Worüber ich mich ärgere: Der offene Brief der Musikindustrie

von Prof. Dr. Thomas Hoeren, veröffentlicht am 29.04.2008

Der Bundesverband Musikindustrie hat in den letzten Tagen in allen Tageszeitungen ganzseitige Anzeigen schalten lassen, in denen 200 "Künstler" einen Offenen Brief an Angela Merkel richten (nur ganz klein in der Anzeige ist die tatsächliche Herkunft der Anzeige erkennbar.

Vor allem im Internet würden Musik, Filme oder Hörbücher millionenfach unrechtmäßig angeboten und heruntergeladen, ohne dass die Kreativen, die hinter diesen Produkten stehen, dafür eine faire Entlohnung erhalten“, heißt es in dem Schreiben das unter anderem von Herbert Grönemeyer, Tokio Hotel, Thomas Quasthoff, Amelie Fried, Julia Frank, Andreas Langenscheidt, Til Schweiger, Bernd Eichinger und Stefan Arndt unterzeichnet wurde. „Langfristig wird so die kulturelle Vielfalt in unserem Land abnehmen und wir verspielen eine unserer wichtigsten Zukunftsressourcen“, so die Unterzeichner.

Zur Lösung des Problems verweisen die Unterzeichner auf Initiativen in Frankreich und England, wo auf Druck der Regierungen die Internetprovider künftig bei der Bekämpfung der Internetpiraterie stärker in die Verantwortung genommen werden sollen. Nach mehrfachen „Verwarnungen“ durch ihren Internetprovider müssten Anschlussinhaber damit rechnen, dass ihnen der Vertrag gekündigt wird, wenn sie ihr unrechtmäßiges Handeln nicht unterlassen. Schätzungen zufolge entfallen allein in Deutschland 70 Prozent des Internetverkehrs auf die Nutzung meist illegaler Tauschbörsenangebote. „Während die milliardenschwere Telekommunikationsindustrie massiv von der Nutzung illegaler Inhalte profitiert, verweigert sie beim Schutz geistigen Eigentums die Verantwortung“, so die "Kreativen".

http://www.musikindustrie.de/fileadmin/news/politik/downloads/080425_off...

Ich habe langsam die Nase von den Frechheiten der Musikindustrie voll. Undifferenziert wird auf Nutzer und TK-Industrie eingeschlagen. Falsche Zahlen (70% der TK-Nutzung seien illegaler P2P-Verkehr) werden kombiniert mit schrägen Vergleichen gerade mit dem Zensurland China und dubiose Zitate just von Mark Getty ("Geistiges Eigentum sei das Öl des 21. Jahrhunderts"). Die eigenen Haussklaven werden als Unterzeichner vorgeschickt und instrumentalisiert, statt sich mal zu fragen, ob man nicht als Musikindustrie angemessene Salärs an Kreative zahlt. Jede differenzierte Auseinandersetzung fehlt: Hat nicht der Gewinneinbruch in der Musikindustrie noch andere Gründe als P2P? Kann die TK-Industrie überhaupt effektiv den Zugang zu Websites sperren? Ist nicht Urheberrecht geprägt durch eine komplexe Suche nach einem Gleichgewicht zwischen schützenswerten Urheber-, Verwerter- und Nutzerinteressen?

Man will in der Musikindustrie nicht differenziert denken. Man will schlagen, hauen, klotzen. Dualismus ist eben besser verkäuflich als differenzierte Prüfung und Gespräche. Gut = Musikindustrie - böse = der Rest der Welt, die Hörer von Musik (eine Industrie straft ihre Kunden), TK-Industrie, Internetnutzer, Andersdenkende.

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

131 Kommentare

Kommentare als Feed abonnieren

Dem kann man eigentlich nichts hinzufügen. Seit Jahren wird von der Musikindustrie ein Großteil der Internetnutzer kriminalisiert und insbesondere P2P in einem Atemzug mit "illegal" genannt. Man kann nur hoffen, dass sich in der Zukunft noch mehr Gerichte die Zeit nehmen alle Argumente sorgfältig abzuwägen und die Methoden der Musikindustrie zur Ermittlung angeblicher "Verbrecher" zu hinterfragen, statt blind der öffentlichkeitwirksamen Stimmungsmache zu folgen.

0

Ich schließe mich da voll und ganz Ihrer Meinung an! In den USA musste die Medienindustrie schon eingestehen, dass ihre Zahlen kaum beweisbar sind - so langsam sollte sie dies auch hier tun.
Die Reaktion der Frau Bundeskanzler ist allerdings auch interessant: Sie will auf internationale einen stärkeren Schutz umsetzen. In Deutschland dürfte sie dabei mittlerweile auch auf starken Widerstand stoßen, in der EU allerdings weit weniger. Da Rechtssetzungen der EU auch nur minimalst von deutschen Gerichten - auf Verfassungsmäßigkeit - geprüft werden, ist dies genau der richtige Weg, jede kritische und differenzierte Diskussion zu umgehen.

0

Rechtliche Rahmenbedingungen bedürfen der gesellschaftlichen Akzeptanz. Druck und Kriminalisierung sowie überzogenes DRM trifft und verstimmt potentielle Kunden. In der Politik ist der von Ihnen zu Recht immer wieder ins Spiel gebrachte Gedanke des gerechten Ausgleichs und der Balance nicht angekommen. Dort klammert man sich parteiübergreifend an alte Rezepte, beschwört phrasenartig den Schutz geistigen Eigentums (der de facto ein Schutz der Verwerter und nicht der von ihnen abhängigen Urheber ist) und ignoriert z.B. alle Versuche des Urheberrechtsbündnisses, bessere Bedingungen für Bildung und Wissenschaft zu schaffen.

0

Der Erfolg gibt der MI jedoch recht. Nicht zuletzt Leuten wie RA Rasch (den sicher jeder Filesharer vom Namen her kennt) ist es zuzuschreiben, dass die Tauschbörsennutzung deutlich abgenommen hat. Vielleicht ist ein wenig "schlagen, hauen, klotzen" aber auch nötig gewesen, um das Problem der breiten Masse bewusst zu machen. Aber eine leere Tauschbörse bedeutet nicht gleichzeitig auch ein voller Plattenladen. Wer gibt bitte 40-50 DM(sic!) für Musik aus? Die legalen Alternativen zur Musikbeschaffung (iTunes & Co.) sind ebenfalls auch nicht wirklich konkurrenzfähig; uneinheitliche Formate, DRM-Systeme und z.T. happige Preise bis über 1 EUR / Titel.

Man verweist nach Frankreich? War dort nicht mal soetwas wie eine "Kulturflatrate" in der Diskussion? In diese Richtung gehen ja bereits Dienste wie (das nun legale) Napster: Ein Betrag X pro Monat und so viel Musik hören, wie man will.

Aber vielleicht kommt man auf solche Ideen erst, wenn das "schlagen, hauen, klotzen" durch die Neufassung einschlägiger Rechtsvorschriften für die sog. Abmahnanwälte diesen Weg der Erziehung des Verbrauchers unattraktiv macht.

0

Auch wenn es nur ein kleiner Trost ist: Die Musikbranche steht nicht geschlossen hinter dem Brandbrief. Auch wenn 200 Kreative unterschrieben haben, - sie stehen nicht exemplarisch für die gesamte Branche. Die Unterzeichner stehen lediglich für einen Teil der in der Branche kursierenden Meinungen.

0

"... so die kulturelle Vielfalt in unserem Land abnehmen und wir verspielen eine unserer wichtigsten Zukunftsressourcen."

Tokio Hotel?

Ich wüßte wirklich nur zu gerne, wieviele CDs tatsächlich mehr gekauft würden, gäbe es Filesharing nicht mehr. Filesharing erlaubt m.E. lediglich einer bestimmten Klientel auf Musik zuzugreifen, die sie sich ansonsten sowieso nicht leisten könnte und würde. Siehe M.Böse: wieviele Schüler haben die Möglichkeiten, sich mit CDs für EUR 25,- einzudecken?

0

Tja, so ist das eben im neuen Deutschland. Über 30.000 Bürger klagen gegen die Vorratsdatenspeicherung, die jetzt nach einem Urteil des LG Offenbach (Az. 3 Qs 83/07) auch im Sinne der Musikindustrie gegen Bürger verwendet werden darf, obwohl das Verfassungsgericht eine andere Absicht durch eine Entscheidung ausgedrückt hat. 30.000 Stimmen, die von Herrn Schäuble mit einem Nazi-Vergleich verhöhnt werden ("Wir hatten den größten Feldherrn aller Zeiten, jetzt haben wir die größte Verfassungsklage aller Zeiten..."). Und dann kommt die Musikindustrie mit 200 albernen Unterschriften von Medienclowns und findet unmittelbar Gehör bei der Bundeskanzlerin.

