Fahndung á la FBI: Verdächtige zwecks Festnahme ins Land locken?

von Jan Spoenle, veröffentlicht am 15.11.2008

Das US-amerikanische Tech-Magazin Wired und mit etwas Verspätung und unter Berufung auf Wired auch Spiegel Online und Heise berichteten diese Woche darüber, dass der Spielehersteller Valve gemeinsam mit dem FBI einen Plan ausgeheckt haben soll, um den deutschen Hacker Axel G. alias Ago zwecks Festnahme in die USA zu "locken".

Der zur Tatzeit 21-jährige war im Jahr 2003 in die IT-Systeme der Spielefirma eingedrungen und hat sich dort unbefugt den Quellcode für das damals in Planung befindliche Spiel Half Life 2 kopiert bzw. verschafft. Daneben wurde Axel G. als Programmierer der Malware "Agobot" bekannt. Er wurde von einem deutschen Gericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Interessant ist, dass Wired in dem ursprünglichen Artikel eine ähnliche Aktion des FBI aus dem Jahr 2001 erwähnt. Auch damals hatte man anscheinend russische Hacker unter dem Vorwand eines Jobangebots in die Vereinigten Staaten gelockt, um sie dort festzunehmen und auf der Grundlage des eigenen Rechts gegen sie vorzugehen. Ist das eine Standard-Verfahrensweise der amerikanischen Behörden? Wird so etwas lediglich dann probiert, wenn man ob der Ohnmacht gegenüber digitalen Verbrechen und der gelegentlich leidlichen Kooperationsbereitschaft in den Heimatstaaten der mutmaßlich verantwortlichen Personen überdrüssig wird? Und was sagen deutsche Strafverfolger zm Einsatz einer solchen "Ermittlungsmaßnahme" ... ?

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7 Kommentare

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Unglaublich, dass eine vier Jahre alte Info nochmal in die Medien kommt. Das ist doch alles seit Jahren hinlänglich bekannt. Schon damals gab es Artikel darüber, dass der Hacker nach intensiven Gesprächen mit dem Half Life-Chef bereit war, für ein Jobangebot in die USA zu reisen und dort vom FBI festgenommen werden sollte.
Die Initiative ist aber wohl nicht vom FBI ausgegangen, sondern von Valve.

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Kleine Korrektur: Es muss natürlich Valve-Chef heißen, soweit ich weiß hat Gabe Newell damals eine Vertrauensbasis zu dem Hacker aufgebaut, nachdem dieser sich per Mail bei ihm gemeldet hat.

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Mag sein, das hab ich damals nicht direkt mitbekommen. Ich wüsste jedoch nicht, dass damals im Beck-Blog erschöpfend darüber diskutiert wurde, inwieweit das FBI üblicherweise Personen ins Land lockt, die im Falle einer Anklage in Abwesenheit nicht ausgeliefert werden dürften ;-) Warum sollten wir es also nicht jetzt tun?

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Grundsätzlich habe ich da ja auch gar nichts gegen, es irritiert mich nur sehr. Das sind irgendwie nicht wirklich Neuigkeiten, trotzdem ist es in den letzten Tagen auf mehreren großen Nachrichtenseiten zu lesen gewesen.
Wobei der Hacker wie gesagt nicht vom FBI ins Land gelockt werden sollte, sondern von Valve. Irgendwo verständlich. Als Unternehmer würde ich auch versuchen, dass der Hacker irgendwo verurteilt wird, wo ich mit dem Rechtssystem etwas anfangen kann und wo ich in etwa abschätzen kann, wie es läuft.

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In den USA bestehen noch ganz andere Möglichkeiten. Dort können auch Leute verurteilt werden, die gewaltsam in das Land gebracht wurden. Meines Wissens sind bereits mehrfach Leute im Ausland entführt, in die USA gebracht und dort verurteilt worden.

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Guten Tag,
falls die Informationan alt gewesen sein sollten, wäre es nicht schuld von Wired, sondern unsere, des SWR: Wired hatte die Informationen zu der Geschichte von uns bekommen. Sie hätten den SWR als Quelle auch bequem dem Wired-Artikel entnehmen können, der Sie korrekt genannt hat. Hier unser Beitrag: http://www.swr.de/contra/-/id=7612/nid=7612/did=4168936/16n58ya/index.html

Beste Grüße,
Kai Laufen

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Hallo Herr Laufen,

Schön zu hören, dass Sie erneut eine interessante Story aus dem Bereich Internetkriminalität recherchiert haben. Sie scheinen gut in der Materie drin zu sein - haben Sie das von Kevin Poulsen versprochene "I Spotted the Fed"-Shirt bereits erhalten? Der Beitrag zum Thema Dark Market war hervorragend; leider laufen solche Reportagen selten dort, wo Millionen unbedarfter Internetnutzer zuhören oder -sehen ...

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