ fungieren.
Quelle: Dietz et al. Pharmacotherapy 2013, S. 44
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8 Kommentare
Kommentare als Feed abonnierenTilman kommentiert am Permanenter Link
Es ist schade, dass "Medizin und sonstige Naturwissenschaften" nicht weiter aufgesplittet wurde. Denn gerade bei den MINT-Fächern ( http://de.wikipedia.org/wiki/MINT-F%C3%A4cher ) geht es im Gegensatz zur Medizin nicht um auswendig lernen sondern um "können", d.h. die grundsätzlichen Konzepte verstehen und anwenden.
Dass Jura nicht ganz oben liegt, hat wohl damit zu tun, dass viele angehende Juristen sich natürlich besonders im klaren sind, welche Risiken das "erwischt" werden bedeutet.
justus jonas kommentiert am Permanenter Link
@ Tilman: Wie will man denn erwischt werden? In der Klausur wohl kaum. Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass demnächst Urinproben beim Eingang in die Klausur abgegeben werden müssen. Wenn also nicht dort, könnte man aus dem Argument höchstens noch folgern, dass Juristen besonders gesetzestreu ob ihres Wissens sind. Das wäre mir neu.
Tilman kommentiert am Permanenter Link
Bei der Übergabe, oder weil der Dealer überwacht wird, oder weil der dealer erwischt wird und plötzlich anfängt zu singen. Meines Wissens ist es ja so dass Vorstrafen irgendwie hinderlich sind bei der Zulassung zum Rechtsanwalt, und natürlich auch bei der Einstellung als Richter oder Staats-Anwalt.
John Doe kommentiert am Permanenter Link
Sorry, aber welche Aussagekraft hat denn eine Studie, die als Beispiel für "Dopingmittel" auch Koffeintabletten miteinbezieht? Eine Koffeintablette hat etwa die gleiche Wirkung wie eine Tasse Kaffee. Also müsste konsequenterweise auch Kaffee als Dopingmittel miteinbezogen werden. Und dann hätten wir plötzlich eine Studie, laut der 95% aller Stundenten Hirndoping betreiben.
Im Übrigen sind Koffeintabletten auch vollkommen legal und die "Studie" differenziert nicht, welchen prozentualen Anteil am Konsum welche Substanz ausmacht. Von daher ist die oben geführte "Legalitätsfrage" zumindest teilweise obsolet...
Prof. Dr. Jörn Patzak kommentiert am Permanenter Link
@John Doe
Zur Einbeziehung der Koffeintabletten wird in der Studie Folgendes ausgeführt:
"Caffeine tablets, but not caffeinated beverages
(e.g., large cup of coffee), were included in our
definition of cognitive-enhancing substances
because in Germany, in contrast to the United
States, caffeine tablets can only be purchased at
a pharmacy and not in a drugstore or in a supermarket.
This consumption pattern markedly differs
from that of a person who consumes a
strong cup of coffee to increase alertness. In
addition, taking caffeine tablets (although they
are a nonprescription product) may be a gateway
to using other drugs."
Marc Hanke kommentiert am Permanenter Link
:D herrlich
Leser kommentiert am Permanenter Link
Dass Hirndoping bei Jurastudenten "nur" die zweithöchste Häufigkeit hat, überrascht nicht. Erforderlich ist in unserem schönsten aller Studienfächer doch eher ein Doping des Sitzfleischs, um auch nach zwölf Stunden in Vorlesung und Bibliothek noch ein paar kleine Hausaufgaben erledigen zu können. ;-)
Journalist kommentiert am Permanenter Link
Hallo,
wir recherchieren aktuell für eine seriöse TV-Produktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und suchen nach Personen, die bereits Erfahrung mit der Einnahme von Neuro-Enhancements gesammelt haben und über diese (auch anonymisiert) vor der Kamera berichten. Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Genauere Infomationen zur Sendung und dem Thema gibt es gerne auf Nachfrage und bei persönlichem Kontakt.
Viele Grüße