Man muss eigentlich darüber nachdenken, diesem "demokratischen" System Deutschland die Legitimation zu entziehen, indem man bei Wahlen absichtlich ungültig wählt: hohe Wahlbeteiligung, aber überwiegend ungültige Stimmen.

Lange geht es so jedenfalls nicht weiter.

0

Herr Hoeren hat Recht.

Dass die Musikindustrie mit all ihren Argumenten auf der falschen Spur ist, würde sie schnell merken, wenn Mercedes, BMW, OPEL und wie die Autohersteller alle heißen, den Verbrauchern zu Hilfe kommen würden:

Mit Notmalverbrauchern werden normale Kaufverträge geschlossen. Mitarbeitern von GEMA, Warner, Sony Music etc. wird nur noch das "Autogerüst" verkauft. Die Nutzung der Software von Motorsteuerung, Kindersitzerkennung, ABS-Steuerung etc. wird unter der Bedingung lizensiert, dass monatlich nochmals 500,00 € anfallen. Falls nicht gezahlt wird, fährt das Auto nicht. Wenn gepachtched wird, kommen Abmahnung und Strafverfolgung.

0

Ich frage mich ja eh, wann die "Politiker" mal den gesunden Menschenverstand einschalten, bei Frau Zypries hat es mit dem 2. Korb der Urheberrechtsnovelle ja auch nicht hingehauen. Aber was wunder ich mich über jemand, der in dieser Position nichts von den Zuxxez Abmahnungen mitbekommen haben will.

Komisch auch, dass die Geräteindustrie nicht mehr vom Lobbying versteht, wenn man die Umsatzzahlen mit denen der MI vergleicht, welches Machtverhältnis sollte sich da eigentlich abzeichnen? Die MI hatte Vinyl verkauft und das Glück, dass die Kunden so doof waren, den ganzen Ramsch nochmal auf CD zu kaufen. Wundert sich echt irgendwer, dass die nun nicht bereit sind, das von CD nach Files (mit DRM? LOL!) nochmal zu wiederholen? Wo sollen also die Zahlen hinzeigen, wenn nicht nach unten? Die Leute haben mehr Verwendungsmöglichkeiten für weniger Geld, warum sollte gerade die MI ein Anrecht auf ein konstantes Einkommensniveau haben, wenn sich sonst alle anpassen müssen?

Es ärgert mich kolossal, dass die weiterhin so ungeniert abzocken und den Gesetzgeber für ihre Zwecke einspannen können. Ich mache zig private Bilder mit meiner Digitalkamera, für die SD-Card zahl ich Gebühren, für die Rohlinge, auf die ich sichere auch, denn ich KÖNNTE die ja für Raubkopien verwenden. Dafür ist's dann illegal, wenn ich von meinen GEKAUFTEN CDs mp3s für's Autoradio rippe. Ja ne, is klar.

Gibt es niemanden, der mal die Zahlen der von MI & Co. gekauften Studien zusammenrechnet, so dass rauskommt, wie sehr wir hier verarscht werden?

0

Herr Hoeren,

ich kann Ihnen und Hr. Weisserth nur zustimmen.

1) Was mich dabei noch saurer aufstößt, dass hier die Provider als "Hilfspolizisten" quasi hoheitliche
Aufgaben übernehmen sollen.
Wer diesen Weg geht, sollte sich bewusst sein, daß damit das Vertrauen vieler Internetbenutzer
weiter Schaden nimmt (VDS und Bundestrojaner haben sowieso schon dafür gesorgt) und diejenigen, die es sich leisten können und das technische Know-How haben, andere Wege einschlagen werden.

2) Die Aussage, in dem offenen Brief, daß die milliardenschwere IT-Industrie vom illegalen Filesharing massiv davon profitiert sollte erstmal belegt werden! Ganz im Gegenteil, wenn man seine wie auch geartete Flatrate in Anspruch nimmt, flattert einem z. Zt. eher die Kündigung ins Haus, weil diese mehr Kosten verursacht als die Provider kalkulieren...

3) Frau Merkel kriminalisiert ihre eigenen Wähler, wenn Sie auf dem Standpunkt steht, "Filesharing ist
kein Kavaliersdelikt". Mit dieser Pauschalisierung wird ein Bedrohungsszenario aufgebaut, das ohnegleichen sucht. Entsprechende Fernseh- und Kinospots tun ihr übriges dazu.

4) Zum Zitat: "Kopierschutz ist Verbraucherschutz" des Hr. Neumann seines Zeichens Kulturstaatsmi nister:: Hat er schon oder die Unterzeichner getestet, ob
ihre eigenen CDs oder DVDs auf allen folgenden Geräten abspielbar sind?:

einem Hifi-CD/DVD-Player,
PC-Laufwerk
Notebook
im CD-Player im Auto
tragbarer / mobiler CD/DVD-Player

Wenn das klappt, herzlichen Glückwunsch!
Wo es nicht klappt, kann man z.B. hier sehen:
http://www.heise.de/ct/cd-register/

0

Das Vorgehen und die Forderungen der Musikindustrie sind in der Tat mehr als unverschämt! Da fallen einem kaum noch brauchbare Vergleiche ein: Im Prinzip ist das so, wie wenn der Obsthändler um die Ecke, allen Ernstes, sein privates, 24h verfügbares, Sondereinsatz- und Überwachungskommando auf Steuerzahlerkosten verlangen würde, weil ihm gelegentlich Äpfel von der Auslage auf die Strasse rollen, die dann von Passanten unentgeltlich aufgelesen werden!

Musik ist ein emotionales "Produkt" und die Frage ist nicht, warum Musik auch kopiert wird, sondern warum sie überhaupt noch gekauft wird. Soll die Antwort auf diese Frage lauten:

A: "Ich bin ein Fan und besuche jedes Konzert meiner Lieblingsband, außerdem kaufe ich mir jede CD, DVD und jedes Souvenir das meine Band irgendwann einmal herausgebracht hat oder noch herausbringen wird!". (Diese Aussage Könnte z.B. von einem "Ärzte"-Fan stammen),

oder (nach dem Willen der Musikindustrie)

B: "Ich kaufe Musik-CDs, weil ich mir vor Angst fast in die Hosen mache! Wer nicht regelmäßig CDs von willenlos zusammengecasteten, massenhaft auf den Markt geworfenen Teeniebands, Eintagsfliegen oder der zehnten Vermarktungs-Neuauflage längst verstorbener oder nicht mehr aktiver Musiker kauft, macht sich verdächtig! Wer nicht jeden Euro oberhalb des Existenzminimums für die Produkte der Musikindustrie ausgibt, schädigt die Künstler! Musiker ist ein Beruf wie jeder andere auch, wer Musiker wird, hat einen, vom Staat durchzusetzenden, Anspruch darauf von seiner Musik gut leben zu können! 99% aller Bundesbürger sind wirtschaftlich direkt von der Musikindustrie abhängig! Die deutsche Musikindustrie ist der Jobmotor mit dem wir uns vor allem gegenüber den Asiaten und den USA behaupten können! Die Musikindustrie ist der größte Steuerzahler Deutschlands! Die Musikindustrie ist so eine Art Gewerkschaft, sie sorgt dafür, dass heute jeder Musiker werden und von seiner Musik in Wohlstand leben kann, außerdem kümmert sie sich um die Nachwuchsförderung! Wer jahrelang dieselben alten Platten hört, verletzt die Nutzungsbestimmungen der Musikindustrie! Wer mit Freunden gemeinsam Musik hört ist ein Dieb! Wer CDs nach dem Anhören weiterverkauft oder gar verschenkt ist ein Verbrecher!

Fakt ist jedenfalls, die Musikindustrie zahlt nicht unsere Renten, entwickelt weder innovative Maschinen, noch regenerative Energiekonzepte, sie sorgt noch nicht einmal für bessere Stimmung innerhalb der Bevölkerung, was beim Umgang mit so einem emotionalen Produkt ja wohl das Mindeste wäre, stattdessen fordert und fördert sie totalitäre Gesetzesreformen und verbreitet Angst!

Aprops: "Geistiges Eigentum" und "Öl des 21.Jahrhunderts", klar wo kämen wir da hin, wenn jeder sein eigenes Öl kopieren dürfte!
Es ist ja nicht so, dass es uns nicht ohnehin schon an allen überlebenswichtigen Ressourcen mangeln würde, da wäre man ja kein echter Misanthrop, wenn man nicht auch noch dafür sorgen würde, dass die einzige Ressource, nämlich die "Information", die Dank neuzeitlicher Technologien, tatsächlich "schlaraffenlandgleich" beliebig vervielfältigbar ist, ebenfalls künstlich verknappt wird!

