Benutzeranmeldung
Jetzt Mitglied werden
Neueste Beiträge
Viel diskutiert
Neueste Kommentare
Evelynn kommentierte zu Auto wurde in Italien beschlagnahmt: Was ist mit der deutschen Kfz-Steuer?
Gast kommentierte zu BVerfG und Online-Durchsuchung
Gast kommentierte zu BVerfG und Online-Durchsuchung
Vitto Cheri kommentierte zu TransPerfect: a fateful inquiry, push-back, and the Streisand effect
Meine Kommentare
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Diese Dämpfer scheinen ja doch schon 2009 recht bekannt gewesen zu sein.
Genau eine Woche vor der Tat in Babenhausen gab es eine Tat in Eislingen, bei dem dortigen Dämpfer aus einer Cola-Flasche wurde auch ein perforiertes Alu-Rohr mit eingebaut, dort sollen einfache Kabelbinder oder Klebebänder zur Fixierung verwendet worden sein. Leider sind Analysen der dortigen Schmauchspuren nicht bekannt geworden, evtl. ob es auch einen Kontakt eines Projektils mit dem Alurohr gab. Es soll sehr schwache Spuren von Schmauch nur gegeben haben, der STERN und andere Medien berichteten ausgiebig über diesen Fall.
Bei der Debatte um Spuren von Messing von Hülse oder Projektil müßte auch zwischen rein mechanischem Abrieb und thermischen Schmauch unterschieden werden, denn Messing ist ja eine Legierung aus den Elementen Kupfer und Zink, die dann spektroskopisch im Schmauch getrennt nachgewiesen werden können. Als mögliche Fremd-Kontaminationen von Gegenständen / Asservaten könnte man auch noch an Kontakten mit Schweißräuchen denken. Das sind dann aber Spekulationen.
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Das sind alles Fragen, die damals im Prozeß hätten gestellt werden können.
Eine fällt mir dazu noch ein:
Wie sieht der Schmauch aus Platzpatronen in seiner elementaren und prozentualen Zusammensetzung aus, die die einfachen Soldaten damals ja viel häufiger als die scharfe Munition verschossen hatten?
Bisher lese ich immer Debatten über echte Patronen und deren Schmauch. Die Kriminalistik beschäftigt sich naturgemäß ja nicht mit Platzpatronen.
Woher die Aluminium-Spuren aber kommen könnten, das ist natürlich eine interessante Frage, wie die fehlenden DNA-Spuren von Hr. Darsow.
Übrigens, daß Bauschaum-Partikel auch durch den Gasdruck verteilt werden können, nicht durch das Projektil, das ist ja keine Frage. Wie weit die fliegen, eine andere, ob sie evtl. unbeabsichtigt weiter verteilt wurden, eine dritte. Da es den Boden der PET-Flasche bei Versuchen abgerissen hatte, sind solche Partikel ja sicher weit verteilt worden, der Täter könnte die großen Trümmer auch eingesammelt haben, außerdem kann er ja mehrere dieser primitiven Dämpfer dabei gehabt haben für alle Fälle.
Bei einem abgeschliffen Korn einer präparierten Waffe sind die einfach aufzustecken oder auch zu schrauben, evtl. auch mit Hilfe einer speziellen Muffe, die weiter hinten am Lauf angebracht ist und auch Querbohrungen des Laufes in den Dämpfer noch einbeziehen könnte, das schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Für einen findigen und kundigen Bastler wäre das alles kein Problem, ein Auftragsmörder oder Profikiller käme sicher mit einer anderen Waffe mit Dämpfer, schießt aber auch vermutlich nicht so oft herum.
Daß an den Händen und Haaren von Hr. Darsow nach längerer Zeit nichts mehr an Schmauchspuren gefunden wurde, ist klar, also das ist keine Entlastung.
