Viel Schweigen - Polizisten sollen Ermittlungen zu Todesschüssen behindern

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 18.01.2009

Am Silvesterabend gegen 18:00 Uhr wurde ein mit Haftbefehl gesuchter, unbewaffneter Straftäter im brandenburgischen Schönfließ von einem Berliner Polizisten aus nächster Nähe erschossen, als er festgenommen werden sollte. Gegen den 34 Jahre alten Berliner Kommissar wird wegen Verdachts des Totschlags ermittelt.

Zwei Kollegen des Beschuldigten haben zunächst ausgesagt, dass sie wegen der Silvesterknallerei nicht genau gemerkt hätten, wann und in welche Richtung ihr Kollege geschossen habe. Anwohner hingegen wollen von lauten Feuerwerkskörpern zur Tatzeit nichts mitbekommen haben. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin vermutet, die beiden Kollegen wollen ihren beschuldigten Kollegen nicht in Bedrängnis bringen. Deshalb sollen diese nunmehr richterlich vernommen werden.

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6 Kommentare

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Der Sachverhalt wird wohl rein gutachterlich mit hohem Aufwand geklärt werden müssen. Auf der einen Seite ist dies bedauerlich, da hier wie in kaum einer anderen Tatsituation hinreichend verlässliche Zeugenwahrnehmungen vorliegen dürften. Auf der anderen Seite ist man doch über die technischen Möglichkeiten froh, mit denen letztlich die unbestreitbare Drucksituation der Zeugen ausgeblendet werden kann. Denn Vorwürfe gegen die Zeugen fallen (den Medien jetzt schon!) leicht - damit allein ist der Sachverhalt aber noch lange nicht geklärt.

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Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gestern auf S. 58 berichtete, müssen die Sachverständigen schon sehr viel zur Tataufklärung beigetragen haben: Die Staatsanwaltschaft ginge jetzt davon aus, dass der Polizeibeamte durch die Fahrertür auf das unbewaffnete Opfer gefeuert hat, "gleich zu Anfang, als er quasi direkt neben ihm steht."

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Wie in vielen, vielen anderen Fällen (man mag sie schon nicht mehr alle benennen)wird auch in diesem Fall solange ermittelt bis sich auch der letzte Zeuge nicht mehr genau erinnern kann und somit heißt es dann: IM ZWEIFELSFALL...." und damit ist der Freispruch für diesen.......... IM NAMEN DES VOLKES abgesichert.
Und wir alle schauen einfach nur zu und vertrauen dieser stinkenden Demokratie.
Deutsches Volk werde endlich wach, sonst bist du oder eines deiner Kinder das nächste Opfer!!!

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Barni, schöne Kneipenparolen. Ich denke wir leben schon ziemlich gut mit unserer Demokratie und Justiz.

Die Polizisten schweigen...
Ich kann mir vorstellen, wenn man über Jahre, gerade in einer zivilen Einheit der Polizei, mit diesem Kollegen Dienst verrichtet hat, sind die emotionalen Bande so eng, dass eine Aussage einfach vom Kopf her ausfällt.
Es wäre, als würde man gegen seine Familie aussagen.
Da wird man auch mit jeglichen Beugemitteln nicht weit kommen.

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wie mein vorredner schon sagt: man kann von zeugen nicht eine objektive aussage erwarten, wenn sie emotional mit den beteiligten verbunden sind. das ist doch ein alltägliches problem, könnte jeden von uns treffen, nicht nur polizeibeamte. klar, dass sie versuchen, sich rauszureden (nichts gesehen, nichts gehört). da ist es ganz egal, obs eine demokratie ist oder eine "stinkende" demokratie.
anders wäre es, wenn auch staatsanwaltschaft oder gerichet sich am vertuschungsmanöver beteiligten. so sieht es ja im moment nicht aus.

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