0

Alleine schon die Zahlen sprechen für sich... 70% des Datenverkehrs sollen P2P sein. Wenn man da an den Autor denkt, ergibt sich intelektuell betrachtet ein sehr nüchternes Bild. So etwas zu behaupten ist gelinde gesagt lächerlich.
Ich bitte darum, dass die Musikindustrie weiterhin so fundierte Schreiben an Frau Merkel schickt.

Zynisch gesprochen sieht es wohl eher so aus, dass die Jungs in der Musikindustrie so langsam etwas für ihr Geld tun müssen. Der Kunde ist einfach nicht länger bereit, Unsummen in Lieder zu investrieren, die schon Morgen wertlos sind, weil viele (Nicht alle) Artisten mehr und mehr schnell hochgezüchtete und eigentlich talentlose Menschen sind, die über emotionale Bindungen (Seht das ist mein Klo gewesen, bevor ich Kandidat bei "Deutschalnd sucht das Suppenhuhn geworden bin) versuchen zu verkaufen.
Die Zeiten, in denen die Herren ihre Beine auf dem Schreibtisch legen konnten und über Monitore ihren indischen Elefanten dabei zuschauen konnten, wie diese das Geld in Ihren Geldspeichern nach unten trampelten, damit mehr reinpasst, sind vorbei.
Die Aussage, das P2P daran schuld ist, das kein Geld mehr verdient wird, möge man dem Autor des Briefes an Frau Merkel nachsehen, er kann es nicht anders.

0

Das Land dessen Bundeskanzlerin sich derartig vor den Karren der Rechteindustrie spannen laesst, hat zum Glueck als Gegegengewicht ein Bundesverfassungsgericht, das sich weniger korrumpierbar zeigt von den Eigeninteressen der Ewiggestrigen. Der Musikmarkt von heute und morgen folgt nicht mehr den Regeln der industriellen Produktion von Tontraegern. Statt aber die Vertriebswege weiterzuentwickeln, wie das z.b. Apple gelungen ist, wird weiterhin auf DRM, Kontrolle und Massregelung gesetzt. So schafft man keine Maerkte sondern zeigt nur wie wenig man ganz an der Fuehrungsspitze in der digitalen Gegenwart angekommen ist. Sich gegen 70% der Bevoelkerung zu stellen, was die faktische Nutzung des Internets angeht, zeugt nicht bloss von technologischer sondern auch politischer Inkompetenz.

0

@ Pit Schultz
Leider kann das Bundesverfassungsgericht zwar Gesetze kippen, wie man aber in der Vergangeheit und (dank diverser korrupter Politiker) in Zukunft sehen wird, nicht durchsetzen. In den letzten Wochen sind "Dank" der großen Koalition mehrere Grundgesetze geändert worden.... 2/3 Stimmenanteil sei "Danke". Warum sollte dies nicht auch zu den bisher von der BVerfG geänderten Gesetzen geschehen?
Warum schreiben wir, die "Freien" Bürger nicht einen Brief an die Kanzlerin? Ich würde bei einer ernsthaften (nicht ironischen) Meinung gerne unterschreiben.

0

Zuersteinmal vielen Dank für den Beitrag. Hoffentlich kommt das auch mal in Berlin an. Allerdings vermute ich das Gegenteil. Denn die meisten CD-Kunden bezahlen im Allgemeinen keine schicken Abendessen für Politiker im Nobelrestaurant...
Grüße,
Curan

0

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hoeren,

worüber ich mich ärgere: undifferenzierte Kommentare von "Experten", denen jeder tiefere Einblick in die Zusammenhänge der Kulturwirtschaft zu fehlen scheint und die dazu noch Künstlern, Autoren und Filmemacher jegliche eigene Meinung absprichen und diese als "Haussklaven" diffamieren.

Ich habe die "Nase voll" von denjenigen, denen anscheinend jedes gesunde Rechtsempfinden abhanden gekommen ist: um zu wissen, dass man sich am Eigentum anderer - egal mit welcher selbstgebastelten Rechtfertigung - nicht einfach bedienen darf, braucht es kein jahrelanges Studium sondern nur ein paar moralischer Grundprinzipien, die man in der Regel mit der Erziehung mit auf den Weg bekommt.

Sie werfen den Unterzeichnern und den beteiligten Wirtschaftszweigen fehlende differenzierte Auseinandersetzung vor und haben den Brief noch nicht einmal richtig gelesen. Wo wird dort ein Vergleich mit dem Zensurland China gezogen? Wissen Sie eigentlich, was ein Künstler und was ein Label vom Verkauf einer CD bekommt oder werden hier nur Vorurteile nachgeplappert? Haben Sie anhand der Unterzeichnerliste festgestellt, das es sich nicht nur um Musiker sondern auch um Buchautoren und Filmemacher handelt?

Gerade der Brief fordert den fairen Ausgleich der Interessen aller Beteiligten. Wir sind bereit diese Diskussion mit Argumten zu führen. Mit der von Ihnen formulierten Polemik, ist das nur schwer möglich.

Stefan Michalk
Geschäftsführer Bundesverband Musikindustrie

0

jedes Jahr macht die MI eine Presse-Schauveranstaltung und rechnet dort vor, dass die X Millionen verkauften Rohlinge (die ich zB. zum Verteilen meiner Arbeit nutze) X Millionen nicht verkauften Musikscheiben entsprechen. Ein paar Wochen später gibt es eine Veranstaltung der BSA (die zB. Microsoft und Adobe vertreten) mit ähnlichem Inhalt.
Wie wäre es, wenn einmal beide Interessenvertretunen gemeinsam einen - z.B. Box- - Kampf veranstalten und sich dort eine Aufteilung der 100% erkämpfen, statt gemeinsam 200% der produzierten Rohline für ihre Propaganda zu beanspruchen. Es gäbe genügend gute Zwecke, für die man die Eintrittsgelder verwenden könnte

5

An den Herrn Michalk:
Da Sie nach der Gage je verkaufter CD fragen: ich habe noch die Umstellung von Vinyl auf CDs miterlebt. Damals kostete die Musik für den Käufer in etwa das Doppelte, aber der Musiker erhielt nicht mehr - manchmal sogar weniger

0

Ich verstehe es nicht.
Wie kann man erwarten das die heutige Musik aus den Regalen gerissen wird?

Der böse Mensch im Internet und seine Datenträger, Kopierer und DVD-Player sind die Schuldigen......bitte wacht aus eurer Traumwelt auf! (Ich nutze Datenträger um meine Projekte den Kunden zu übermittel..und warum muss ich dann auch bezahlen?)

Ps.: Die sogenannte Musikindustrie sollte Bürokratie abbauen und ihr Geschäftsmodell modernisieren. Und mal so nebenbei: Musik/Kunst ist kein Gut was der Mensch kontinuierlich neu braucht!

Eine Frage am Ende: Kann es sein, dass die musikalischen "Genüsse" zum Großteil einfach nur noch Mist sind?

0

Dass die Musikindustrie so reagiert, wie sie reagiert, ist systemtheoretisch verständlich, ja sogar zwingend. Sie ist eben nicht primär "Musik", sondern vorrangig "Industrie", und die setzt ihre Interessen durch. Der Konsum muss mit allen Mitteln aufrechterhalten werden.

Adorno und Horkheimer hätten ihre Freude daran: Weil Kultur seit dem 20. Jahrhundert eben mit industriellen Methoden "hergestellt" wird, so Adorno, kommt Kulturindustrie eben weitgehend Massenbetrug gleich. "Die Wahrheit, dass sie nichts sind als Geschäft, verwenden sie als Ideologie, die den Schund legitimieren soll, den sie vorsätzlich herstellen. Sie nennen sich selbst Industrien, und die publizierten Einkommensziffern ihrer Gerneraldirektoren schlagen den Zweifel an der gesellschaftlichen Notwendigkeit der Fertigprodukte nieder." (Dialektik der Aufklärung, S. 129)
"Die Konsumenten werden als statistisches Material auf der Landkarte (...) in Einkommensgruppen, in rote, grüne und blaue Felder aufgeteilt." (ebd. 131).

Da das Internet dieses dynmaisch unterläuft, kommt es zum Konflikt.

0

Also ich wollte jetzt einfach mal was lso werden und zwar dass die großen Plattefirmen namens Sony etc. sich untalentierete Fische ins Boot holen ! Man möge nur mal an Bushido denken dessen intellekt nicht gerade weit ist. Zudem kann man sich einfach keine CD mehr kaufen weil sie A. zu teuer sind 25 Euro sprich 50 Mark für ne CD habt ih sie noch alle ? Zweitens kann man in den meisten Fällen 90& der Lieder auf Alben wegschmeißen. früher gilten Künstler noch als individien heute ist jeder Sonderschüler ien Rapper und warum ? Weil es die Plattenfirmen den Kindern vormachen mit einer dämlichkeit schnell berühmt zu werden. Wenn sich eine Investition einer Cd rechtfertigt so wie bei Rammstein oder Coldplay dann kaufe ich mir diese auch weil Qualität zu sehen ist. Wenn die Musik aber weiter so eintönig udn langweilig bleibt dann werde ich mir garnichts mehr kaufen udn einfach aufhören Musik zu hörenm ganz einfach !