Die Verteidigung hätte m.E. besser sein können, ich würde als Angeklagter, der sich unschuldig bekennt, auch die Fragen des Gerichts und des StA geduldig beantworten, auch selber Fragen und Beweisanträge stellen, wenn es doch um meinen eigenen Kopf geht. Fragen erst nach dem Prozeß dann zu stellen, das ist schon etwas spät, oder nur auf die Revision und die Verteidiger zu vertrauen.
Falsche Strategie m.E., aber viele Verteidiger empfehlen das ja ihren Mandanten so, im Prozeß zu schweigen.
Nach den Presseveröffentlichungen war die Verteidigung ja noch sehr zuversichtlich im Prozeß.
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
2 kleine Anmerkungen noch:
1. Die Skripte aus St.Gallen in der Schweiz sind über Google zu finden, der Link scheint nicht zu funktionieren.
2. Auf meinen Bundeswehrhosen hatte ich oft völlig verschmauchte Waffenteile beim Waffenreinigen abgelegt gehabt.
Kameraden hatten im Kasernen-Keller auch mit privaten Waffen und Munition auf einer dortigen Schießanlage geschossen, also können alte Bundeswehrhosen viele Partikel aus Schmauch aller Sorten tragen, nach dem Waschen bei der Bundeswehr mit den Hosen anderer Soldaten zusammen in einer Trommel kann ich mir auch alles andere noch an Partikeln vorstellen, die da danach noch anhaften könnten.
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Werte Kommentatoren,
weitere Diskussionen wären ja doch reizvoll, ein Beispiel für die vielen Fehler, die auch Experten machen, will ich Ihnen aber doch nicht vorenthalten zum Schluß.
In einem Skriptum (PDF) zur Rechtsmedizin aus der Schweiz (R E C H T S M E D I Z I N Skriptum - Teil 1 13. überarbeitete Version 2010) bin ich auf diesen Passage gestoßen (Zitat):
"Beim Verlassen des Laufs wird Geschoss von den Pulver-Verbrennungsgasen (= Schmauch = Rückstände des Zünd- und Treibsatzes) kurz überholt.
Die explosionsartige Entspannung der Gase an der Laufmündung bewirkt den Knall und gleichzeitig den Rückstoss der Waffe. Die schmauchhaltigen Gase breiten sich strahl- und wolkenartig in die Umgebung aus und können sich auf der Schuss-Hand und anderen Gegenständen niederschlagen."
Link:
(www.dieaufdecker.com%2Findex.php%3Faction%3Ddlattach%3Btopic%3D190.0%3Ba...)
Der Rückstoß der Waffe ist ja auch noch durch die Impulserhaltung bedingt und physikalisch ein Kraftstoß. Die Verhältnisse an der Mündung sind nur ein Teilaspekt. Die bereits jedem Schüler bekannte Beziehung dazu ist Kraftstoß (Rückstoß auf die Waffe) gleich Impulsänderung des Projektils. Kommt vorne ein Projektil (mit einem Gasstrahl zusätzlich) heraus, dann entsteht bereits ein Rückstoß auf die ganze Waffe aus der Impulserhaltung. F mal Delta t ist gleich m mal Delta v.
Trennen sich bereits Projektil und Hülse direkt nach der Zündung, wirkt der Rückstoß zuerst auf die Hülse und die damit verbundenen Waffenteile. Und der Knall hat ja auch noch diverse Ursachen, wie ggf. den Überschallknall als Stoßwellenschleppe.
Wer auch noch mit dem Gewehr G3 und mit Platzpatronen (mit und ohne den verchromten Aufsatz für Platzpatronen, der das Durchladen aus dem Magazin sicherstellt) / scharfer Munition geschossen hat, weiß das doch ebenfalls, auch ohne ein Studium.
Die Pistole P1 kenne ich nur im scharfen Schuß.
Aber es soll ja auch Juristen geben, die selber das alles nicht kennen als Wehrdienstverweigerer.
