Petra Reski - Allein gegen die Mafia?

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 19.12.2008

Dass jemand, der ein Buch über die Mafia veröffentlicht, bei einer Lesung in Deutschland persönlich bedroht wird, ist ein nicht zu übersehendes Signal und beweist, was Worte bewegen können! So geschehen in Erfurt, als die in Venedig lebende, mehrfach für ihre investigativen Reportagen ausgezeichnete deutsche Journalisten Petra Reski (Video, Blog der Autorin) ihr Buch "Mafia - von Paten, Pizzerien und falschen Priestern" vorstellte. Es ist eines der lesenswertesten Bücher der vergangenen Jahre über die Mafia, das von Begegnungen mit Mafiosi, deren Unterstützern, mit Staatsanwälten, Richtern und Opfern berichtet. Sehr kenntnisreich beschreibt die mutige Autorin, die sich nicht einschüchtern lassen will, die ganz und gar nicht ehrenwerte Gesellschaft. An dem schon nach wenigen Wochen sehr erfolgreichen Buch, das demnächst auch auf Englisch, Spanisch und Niederländisch erscheinen soll, hat bezeichnenderweise kein italienischer Verleger Interesse.

Die meisten Deutschen haben gar keine Vorstellung davon, welchen Einfluss die Mafia auf unsere Verhältnisse in Deutschland bereits genommen hat. Wer weiß z.B. schon, dass große Teile der Ostseeküste von der Mafia aufgekauft worden und wie nah die Mafiosi an führenden Politikern "dran" sind? Derzeit schimpft alles auf den aggressiven Turbokapitalismus - und übersieht dabei, dass durchaus Bezüge zur organisierten Kriminalität bestehen. Wer verstehen will, warum es sich um ein ernst zu nehmendes europäisches Problem handelt, findet die Antworten in dem Reportageband.

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1 Kommentar

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Ihr Buch ist in Deutschland gut verkauft worden. Eine Diskussion über das Wirken der Mafia in Deutschland hat es leider auf breiter Front nicht ausgelöst. Dass die in Venedig lebende Autorin Petra Reski für ihre Reportagen über die Mafia, die in diesem Grund im vergangenen Jahr in der "Zeit" erschienen sind, Journalistinnen-Preis der Zeitschrift "Emma" erhält, ist jedenfalls einen Blog-Eintrag wert - und ruft hoffentlich das Thema "Mafia in Deutschland" ein klein wenig in Erinnerung.

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