0

Sehr geehrter Herr Michalk,

wenn ein 15jähriger Schüler sich ca. 400 Musikdateien unerlaubt herunterlädt und er dann eine anwaltliche Abmahnung ins Haus bekommt, in der ihm "entgegenkommend" unter Hinweis auf die Grundsätze der Lizenzanalogie (!) eine Vergleichssumme als Schadensersatzbetrag von 9.000 Euro vorgeschlagen wird (inkl. anwaltliche Gebühren und Auslagen) so fehlt es in der Tat an moralischen Grundprinzipien. Sorry.

0

Sehr geehrter Herr Stefan Michalk,

ich persönlich werde aufgrund dieses Briefes so schnell nicht wieder auch nur eine einzige Musik CD erwerben oder Songs aus dem Onlineshop herunterladen. Warum?
i) Der Inhalt, er wird schlechter und schlechter.
ii) Die meisten CDs darf ich nicht kopieren oder anders auf meine Bedürfnisse zuschneiden. Ich hab eine Original CD, kann aber legal nichts auf meinen MP3 Player spielen. Ich frage Sie, warum?
iii) Das digitale Rechtemanagement der Songs aus dem Onlineshop funktioniert hervorragend, aber nur mit dem Windowsmediaplayer. Ich verwende noch nicht einmal Windows und sehe auch überhaupt keine Veranlassung dies zu tun. Die Musikindustrie stützt aber damit einen quasi Monoplisten, der mehrfach für unlautere Methoden von der EU abgestraft wurde. Ich frage Sie, warum?
iv) Die Musikindustrie arbeitet vorsätzlich mit falschen Zahlen und täuscht damit all diejenigen, die der Musikindustrie blind vertrauen, wie zB auch die Äußerungen der Bundeskanzlerin vermuten lassen. 70% des Internetverkehrs in der BRD gehen angeblich auf illegale Aktivitäten zurück? Das werden Sie nie belegen können, es ist ganz einfach nicht wahr, nach unabhängigen Studien gehen schon alleine 60% des Datenaufkommens auf Spam zurück. Wie kommt es zu den 130% Datenverkehr?
v) Die Abmahnwelle "auf Verdacht" rollt seit Monaten durch das Land, gestützt von der Musikindustrie. Mit absurden Forderungen werden mehr oder weniger harmlose Bürger undifferenziert und äußerst rüde zu Zahlungen aufgefordert, die sie in vielen Fällen gar nicht leisten müssten. Leider fehlt vielen auch die Muße, das Geld oder auch einfach die Courage sich dagegen zu wehren.

Ich fürchte, dass viele Leute auf diesen Brief hereinfallen werden. Für mich steht aber fest, ich boykottiere die Musikindustrie so gut ich kann. Es besteht kein Anlass die inhaltlichen und strategischen Fehler der Musikindustrie (jawohl, das Internet verpennt und an Inhalten gespart) auf dem Rücken der Konsumenten auszutragen.
Wie können Sie eigentlich noch ruhig schlafen?

All the best,
Marc.

P.S.: Warum machen eigentlich die Toten Hosen und Die Ärzte bei dem Brief nicht mit?

0

Herr Michalk,

ich sehe nun wahrlich KEINEN Grund für Sie, sich auf's hohe Roß zu setzen und hier von Moral zu schwadronieren. FAKT ist, das sie mit (peinlicherweise sogar offensichtlich) gefälschten Zahlen zu beeindrucken versuchen. Legen Sie doch mal die Methodologie Ihrer gekauften Studien offen, am besten auch noch die von Ihren Freunden aus FI & Co und wir werden ganz schnell sehen, wie weit über 100% die "illegalen" Aktivitäten komischerweise gehen.

Und was sagt Ihr fortschrittliches Rechtsempfinden eigentlich dazu, dass ich zig Euro an Gebühren auf Leermedien zahle, obwohl ich nur meine Daten drauf speichere? Was ist mit den Lügen über die später mal verbilligten CDs? Und dann noch die Dreistigkeit mit der Sie es wagen, mir für's Konvertieren in andere Formate meiner gekauften CDs auch noch Geld aus der Tasche ziehen zu wollen.

Da können Sie dann gut schlafen, nicht wahr?

Bin echt gespannt, wann Sie kapieren, dass wir sie nicht brauchen. Ich kann mein Geld auch anderswo loswerden. Nur was machen Sie ohne es?

0

Sehr geehrter Herr Michalk,

Es ist sehr einfach in den Erstellern und Downloadern von unlizenzierten Kopien die Sündenböcke unseres Jahrhunderts zu sehen, ja es bietet sich schließlich förmlich an. Sind Sie schon einmal auf die Idee gekommen dass unter anderem auch die Qualität des Gehörten im Gegensatz zu älteren Werken gemindert wurde? Musik ist ein Luxusgut, und die Leute zahlen auch eben nur dann dafür wenn sie auch Qualität bekommen und nicht wenn ihnen Tag ein Tag aus die minderwertige Songs aus dem Radio "vorgenudelt" werden.

Wie meine Vorredner bereits anmerkten finde ich es auch ironisch wie Sie von Rechtsempfinden zu sprechen meinen, zugleich aber dem Abmahnen von Jugendlichen mit völlig überzogenen Forderungen ohne Bedenken zustimmen können. Zeugt es von einem gesunden Rechtsempfinden die Zukunft dieser Menschen unter Vorhaltung fiktiver Schadenssummen zu zerstören?

Würde ich die Musik jener am Brief Beteiligten "Musiker" hören und kaufen, würde ich diese jetzt boykottieren, allerdings treffen die Genannten ohnedies nicht meinen Musikgeschmack.

Wer heutzutage Musik kauft, fördert leider nicht mehr nur den Künstler sondern beteiligt sich auch indirekt an der Abmahnung zigtausender oft sogar minderjähriger Menschen, und darauf habe ich keine Lust. Wie erwähnt ist Musik ein Luxusgut ohne jenes man auch gut auskommen kann.

In diesem Sinne

0

Sehr geehrter Herr Michalk,

Sie können sich ärgern soviel Sie wollen. Ja, Sie werden sich in Zukunft noch sehr viel mehr ärgern! Denn die meisten Menschen, die Ihren Beitrag lesen, überlegen sich im Anschluss unmittelbar, wie man Ihnen finanziellen Schaden zufügen kann, in meinem Fall ohne sich strafbar zu machen. Die Antwort? Ganz einfach: Konsumboykott! Betrachten Sie das als so eine Art Generalstreik der Musikkonsumenten. Ich bin nicht darauf angewiesen, Musik zu kaufen. Ich besitze bereits (legal) mehr Musik als ich in Monaten hören kann. Das trifft wohl auf sehr viele Menschen zu, die Ihren Beitrag lesen.

Ganz davon abgesehen werden Sie die illegalen und moralisch fragwürdigen Praktiken des Musiktauschs nie mit Kontrolle in den Griff bekommen. In dem Moment, wo Sie das Internet zu 100% kontrollieren, werden Ihre minderjährigen Konsumenten, die Sie am liebsten alle kriminalisieren würden, mit Wechselfestplatten auf Schulhöfe ausweichen. Ein kleiner Rückblick: in meiner Schulzeit habe ich mit meinen Schulfreunden Shareware-Spiele auf Disketten auf dem Pausenhof getauscht. Schön, dass dieser soziale Kontakt zwischen Musikfreunden wieder auf diese Art aufblüht!

Sehen Sie, gewissermaßen verschiebt sich die moralische Überlegenheit in dieser Auseinandersetzung, je stärker Sie mit Technik und Kontrolle gegensteuern wollen. Abmahngebühren von mehreren Tausend Euro gegen Minderjährige? Unmoralisch. Technische Kopierschutzmechanismen, die den Konsum eines legal erworbenen Guts einschränken? Unmoralisch. Ich erinnere mich noch an meine letzte gekaufte CD (KT Tunstall, 2006), die ich auf meinen iPod überspielen wollte. Dank Kopierschutz habe ich Stunden gebraucht, das Problem zu lösen. Ich hätte natürlich nochmal 10 Euro ausgeben können, um diesselben Songs aus iTunes zu beziehen... Aber verarschen kann ich mich auch alleine. Und dann wäre da noch das symptomatische Verhalten von Sony, die ihren Kunden ein rootkit unterjubeln. Das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch noch kriminell. Nein, Herr Michalk. Sie liefern uns ein sehr schönes Feindbild, gegenüber dem wir uns vollkommen zu Recht moralisch überlegen fühlen dürfen.