Beste Grüße, auch an diese, sowie an alle anderen Experten
Günter Rudolphi
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Steffler,
bei diesem Thema ("Schmauch" als Oberbegriff) sind alle Laien doch überfragt. Es mag vielleicht unterschiedliche Einschätzungen in den Ländern BRD (beim BKA) und USA (beim FBI) geben, wie es der Wikipedia-Artikel ("Schmauch") darstellt, der ja auch nur von Laien stammt, darum wäre es m.E. besser, nicht nur nach diesem Stichwort zu recherchieren, sondern auch noch nach dem viel ergiebigeren Stichwort "Schmauchspuren", wobei bei Google gleich am Anfang auch eine Seite des BKA erscheint, die ich auch verlinke:
http://www.bka.de/nn_240276/DE/ThemenABisZ/Kriminaltechnik/Sachbeweise/Toetungsdelikte/Schmauchspuren/schmauchspuren__node.html?__nnn=true
Die von Ihnen genannte Doktorarbeit habe ich mir aber auch angesehen. Das Thema überlasse ich lieber den Experten und deren Diskussion. Gespannt bin ich natürlich schon, wie ein Antrag auf Wiederaufnahme gemäß der StPO nun begründet wird. Weiter möchte ich aber dazu jetzt nichts mehr schreiben, denn da haben die wirklichen Sachverständigen sinnvoller Weise das Sagen, was aber nicht heißen soll, daß auch die nicht manchmal Fehler machen.
Alles schon erlebt, übrigens auch schon mal einen (mich überraschenden btw.) Freispruch i.d.p.r. des Angeklagten von der Schwurgerichtskammer mit Volker Wagner als Vorsitzenden bei nicht ausreichenden Indizien/Beweisen, da gab es noch mindestens einen zweiten konkreten und auch benennbaren Tatverdächtigen, der sich aber abgesetzt hatte, dieser Fall ist daher m.E. auch nicht wirklich vergleichbar.
Beste Grüße
Günter Rudolphi
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Meine konkreten Fragen wären noch:
Wann traf die Polizei am Tatort ein?
Denn einmal lese ich:
Bei der Verhandlung kam raus, dass noch nicht einmal der Todeszeitpunkt bekannt war. Die Aussage vom Gerichtsmediziner war: "Dafür hatten wir keinen Auftrag".
(Quelle ist: http://www.doppelmord-babenhausen.de/Indizien.htm)
Dann lese ich:
Todeszeitraum von Petra T.: 16.04.2009 17:22 Uhr bis 17.04.2009 7:22 Uhr
(Quelle ist: http://www.doppelmord-babenhausen.de/Zeitschrift-Tatzeit.htm)
Wie wurden der/die Todeszeitpunkt(e) bzw. die wahrscheinlichen Todeszeiträume ermittelt?
(Nach welchen Verfahren der Todeszeitpunkt-Bestimmung und mathematisch-statistischen Methoden zur Auswertung und der Bestimmung der Fehlergrenzen/-toleranzen, d.h. Mittelwert und Standardabweichung bei einer Gauß-Verteilung als angenommene Hypothese?)
Bei so einer Indizienlage haben die Sachverständigen ihren großen Auftritt ........
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Nachtrag:
Ausgesprochen schade ist, daß der Dr. hc. Strate nicht der damalige Verteidiger von Hr. Darsow war, denn das wäre sicher ein besonderer Genuß für das Publikum gewesen, wenn Volker Wagner und Gerhard Strate im Prozeß damals aufeinander gestoßen wären.
Sollte es doch noch zu einer Wiederaufnahme kommen, dann allerdings mit anderer Besetzung auf der Richterseite und nicht mehr bei der 11. Großen Strafkammer (Schwurgerichtskammer) des LG Darmstadt.
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Werte Mitkommentatoren,
den Darsow-Prozeß habe ich leider nicht unmittelbar im LG Darmstadt verfolgt, auch leider nicht den Arnold-Prozeß mit dem Fehlurteil. Wohl aber etliche andere Prozesse bei den Vorsitzenden Richtern Wagner (Darsow) und Dr. Trapp (Arnold).