Besonders lustig finde ich auch Ihren Absatz zu "dem Eigentum anderer". Sie und die meisten anderen Vertreter der Musikindustrie setzen Eigentum und geistiges Eigentum gleich. Ich bin kein Rechtsanwalt, habe aber soviel juristische Grundkenntnisse, dass ich weiss: das ist nicht der Fall. So etwas wie geistiges Eigentum gibt es nicht im bürgerlichen Gesetzbuch. Sie werden im Zusammenhang mit einem künstlerischen Werk nie das Wort Eigentum hören. Das ist eine Erfindung von Ihnen und Ihrersgleichen. Ihre Werke sind geschützt durch das Markenrecht, das Patentrecht und das Urheberrecht - nicht durch das Eigentumsrecht. Soviel also zu differenzierter Betrachtung. Bitte nutzen Sie also nicht mehr das Wort "Eigentum". Sie und Ihresgleichen, dieser ganze verlogene Haufen von Lobbyisten, die in den letzten Jahren Druck auf die Gesetzgebung ausgeübt haben, um über Jahre bestehendes Recht anzupassen, tun jetzt gerade so, als wenn diese neuen gesetzlichen Zustände der Urheberrechtsnovelle seit Ewigkeiten als Naturrecht verankert gewesen seien. Ein weiterer Punkt, den Bürger und Konsumenten sich nicht ohne weiteres gefallen lassen.

Und dann wäre da noch etwas: Sie meckern über eine undifferenzierte Auseinandersetzung. Legen Sie doch mal die Karten auf den Tisch! Woher kommt diese ominöse Zahl, dass 70% des Internetverkehrs in Deutschland auf die Nutzung illegaler Tauschbörsen entfallen? Welchen Schätzungen zufolge? Und mal ganz davon abgesehen, dass es überhaupt keine illegalen Tauschbörsen gibt, denn eine Tauschbörse als technische Einrichtung an sich ist sicher nicht illegal. Kennen Sie eine illegale Tauschbörse? Es kommt immer auf das Verhalten des Einzelnen an. Es gibt Autofahrer, die sich nicht an die Straßenverkehrsordnung halten, ist deswegen der ganze Verkehr ordnungswidrig?

Ich hoffe, dass Ihrer Industrie in den nächsten Jahren so weit das Wasser abgegraben wird, dass Ihr Einfluss auf unsere gesellschaftliche Ordnung so weit zurück geht, dass die Stimme des Bürgers wieder mehr wert ist, als Ihr lobbyistischer Einfluss. Sie und ihre Industrie sind mir zutiefst zuwider. Ich finde es sehr schade, dass ich dadurch nicht in der Lage bin, Künstler in dem Maß zu unterstützen, wie ich das sonst gerne würde.

0

Sehr geerter Herr Michalk,

ersteinal Hut ab davor, sich direkt im Forum zu äußern. Das ist ja nach den letzten Urteilen auch nicht mehr Gang und Gäbe, dass man ein freies Medium zur freien Meinungsäußerung verwendet. Könnte ja durchaus passieren, dass das einem nicht gefällt was da steht und dieser Eine bemüht dann wieder die Gerichtsbarkeit in Form von Drohungen - äh - Abmahnungen. Eigentlich ein Geschäftsgebaren, was landläufig derzeit der Musikindustrie zugeordnet wird.

Aber zu Ihrem propagiertem offenen Brief: wer bitte gibt etwas auf die zwei drei Künstler, die sich (ich bin geneigt zu glauben: ohne den offenen Brief der MI lesen) dafür haben vor den Karren spannen lassen? Der Brief ansich ist in meinen Augen nur ein weiterer kläglicher Versuch, den drohenden Wandel aufzuhalten. Er hantiert elegant mit Halbwahrheiten und optisch ablenkenden Firlefanz, der offensichtlich nur dazu taugt, Informationen zu verschleiern. Aber der eigentliche Clou daran ist ja: auf eine technikverliebte, aber sonst ahnungslosen Frau aus den neuen Bundesländern macht das Eindruck und schon verfällt diese auch in unüberlegtem Aktionismus. Schon clever. Clever ist es auch irgendwelche nichtüberprüfbaren Zahlen und Fakten in den Raum zu werfen. Hauptsache der kausale Zusammenhang bleibt gewahrt: "ein genereller Internetanschluss verhindert den Profit der Musikindustrie". Ihrerm Verstädnis nach, müsste ich 70% meines Konsums im Internet mit illegaler Verbreitung irgendwelcher Machwerke (Ihrer unten aufgeührten Künstler) verbringen. Das ist schon eine harte Unterstellung. Immerhin höre ich gar nicht den Dreck, den die Unterzeichner da so fabrizieren. Weder legal noch illegal. Ich muss gerade an früher denken, als man noch Doppelkassettendecks gekauft hat, die das HighSpeedDubbing unterstützten. Tolle Sache. Leider litt die Qualität darunter -> wie bei mp3s. Daher griff man früher immer wieder gern zu den Originalen, wenn nicht sofort, dann doch später. Denn die musikalische Qualität stimmte immer. Man war gerne bereit dafür Geld auszugeben. Ich bin heute auch noch sehr gerne bereit Geld für Musik auszugeben, was ich auch tue. Aber dann lieber direkt bei Künstlern, die ihr Produkt als Kunst verstehen und diese auch so präsentieren und es befürworten, wenn ihre Musik überall und unkompliziert konsumiert wird. Und jene sind auf Sie eh nicht angewiesen. Jene die freie Kunst erschaffen und jene die Kunst frei konsumieren.

Bevor ich haber gänzlich die Lust am 1.Mai verliere, noch ein Nachsatz: es ist schon eine traurige Ironie, dass gerade SIE sich mit einem OFFENEN Brief melden. Denn was Sie wollen, ist alles andere als offen.

Viele Grüße
Micha (ein Konsument)

0

Wow, das ist ja interessant, was hier alles für Ressentiments gegen die Musikindustrie vorherrschen.

Ich nöchte mich nicht in die drohende Endlosdiskussion einmischen, aber nur einen relevanten Punkt anfügen.

Der Brief der zur Verärgerung des Professor Hoeren führte stelt keine isolierte Aktion der Musikindustrie dar, sondern beeinhaltet neben Musikern auch Schauspieler, Regisseure und Autoren.

Auch anderen Branchen ist die bessere Umsetzung des Urheberrechts im Internet scheinbar ein wichitiges Anliegen.

Ich finde es ein starkes Stück, dass ein Urheberrechtsexperte diesen Zusammenhang nicht begreift oder ignoriert.

Noch stärker finde ich die Formulierung, dass die Musikindustrie ihrer angeblich mindestentlohnten "Haussklaven" vorschickt.

Ich betreibe selbst ein Independentlabel, und unterstütze den prinzipiellen Appell der Künstler. Ich finde die ´Bezeichnung unserer Künstler mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten, und die mit unseren gezahlten Lizenzen größtenteils äusserst zufrieden sind als "Haussklaven" für einen Urheberrechtsexperten gedankenlos, sträflich verallgemeinernd und eigentlich - nein, nicht eigentlich - schlicht skandalös.

Wer sich gerne mal wirklich über die Entlohnung von Musikern informieren möchte kann diesen - zugegebenermassen etwas älteren, aber immer noch aktuellen Text lesen:

http://www.dependent.de/de/wahrheit1.php

Herr Professor Hoeren als angeblicher Urheberrechtsexperte muss ich Ihnen leider mitteilen, dass sie von diesem Teil des urheberrechtlichen Gewerbes scheinbar keine Ahnung haben. Vielleicht sollten sie weniger Heise-Propaganda lesen und gründlicher recherchieren, bevor sie einen solchen Blog schreiben.

Mit freundlichem Gruß,

Stefan Herwig

www.dependent.de

0

Sehr geehrter Herr Michalk,
sehr geehrter Herr Herwig,

wie stehen Sie eigentlich zu den bisher veröffentlichten Studien in diesem Bereich von Felix Oberholzer/Koleman Strumpf: "The effect of File Sharing on Record Sales - An Empirical Analysis" sowie Brigitte Andersen/Maron Frenz: "The Impact of Music Downloads and P2P File-Sharing on the Purchase of Music: A Study for Industry Canada"? Beide scheinen der Annahme, ein Download entspreche automatisch einem nicht verkauften Produkt, zu widersprechen.

Mit freundlichen Grüßen,

D. Eckstein

0

Sehr geehrter Herr Eckstein,

ich habe zumindest die Oberholzer-Gee Studie gelesen und darf Ihnen mitteilen, dass die Grundannahme der Studie meiner Meinung nach komplett unhaltbar ist. Schilchtweg: Nonsens.

Die Annahme der Studie war, dass in den Sommerferien, wenn deutsche Studenten im Urlaub sind, sich die Anzahl der heruntergeladenen Dateien aus Filesharingsystemen empfindlich ändern müsste.

Es gibt verschiedene Faktoren, die diese Annahme und vor allem das Fazit der Oberholzer-Gee Studie komplett entkräften, zum Beispiel diejenige, dass es bei einem Pool von nahezu unendlich vielen Dateien unrelevant ist, ob der Pool nochmal um ein Sechstel (die Annahme des Downloadvolumens in Sommerferien) wächst oder nicht.

Wenn sich dadurch die Zahlen von Tonträgerverkäufen nicht ändern, weil es eh schon ein Überangebot gibt, kann man nicht schlussfolgern dass die Präsenz von Filesharingsystemen generell keinen Einfluss auf Musikverkäufe hat.

Durch die Studie kann man aber trotzdem etwas lernen:

"Nonsense travels faster, when lots of Idiots want to believe it." Das könnte übrigens auch ein gutes Motto für diesen Blog sein.

Gruß,

SH

0

Ich möchte auf die persönlichen Angriffe der beiden Vertreter der Musikindustrie nicht eingehen; deren Stil der persönlichen Verunglimpfung sind unzulässige argumenta ad hominem, die genau die bei den Musiklobbyisten vorherrschende Blockmentalität verifizieren. Man sucht keine Sachargumente, sondern beleidigt einfach den Gegner auf persönlicher Ebene: "Wenn der nicht wie wir denkt, ist der eben doof, moralisch falsch erzogen, inkompetent".

Aber noch eine Glosse am Rande: Der offene Brief der Musikindustrie ist in den Tageszeitungen mit einem kleinen dezenten "ViSdP: Bundesverband Musikindustrie" gekennzeichnet worden. Das ist juristisch unzulässig; denn im Impressum muß eine natürliche Person als verantwortlicher Redakteur genannt werden. Schade, daß man so etwas nicht abmahnen kann. Und es ist natürlich auch ein unsinniger Vermerk. Denn entweder sind die Unterzeichner des Briefes Visdp oder der Verband. Der absurde Vermerk zeigt, daß hinter dem Brief nicht die genannten "Kreativen", sondern der Verband selbst steckt, der einfach einige Adepten vorgeschickt hat, um so öffentlichen Druck zu erzeugen.

0

Sehr geehrter Prof. Dr. Hoeren,

hoffentlich sehen Sie die persönlichen Angriffe als Kompliment - in der Sache scheinen weniger Argumente vorhanden zu sein. Versteht man ihren Blogeintrag als eine Aktion nach dem Motto "Shake the trees and see what falls out", dann war sie ein voller Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen!

0

Sehr geehrter Professor Hoeren,

ich finde es schon erstaunlich, dass ausgerechnet Sie nach dem subjektiven und polemischen Stil ihres Blogs nun konstruktive Diskussionsführung anmahnen.

Dass Sie sich den in der Kritik ebenfalls enthaltenen Argumenten nicht stellen sind unterstreicht den traurigen Gesamteindruck ihrer "Leistung" in Hinblick auf ihren Kommentar.

Ich währe gerne bereit, mit ihnen konstruktive Optionen zu diskutieren, aber wenn sie unser Geschäftsmodell mit Sklaverei gleichsetzen, oder den Anruf der Bundeskanzlerin als "Frechheit" disqualifizieren sie sich selbst in ihrer Rolle als kompetenter und gesprächsbereiter Diskussionspartner, und streuen unnötig Aggressionen, Verallgemeinerungen und Vorurteile in die eh' schon verfahrene Diskussion.

Scheinbar ist ihnen nicht aufgefallen, dass Stefan Michalk genau an diesem Punkt angesetzt hat, und lediglich ihren Diskussionsstil aufgegriffen hatte.

Mit ihren Ressentiments und ihrer weiterhin vergiftenden Argumentationsstrategie werden sie zumindest keinerlei konstruktive Impulse setzen.

SH

0

Es ist ja verständlich, dass eine Industrie, die sich selbst die Weichen zur Verliererstraße stellte, ihre ganze Macht einsetzt, um verlorene Pfründe zurück zu gewinnen.

Das sie sich dabei schon länger in der Wahl der Mittel vergreift, ist auch nichts Neues. Man landet ja nicht ohne eigenes Zutun auf der Verliererstraße. Das die große Koalition und insbesondere die Unionsparteien Speichellecker einer Industrie sind, die noch nicht einmal ihre satten Gewinne hier in Deutschland versteuert, ist auch nicht neu und nur immer wieder aufs Neue beschämend.

Die Umsatzrückgänge der Musikindustrie haben wenig mit Filesharing und viel mit dem durch das Internet bedingten, veränderten Käuferverhalten zu tun.

Einen ausführlichen Kommentar dazu gibt es hier:
http://forum.usenet-guide.de/viewtopic.php?t=732&sid=19f4f9b771c1673792e...

Es wurde Zeit, das ein prominenter Gelehrter sich zu den Machenschaften der Rechteverwertungsindustrie äußert. Danke, Herr Prof. Hoerens.

0

"Ich habe die “Nase voll” von denjenigen, denen anscheinend jedes gesunde Rechtsempfinden abhanden gekommen ist:"

Prof. Hoeren ganz offensichtlich auch. Mir geht es nicht anders.

Das Rechtsempfinden der musikindustrie ist schon seit längerer Zeit ganz erheblich gestört. Das fängt bei selektiver Wahrnehmung an, geht über das Verbreiten offensichtlich aus der Luft gegriffener Zahlen über die Gängelung der Kunden hin zur ungefragten Installation von Software auf fremden Rechnern.

Die MI leidet mE an zwei Problemen: 1) zu viele zu schlechte Künstler. Teilweise reine Plastik-Produkte (mitunter fühle ich mich beim Hören sehr deutlich an Vogonische Dichtkunst erinnert). Warum sollte ich oder andere mir diese CDs kaufen?

2) Sie hat es seit Jahren versäumt, tragfähige und für den Kunden akzeptable Konzepte für den Internet-Vertrieb zu finden und jammert jetzt laut herum, dass das Vertriebskonzept von vor mehr als 10 Jahren nicht mehr funktioniert. Ja, wundert es denn wirklich?

Stichwort DRM: Warum sollte ich mir einen Song kaufen, den ich neu "lizensieren" müßte, wenn ich mir einen neuen Rechner zulege? Warum sollte ich mir auch nur eine einzige CD kaufen, deren Inhalt ich nichteinmal auf meinen MP3-Player kopieren kann? Warum sollte ich bereit sein, mir CDs zu kaufen, die nach dem Abspielen in meinem Computer ungefragt(!) Software hinterlassen, die mir potenzielle Sicherheitslöcher im Rechner hinterläßt?

Moral? Bei der MI im Angesicht des Umgangs mit dem Kunden ersichtlich nicht (mehr?) vorhanden.

"Mit der von Ihnen formulierten Polemik, ist das nur schwer möglich."

Die Polemik entstammt aber nicht erst der Erwiderung, sondern besagtem Brief. In dieser fängt es mit der mangelnden Differenzierung an. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.

Die MI ist ein Dinosaurier und je eher der Meteorit kommt, um sie auszulöschen, desto besser.

0

Ich danke Herrn Prof. Hoeren ebenso, denn lange genug wurde das Verhalten der Film- bzw. Musikindustrie "geduldet." Lange genug haben sich Käufer von Original DVDs über die bodenlos frechen "Anti-Raubkopierer-Spots" geärgert. Es ist doch wirklich so dass wenn ich heute einen Film bzw. eine Musik CD kaufe, ich nicht mehr primär den Künstler unterstütze (was ich ja eigentlich möchte), sondern eine verärgerte und mit Frechheiten um sich werfende gierige Kontent Industrie, welche mein Geld dafür verwendet um andere abzumahnen. Und so leid es mir tut, sowas will ich nicht verantworten.

0

Eine Glosse ist eine Erklärung eines schwierigen Wortes oder einer Textstelle oder ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer journalistischer Meinungsbeitrag in einer Zeitung oder Zeitschrift (Quelle: Wikipedia).

Sie meinen eventuell ein "Posse":
"Eine Posse ist ein Bühnenstück, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und unwahrscheinlichen Übertreibungen aufgebaut ist und durch derbe Komik Lachen erzeugen soll."

"Ulkig" ist höchstens die Tatsache, daß einige Rechtsanwälte sich viel Geld mit Abmahnungen unbescholtener Bürger in die Taschen scheffeln. Und das ist höchstes "ulkig" für die Anwälte und bestimmt nicht für die betreffenden Personen!
Die Bundesregierung sollte ABMAHNUNGEN endlich einen rechtlichen Riegel vorschieben!

Und: Nein, ich arbeite weder in der Musikindustrie noch in einer Anwaltskanzlei und: nein, ich downloade weder illegal Musik noch sonstwas...