Ohne direktes Prozeß-Wissen, nur auf der Basis von Presse-Veröffentlichungen darüber, ist es m.E. unmöglich, sich substantiiert und seriös zu Details zu äußern.
Allgemein gehalten aber ist die Idee, mit einem solchen Dämpfer viele Schüsse abgeben zu wollen, reichlich abstrus und nicht besonders planvoll gewesen.
Es dürften sich auch viele alte Armeewaffen noch in Privatbesitz befinden, trotz der wenigen bisherigen Waffenamnestien. Wer eine Erbwaffe erhält, müßte sie auch sofort bei der Polizei melden, das wird aber nicht immer gemacht und danach ist es mit dem Risiko verbunden, gegen das WaffG zu verstoßen bei verspäteter Meldung. Klar, daß viele dann diese Waffen nicht mehr melden.
Als noch viele Amerikaner in der BRD stationiert waren, auch in Babenhausen gab es ja eine große Garnison und ein ausgedehntes Rotlichtviertel, war es auch nicht schwer, über einen GI an Munition aus den Staaten zu kommen. Wer etwas "Interessantes" zum Tauschen hatte, war sowieso immer im Vorteil.
Damit möchte ich aber zu keinen Spekulationen Anlaß geben im Fall Darsow, da ist die Indizienlage schon sehr dünn.
Insbesondere frage ich mich, wo die genauen Photos und Videos sind vom Tatort, die genauen Temperaturmessungen der Umgebung und der Kerntemperaturen beim Auffinden der Leichen, um auch eine genaue Bestimmung der Todeszeiten und der Toleranzen dafür zu ermöglichen, wofür es außerdem verschiedene Verfahren noch gibt bei den Rechtsmedizinern.
Aber wie gesagt, ich war bei diesem Prozeß ja leider nicht dabei.
Beste Grüße
Günter Rudolphi
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Diese Frage hätte im Prozeß gestellt werden können. Ob sie aber Tat-relevant war/ist, hat das Gericht dann zu entscheiden.
Das ist m.E. keine gute Begründung von Richter V. Wagner (oder hat das der Sachverständige etwa so behauptet?), ein halbwegs geschickter Bastler kann auf nahezu jede Pistole so ein Konstrukt montieren, über dessen Geräuschdämpfung, also Wirksamkeit, sowie Haltbarkeit, damit auch Tauglichkeit, man allerdings als Bastler schon einige Versuche anstellen sollte. Überzeugend ist das aber nicht, warum dann ein Täter sich nicht etwas Komplettes illegal besorgt hat. Eine Erklärung dafür wäre, es hat sich um eine Erbwaffe o.ä. gehandelt. Haushaltsauflöser finden übrigens auch öfters solche Waffen, oft auch mit Munition, alte Munition in der Regel, aber ohne Schalldämpfer natürlich, denn das ist ja dann schon ein Sonderfall.
MfG
Günter Rudolphi
Rudolphi kommentiert am Permanenter Link
Aber das ist doch nur das ganz grobe Setting! Die genaue Geometrie der Züge und Felder im Quer- und Längsschnitt ist außerdem wichtig und die Waffensachverständigen schauen sich die Projektile auch mikroskopisch genau an. So lassen sich außerdem Rückschlüsse auf das Alter der Waffe und ihre Abnützung / Korrosion ziehen.
Eine alte Waffe aus dem Weltkrieg vom Opa und eine aus dem Waffenladen unterscheiden sich für die Fachleute auch anhand der damit verschossenen Projektile. Anders könnten doch auch nicht Projektile einer ganz bestimmten Waffe zugeordnet werden durch Vergleichsmikroskopie.
Die Kriminaltechnik arbeitet heute labormäßig und mit Datenbanken, nicht mehr so wie Sherlock Holmes.
Seiten