0

"Die MI leidet mE an zwei Problemen: 1) zu viele zu schlechte Künstler. Teilweise reine Plastik-Produkte (mitunter fühle ich mich beim Hören sehr deutlich an Vogonische Dichtkunst erinnert). Warum sollte ich oder andere mir diese CDs kaufen?"

Herr doktor Boecker,

haben sie vielleichtschonmal daran gedacht, dass sich vielleicht auch die mediale Berichterstattung über Musik geändert hat. Dass ihre Wahrnehmung von Musik wirklich das darstellt, was veröffentlicht wird, sondern vielleicht nur das, was teils private Medienunternehmen aus TV und Radio für den kleinsten gemeinsamen Nenner eines immer konservativer werdenden Mainstreams pushen wollen?

ich glaube, das gerade in Sachen musik das Qualitätsniveau derzeit extrem hoch und diversifiziert ist, aber es gibt kaum eine Möglichkeit die für einen passenden Musiker in den MAinstreammedien zu entdecken.

Beispiel:
Lediglich 5% aller Neuveröffentlichungen finden überhaupt den Weg ins Radio.

Das nur mal als Beispiel, zu den vielfachen Vorurteilen gegenüber meiner Branche. Wie gesagt, ich will mich nicht in eine Endlosdiskussion verwickeln lassen, aber die Wahrheit ist leider nicht immer die, die von den meisten Leuten rezipiert wird. Und sie ist sicherlich nicht so schwarz/weiss wie im diskutierten Blog dargestellt.

MfG,

SH

0

An die kopfschüttelnde Musikliebhaberin,
besten Dank für den Hinweis zum Begriff "Glosse". Ich verstehe den Begriff so wie in der Rechtsgeschichte, also im Sinne der mittelalterlichen Glossatoren. Gruss IHr TH

0

Herr Herwig,
ich habe in diesem Blog niemanden persönlich angegriffen, sondern allgemein auf eine Branche Bezug genommen. Im Gegenzug muß ich mir von Ihnen und Ihrem Mitstreiter persönliche Beleidigungen anhören, bis hin zu der These des Verbandsvertreters, meine Erziehung entbehre einer Kenntnis elementarer Moralregeln. Nun gut ...

Zu den Rechtebuyout-Verträgen in der Musikindustrie und anderen Sparten (gerade im Filmbereich, den ich aus langjähriger Praxis sehr gut kenne) gibt es viele Studien und Beschwerden; siehe den Bericht der Enquete-Kommission Kultur des Bundestages 2007, des MPI ... Aber das kennt Ihre Branche doch alles. Wieso werfen Sie mir dann Ignoranz vor?

Die Strategie vieler Verwerter ist doch seit Jahrzehnten immer gleich: Erst den Kreativen die Nutzungsrechte durch Rechtebuyout-Verträge wegnehmen und dann politisch mit dem Schutz der Kreativen operieren, obwohl es doch eigentlich um den Schutz der Verwerter geht.

Neu ist allerdings die Dimension, diese Strategie nun für ganzseitige Anzeigen in Tageszeitungen zu nutzen und mit der Tarnkappe "Unterschriften der Kreativen" an die Kanzlerin zu appellieren.

Sie werden auf jeden Fall mit dieser Strategie niemals das (in der Tat ausufernde und für Kreative bedrohliche) Problem P2P lösen. Auch Diffamierungsstrategien und Bestrafungen der eigenen potentiellen Musikkunden helfen da nicht weiter. Wie ich aus Unternehmens-Mails anläßlich dieses Blogs weiß, sehen auch eine Reihe von Musikunternehmen anscheinend solche Strategien mit Stirnrunzeln und rücken von der Prügelmentalität der Musikverbände ab.

0

Sehr geehrter Herr Herwig,

Von welchen Vorurteilen sprechen Sie? Die Rootkits auf den Musik CDs waren ein Faktum, ebenso wie die Abspielproblematik von kopiergeschützten CDs (Ich erinnere mich hier noch an eine besonders hartnäckige "Just The Best" Scheibe des Sohnes eines Kollegen). DRM geschützte Musik war ein weiterer Versuch welcher vom Großteil der Kundschaft nicht akzeptiert wurde, und jetzt nach und nach eingestampft wird. (Dabei bleiben die Kunden auf ihrer geschützten Musik sitzen, für die sie teuer bezahlt haben.)

Das schlechte Image haben sie sich großteils selbst geschaffen, oder dachten Sie dass man mit Abmahnungen von Jugendlichen durch Umgehung der Gesetzgebung eine öffentliche Akzeptanz erreicht? Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht, und der Rechtsmißbrauch den die "Kontentindustrie" betreibt steht in keinem Verhältnis mehr zu dem Ausmaß in welchen es die Öffentlichkeit noch als "notwendiges Übel" akzeptieren kann. Niemand spricht den Immaterialgüterschutz eine Existenzberechtigung ab, aber durch das Vorlegen von falschen Zahlen, durch DRM, durch Rootkits sowie sinnlosen CD Kopierschutzmechanismen und Abmahnungen werden sie ihr öffentliches Image nicht gerade bessern.

Was bleibt dem geneigten Musikhörer denn noch anderes als ein Konzert zu buchen, wenn er den Künstler wirklich unterstützen will? Eine Industrie welche so arbeitet wie es derzeit Gang und Gebe ist, will man eben nicht auch noch fördern.

0

Es ist doch mal wieder entlarvend, wie das "Management" hier Scheingefechte über den Ton der Debatte führt, die genannten Punkte aber nicht zu kommentieren wagt geschweige denn zu widerlegen weiß:

- offensichtlich gefälschte Zahlen bzgl. des Ausmaßes
- grobe Übertreibung hinsichtlich der Wichtigkeit für den Wirtschaftsstandort (Umsatz IT-Industrie anyone?)
- Abzocke durch überhöhte Preise (Downloads CDs, Klingeltöne Downloads) und Abgaben auf Leermedien/Geräte
- Gängelung des Kunden (DRM-Dreck, Kopierschutz, Itunes-Konvertierungsentgelt)
- Abmahnwellen mit völlig überzogenen Kosten
- Einspannung von Judikative und Exekutive ohne Rücksicht auf Verluste
etc. pp.

Bin ja nur froh, dass wir am längeren Hebel sitzen: Boykott.

0

Herr Professor Hoeren,

schön das Sie sich doch zu einem konstruktiven Diskurs zurückfinden.

Als auf Urheberrecht spezialisierter Rechtsanwalt wissen Sie sicherlich, dass kein Künstler zur Unterschrift eines Vertrages gezwungen wird, insofern ist der "Haussklaven"-Vergleich wenig zielführend. Sie wissen auch, dass es in der Musikindustrie nicht nur Künstlerexklusiv- sondern auch schlichte Bandübernahmeverträge gibt, mit denen sich Künstler nicht lange an ihre Plattenfirmen binden müssen.

Es gibt ebenfalls spezialisierte Anwälte, die Künstlern bei der fairen Aushandlung solcher Konditionen behilflich sind. Diese Praxis existiert seit Jahrzehnten und hat sich - im Sinne kultureller Wertschöpfung - auch bewehrt. Und zwar soweit, dass auch Künstler, die selbst Schalltplattenfirmen gründen und wiederum andere Künstler unter Vertrag nehmen auf dieses gleiche Verfahren zurückgreifen.

Wenn ein Künstler damit nicht einverstanden ist, soll er andere Wege suchen, seine Werke bekannt zu machen. Das Urheberrecht lässt ihm da bekanntlich alle Freiheiten.

Warum Sie jetzt ein Geschäftsmodell kritisieren, welches von der überwiegenden Mehrzahl aller professionell arbeitenden Künstler akzeptiert wird, ist mir schleierhaft, da es ihrem Posting nach wie vor an Argumenten fehlt. Ein Künstler, der seine Nutzungsrechte nicht komplett abtreten will, oder sich nicht exklusiv binden will, sollte auf einen Bandübernahmevertrag mit begrenzter Laufzeit bestehen - das wird Ihnen jeder Rechtsanwalt raten.

Was dieses Prozedere nun damit zu tun haben soll, dass der öffentliche Brief in seiner Validität abgemindert wird ist mir schleierhaft. Wollen sie wirklich behaupten ein 12x Platin-Künstler wie Herbert Grönemeyer sei ein "Adept" der Musikindustrie. Oder gar ein Filmregisseur Detlev Buck, oder der Schauspieler/Produzent Till Schweiger?

Ist es für den Appell der Kreativen relevant, dass als VISDP der Bundesverband Musikindustrie genannt ist (Was vielleicht ein juristischer Faux-Pas ist aber dem eigentlichen Appell doch keinen Abbruch tut).

Wissen Sie überhaupt, dass neben dem Bundesverband Musikindustrie auch der VUT, GEMA, GVU, Die Allianz deutscher Produzenten, Film Und Fernsehen und der Börsenverein des deutschen Buchhandels diese Aktion unterstützen und koordiniert haben, und dass abgesehen von den 200 genannten Künstler auch eine nahezu unzählbare unzählbare Menge von weiteren Kreativen den Appell unterstützen?

Die Musikwirtschaft zeigt hier, dass Kreative und Verwerter an EINEM Strang ziehen, und mit ihren Verallgemeinerungen entwerten sie diese durchaus bemerkenswerte Allianz. Alleine die tatsache dass in der Musikindustrie die Independents und Majors repräsentierenden Verbände sich auf diesen Appell einigen konnten ist bemerkenswert.

Wenn sie selbst annerkennen, dass das P2P Phänmomen kreative und Verwerter bedroht, dann wäre es Ihrem Expertentum doch sicherlich gerecht geworden, konstruktive Vorschläge aufzuzeigen, wie der drohenden Entwertung von geistigem Eigentum im Internet entegengewirkt werden kann.

Leider haben sie dies erneut ungenutzt gelassen, und nutzen den Appel höchstens um ihre bedauerlichen Ressentiments zu pflegen. Ich persönlich stimme auch dem Bundesverband Musikindustrie nicht in allen Details zu. Sicherlich hat man dort über Jahre Fehler gemacht (Kopierschutz, schlechte PR, etc.) .

Aber das darf doch dem eigentlichen Appell, dass das in der physischen Welt durchaus funktionierende Urheberrecht im Internet auf breiter Front unterlaufen wird, und dass der vom Gesetzgeber vorgesehene zivielrechtliche Anspruch keine Lösung sein kann, keinen Abbruch tun.

Insofern ist es bedauerlich, dass Sie diesen Diskurs nicht nutzen um ihrer Meinung nach Lösungswege in dieser bedrohlichen Situation aufzuzeigen.

SH

0

Hallo Herr Herwig,

zwar danke, aber ich habe keine Promotion (obschon eine angefangen, aber das ist ein anderes Thema). Zum Inhaltlichen:

"(...) ich glaube, das gerade in Sachen musik das Qualitätsniveau derzeit extrem hoch und diversifiziert ist, aber es gibt kaum eine Möglichkeit die für einen passenden Musiker in den MAinstreammedien zu entdecken."

Grade das ist ganz originäre Aufgabe der MI: das Pushen der guten, aber (noch?) unbekannten Künstler. Das findet aber - Sie schreiben es selber - de facto nicht statt. Warum nicht?

"Beispiel:
Lediglich 5% aller Neuveröffentlichungen finden überhaupt den Weg ins Radio."

Und warum?

"Wie gesagt, ich will mich nicht in eine Endlosdiskussion verwickeln lassen, (...)"

Das Vermeiden solcher "Endlosdiskussionen" wie die Gängelei der Kunden durch DRM oder das Aufspielen von Schadsoftware auf deren Rechner...

Sei Ihnen unbenommen; Ich bin dafür ausgesprochen dankbar, denn spart mir nämlich den Rest dieses wunderschönen Nachmittags. :-)

0

Sehr geehrter Eric,

ich wollte mich eigentlich nicht in diese Diskussion mit reinziehen lassen, aber sei es drum.

Das Rootkit auf BMG-USA CDs war ein bedauerlicher Fehler: Es war eine Fehleinschätzung von wahrscheinlich einer Handvoll "Executives" und "Programmieren" in den USA. Seitdem wird die gesamte Musikindustrie für diesen Fehler in Sippenhaft genommen. BMG-USA musste dafür auch entsprechend dick bluten.
Wieso ich als Betreiber eines Independent-Labels nun Jahre später dafür geradestehen soll, ist mir schleierhaft, aber es zeigt eindrucksvoll wie wenig hier auch von vermeintlich belesener Stelle differenziert werden kann.
Das Gleiche gilt auch für den Kopierschutz (der übrigens eigentlich ebenfalls schon seit mehr als einem Jahr faktisch ad acta gelegt wurde, mich sicherlcih in Diskussionen noch mehrere JAhre bgleiten wird.

Wenn Ihnen eine Kopiergeschützte CD nicht zusagt, dann kaufen Sie sie nicht - kaufen sie dafür eine nicht kopiergschützte CD, und der Markt regelt diesen Fehler dann schneller als man denkt.

Aber leider kann man im Posting von "http://blog.techflaws.org" oben lesen, dass man lieber aufgrund Unkenntnis nicht differenziert, sondern einen Komplettboykott ausspricht - und sich nebenbei vielleicht als kostenloses "Benefit" den Content mal ebenso "besorgt".

Vielleicht war die Kausalität aber auch schon vorher anders herum: Filesharende P2P-Mitglieder reden sich gerne das Gewissen rein und tauschen nahezu beliebige Argumente aus - solange Sie nur ihr Tun rechtfertigen.

Was wir hier haben ist eine Demokratisierung der Wahrheit im Internet: Die Information, die den meisten Leuten gefällt wird am schnellsten weiter vermittelt, und komplexe Sachverhalte werden auf Stammtischniveau verkürzt. Fakten die einem nicht gefallen, werden nicht reflektiert.

Beispiel gefällig? Zuerst wird oben von Herrn Eckstein eine Studie ins Feld geführt, die ich argumentativ entkräfte. Leider hat Herr Eckstein augenscheinlich die Studie selbst nicht gelesen und diskutiert nun an anderen Stellen weiter. Das Argument, dass die Studie Humbug sei "Kkrepiert" nun irgendwo in diesem Thread. So kann man argumentativ natürlich gegen eine Überzahl nicht gewinnen.

Die Abmahnstrategien der Musikindustrie sind (leider) derzeit die einzigen Waffen mit denen die Bundesregierung die Musikindustrie ausgestattet hat, um Filesharing zu begehen. Ich halte diese Strategien ebenfalls nur für bedingt tauglich, aber leider sind uns sonst die Hände gebunden. Dass die Abmahnungen jedoch unter "Umgehung der Rechtssprechnung" stattfinden, halte ich für ein Gerücht.

Ich fände alternativ eine Strategie, in der vornehmlich die von Urheberrechtsverletzungen profitierenden Portale (Also Filesharing-Portale, 1-Click Webhoster, etc.) für den Inhalt ihrer Kunden verantwortlich gemacht werden deutlich zielführender:

Um es plakativ auf den Punkt zu bringen:

Derzeit haben wir mehrere Ameisenhaufen im Garten, und die einzige Möglichkeit, die der Gesetzgeber uns in die Hand gibt ist es, jede Ameise einzeln abzumahnen, anstatt einmal strafrechtlich auf den Ameisenhaufen drauf zu treten.

ZUkm Vergleich: Jeder Forumsbetreiber kann bei Kenntnis für die Inhalte des von ihm administrierten Forums verantwortlich gemacht werden, aber Filesharingportale dürfen weiterhin wissentlich urheberrechtlich geschütze Inhalte anbieten und davon profitieren.

Ich finde, das Bundesjustizministerium hat es sich mit den Urheberrechtsnovellen vergleichsweise einfach gemacht, und den schwarzen Peter der juristischen Verfolgung auf die eh' bereits geschädigten Branchen abgewälzt.

Und nun zahlen wir die PR-Zeche dafür.

Ich bitte um Verständnis, wenn ich aus Zeitmangel weitere Posts selektiv beantworte.

Gruss,

SH

0

Lieber Herr Bocker,

"Grade das ist ganz originäre Aufgabe der MI: das Pushen der guten, aber (noch?) unbekannten Künstler. Das findet aber - Sie schreiben es selber - de facto nicht statt. Warum nicht?"

Nein, das pushen guter Musik findet immer noch statt. Es wird nur immer schwieriger eine entsprechende Wertschöpfung zu generieren. Und ich glaube ein wesentlicher Faktor, der die Wertschöpfung behindert ist die unkontrollierbare Verfügbarkeit von Musik im Internet, die vor allem bei Newcomern ohne Fanbasis die Kaufentscheidung in die ferne rücken lässt.

Und je weniger man mit einem newcomer verdient, desto weniger kann man auch wieder in Künstlerentwiclung und Promotion investieren. Leider eine Abwärtsspirale.

Schönen Abend noch!

SH

0

Einfach nur erbärmlich, wie die Vertreter der Musikindustrie hier argumentieren...beratungsresistent bis zum abwinken und wenn nichts mehr geht, kommt dann die Allzweckwaffe Angie zum Einsatz und regelt das...lächerlicher kann man sich eigentlich gar nicht mehr machen.
Nun, die Zukunft wird zeigen das die Herrschaften der Musikindustrie sich verrechnet haben...wie schon so oft.

0

Seiten

Kommentar hinzufügen